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Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Entsetzen zurückzuckend den Ärmel los.
    Schaudernd ging sie ans Feuer, um sich die Hände zu wärmen. Trotz des Feuers war sie am ganzen Körper eiskalt. Sie führte die Hände an die Schläfe, um ihren bösen, argwöhnischen Gedanken Einhalt zu gebieten. Dann nahm sie ihren Mantel, zog sich ins Wohnzimmer zurück und setzte sich. In die Flammen starrend, saß sie reglos da, während das Licht des Spätnachmittags verblasste und die Dämmerung einsetzte.
    Velvet vermochte ihre wirren Gedanken nicht zu zügeln. Sie wanderten zu dem Brief, den Greysteel geschrieben hatte, und schließlich gab sie der Versuchung nach. Sie begab sich hinunter in sein Kontor und versuchte, das Schubfach zu öffnen. Als sie es verschlossen vorfand, vervielfachte sich ihr Argwohn. Ehe er aus dem Haus ging, kam er hierher und schloss das Fach ab! Obwohl sie nicht glauben wollte, dass er sie hinterging, war ihr klar, dass er Geheimnisse hatte und sie zu verbergen suchte.
    Ihr Blick fiel auf einen Brieföffner. Sie griff danach, führte die Spitze vorsichtig ins Schlüsselloch ein und versuchte, das Fach aufzusperren. Als es nicht klappte, begann sie verzweifelt zuzustoßen. Schließlich war das Schloss aufgebrochen, und sie konnte das Schubfach herausziehen.
    Plötzlich bekam Velvet Angst davor, was sie finden würde. Sie schloss die Augen und flüsterte: »Bitte … nicht!« Ihren ganzen Mut aufbietend, schlug sie die Augen auf. Als Erstes sah sie einen versiegelten Briefumschlag. Ihr Finger berührten das Siegel, das wie vermutet noch weich und warm war. Sie brachte es nicht über sich, das Siegel zu brechen und den Brief zu lesen, aus Angst, dass der Inhalt sie mit Abscheu erfüllen würde.
    Unter dem Umschlag entdeckte sie andere Briefe. Sie überflog sie auf der Suche nach Namen, sah aber nur Ziffern, die eine Art Nummerncode sein mussten. Die Briefe waren nicht unterschrieben, aber einer, der den Überbringer ermächtigte, als Kurier zu fungieren, trug das Amtssiegel der Stadt Edinburgh. Velvet schnappte nach Luft. Ihr Verdacht erhärtete sich zur Gewissheit. Dann geriet ihr ein Stück Papier in die Finger, das ihren Geliebten vollends verdammte.
    Das ist ein Geleitbrief für Greysteel Montgomery, ausgestellt von General George Monck! Velvet wusste, dass Monck nicht nur die schottische Armee befehligte, sondern vom verhassten Oliver Cromwell auch mit der Regierungsgewalt über Schottland betraut worden war.
    Ihre Hand zerknüllte den Brief, während ihr Verstand aufschrie und alles leugnete. Dann erfasste sie sonderbare, ominöse Ruhe. Sie steckte das verdammende Stück Papier in ihr Leibchen. Wie in Trance ging sie wieder hinauf und wartete auf Montgomerys Rückkehr.
     
    Greysteel nahm zwei Stufen auf einmal. Er öffnete die Tür zum Wohnzimmer. »Velvet, warum sitzt du im Dunkeln?«
    »Du hast mich mit Absicht im Dunkeln gelassen!«
    Er entzündete die Lampe und starrte sie verständnislos an. Nun erst sah er, wie bleich sie aussah, sah auch, dass ihre Augen anklagend funkelten. Sein Inneres krampfte sich zusammen, und sein Instinkt riet ihm, sich gegen ihr Verdammungsurteil zu wappnen.
    »Du hast die Seiten gewechselt … du bist ein Verräter!« Sie schleuderte ihm die Worte wie Pfeile mit stählernen Spitzen entgegen, und sie trafen ihr Ziel.
    »Du elender Feigling! Du hast nicht nur Charles betrogen, sondern auch dein Land und mich!« Sie hielt ihm den Geleitbrief mit dem Ausdruck tiefster Verachtung entgegen.
    Seine wilden grauen Augen ließen sein Gesicht starr und undurchdringlich aussehen. Sie konnte ihn nichts nennen, was er sich nicht schon selbst genannt hatte. Es war schlicht und einfach Schwäche, die ihn zum Verbündeten General Moncks gemacht hatte. Greysteel konnte vor der Frau, die er heiraten wollte, keine Entschuldigung vorbringen. Im Moment wurde er von Selbstverachtung verzehrt. Er würde seine Schande nicht noch vermehren, indem er ihr die Umstände erläuterte wie ein Mitleid erregender, um Verständnis und Vergebung flehender Bittsteller. Waren meine Absichten auch ehrenhaft, so waren es meine Handlungen nicht. Zu behaupten, dass der Zweck die Mittel heiligt, ist unmoralisch.
    »Wie du Charles verraten konntest, geht über mein Begriffsvermögen.«
    Eifersucht flammte in ihm auf. »Velvet …«
    »Rühr mich nicht an!«, rief sie aus. Plötzlich erschien er ihr als finster, dominant und gefährlich. Angst bestimmte ihr Handeln. Sie griff nach ihrem Mantel, lief an ihm vorüber und die Treppe hinunter.
    Er

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