Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
Engelsgeliebte.«
Sie räkelte und streckte sich. »Ein Engel, der ein Bad nötig hat.«
»In deinem Gemach ist eine Sitzwanne. Ich werde heißes Wasser für dich bringen. Und dann reiten wir aus.«
Er traf Emma in der Küche beim Frühstück mit Bertha Clegg an. »Guten Morgen, meine Damen. Sicher freut es Euch zu hören, dass Velvet meine Frau werden will und wir Roehampton zu unserem Wohnsitz wählen. Das erfordert natürlich mehr Personal. Würdet Ihr eventuell in meine Dienste treten, Emma?«
»Aber sehr gern, Lord Montgomery. Ich bin lieber auf dem Land als in der Stadt. Dort machen mir die Soldaten Angst.«
»Meinen Glückwunsch, Mylord. Emma ist für mich ein wahrer Segen«, ließ Mrs Clegg sich vernehmen.
»Soll ich Mistress Cavendish das Frühstück hinaufbringen, Sir?«
»Nur Brot und Honig, Emma. Wir reiten aus, sobald sie gebadet hat. Ach, übrigens, ich war über zehn Jahre Soldat.«
Emma warf ihm einen anerkennenden Blick zu. »Ja, aber Ihr seid Cavalier, Mylord. Es sind die verdammten Rundköpfe, die ich fürchte.«
Greysteel verbeugte sich galant vor den Damen, ehe er einen großen Eimer mit dampfend heißem Wasser füllte und damit hinausging.
Bertha, die einen frischen Brotlaib durchschnitt, sagte versonnen: »Wie romantisch … und es ist nicht die erste Liebesehe, die dieses alte Haus stiftet. Die Legende will wissen, dass jedes unverheiratete Paar, das unter seinem Dach schläft, sich Hals über Kopf ineinander verliebt.«
»Mistress Cavendish ist seit ihrem siebenten Lebensjahr mit Lord Montgomery verlobt«, wandte Emma ein.
»Das schon, aber wie viele Paare, deren Heirat arrangiert wurde, verlieben sich tatsächlich? Das macht die romantische Atmosphäre von Roehampton.«
Zwei Stunden später ließen Greysteel und Velvet das Dorf Richmond hinter sich, wo er ein Rasiermesser und andere Dinge gekauft hatte. Auf dem Rückweg nach Roehampton, nur eine Meile von ihrem Ziel entfernt, deutete er zum Himmel. »Siehst du die dunkle Linie über dem Himmel? Sie zeigt an, dass kälteres Wetter kommt.«
»Unser schöner Sommer ist vorbei«, klagte sie. »Ich weiß, dass wir September haben, aber ich habe keine Ahnung, welches Datum.«
»Heute ist der dritte September«, sagte er leise. »Der Jahrestag der Schlachten von Dunbar und Worcester. Beide fielen mit einem Jahr Abstand auf das gleiche schicksalhafte Datum.«
»Charles kämpfte bei Worcester und rettete sein Leben durch die Flucht.«
»Ja. Die Bürger von Shrewsbury schlossen die Stadttore vor ihm, und Gloucester ignorierte seinen Aufruf zu den Waffen. Seine zwölftausend Mann aus Nordengland und aus Schottland waren seit drei Wochen auf dem Marsch und am Ende ihrer Kräfte, als sie Worcester erreichten. Charles sagte damals: ›Für mich heißt es Krone oder Sarg.‹«
»Du warst dabei?«, fragte Velvet erstaunt.
»Ja«, sagte er leise. Große Regentropfen fielen auf sein Gesicht. »Wir werden noch ganz nass. Los, lass uns reiten!«
Da sie gegen die Nässe nichts tun konnten, ergaben sie sich lachend in ihr Los. Im Stalltrakt von Roehampton angelangt, waren sie völlig durchnässt, und ihr Haar klebte ihnen am Kopf. Sie versorgten ihre Pferde und liefen dann Hand in Hand ins Haus, ausgelassen wie Kinder, die sich über einen Streich freuen, und hinterließen Pfützen auf der Treppe. Greysteel kniete vor dem Kamin nieder, um Feuer zu machen, während Velvet Handtücher aus dem Wäscheschrank holte.
Er half ihr, das grüne Reitkleid und ihren Unterrock auszuziehen, und übernahm mit Freuden die Aufgabe, ihr Haar zu trocknen, während sie in Strümpfen und Stiefeln vor ihm stand. Dann zog er sich aus und hängte seine Sachen zum Trocknen ans Feuer. »Die Natur ist mit mir im Bunde, dich von deinen Kleidern zu befreien.«
Sie wurden sofort ernst, als Emma anklopfte. »Ich bringe den Lunch … ich lasse alles hier draußen stehen.«
»Danke.« Velvets Augen blitzten vor Übermut. »Eines Tages … sehr bald … werden wir es bis hinunter ins Speisezimmer schaffen.«
Während ihre Sachen trockneten, wussten die Liebenden die Situation zu nutzen. Als der Regen am frühen Nachmittag aufhörte, öffnete Velvet das Fenster und trat dann zu Greysteel, um ihm beim Rasieren zuzuschauen. Pferdegetrappel und erhobene Stimmen ließen beide ans Fenster treten. Alfred sprach mit ernster Miene mit einem Mann hoch zu Ross.
»Was ist los?«, rief Greysteel hinunter.
»Oliver Cromwell ist tot, Mylord!«
9
»Kann etwas so Erstaunliches
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