Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
stürzte ihr nach und packte ihren Arm. »Du kannst nicht allein in der Dunkelheit hinaus.«
Sie reckte ihr Kinn und zischte: »Hände weg, Sir. Mir wird sonst übel. Auf der Straße bin ich sicherer als hier allein – mit der Inkarnation des Teufels.«
Er ließ sie los und sah ihr traurig nach, als sie davonlief.
Er ging ihr nach, hielt eine gewisse Distanz ein, bereit, zur Stelle zu sein, wenn eine Bedrohung einträte. Sie erreichte die Ecke, und er sah, wie sie in eine Droschke stieg. Still stand er da, noch lange nachdem der Wagen losgefahren war. Schließlich kehrte er mit langsamen, schuldbeladenen Schritten zu seinem Haus zurück.
Er ging in sein Kontor und entzündete eine Lampe. Dann warf er einen Blick in das offene Schubfach mit dem aufgebrochenen Schloss und sah erstaunt, dass das Siegel auf dem Brief, den er an Monck geschrieben hatte, noch intakt war. Es war eine Ironie des Schicksals, dass Velvet, hätte sie den Brief gelesen, gesehen hätte, dass er versuchte, den General zu überreden, sich mit seiner Streitmacht hinter Charles Stuart und nicht hinter Richard Cromwell zu stellen.
Nur ein Tag noch, und wir wären verheiratet gewesen! Er stieß das Schubfach mit einem Fluch zu. Du hättest deine Rolle Velvet auch nicht enthüllt, wenn du verheiratet gewesen wärest. Dann schon gar nicht, gab ihm seine innere Stimme ein. Niemals würde ich meine Frau in etwas hineinziehen, das gefährlich oder gar mit Unehre behaftet wäre. Ihm dämmerte, dass es vielleicht ein Glück war, dass sie nicht verheiratet waren. Zumindest jetzt noch nicht – nicht, bis diese Sache ein für alle Mal bereinigt ist.
Velvet war schmerzlich bewusst, dass sie außer nach Bishopsgate nirgends hingehen konnte. Sie hatte sich davongestohlen und musste nun wie eine Bettlerin um Einlass und Herberge bitten. Als die Droschke vor dem Haus in Bishopsgate eintraf, gab Velvet dem Kutscher eine silberne halbe Krone, ohne auf das Wechselgeld zu warten. Mit Hangen und Bangen pochte sie an die Tür, unsicher, welche Erklärung sie der Dowager Countess of Devonshire liefern sollte. Sie bedachte den Diener, der ihr öffnete, mit einem halblauten »Danke« und lief durch die Empfangshalle in den hell erleuchteten Salon.
Christian Cavendish kam ihr mit ausgestreckten Händen entgegen. »Velvet, Liebling, ich hätte nicht gedacht, dass der Tag noch besser würde, aber siehe da, du belehrst mich eines Besseren!«
Das warme Willkommen weckte in Velvet das Gefühl der Unwürdigkeit. »Ich bitte demütig um Entschuldigung, weil ich dich hinterging. Nachdem du mich so gastfreundlich aufgenommen hast, war es böse und undankbar von mir.«
»Du bist gegangen, weil mein Enkel dich belästigte. Ich schickte ihn zu seinem Vater zurück.« Christian lächelte schalkhaft. »Als ich deine Nachricht las und erfuhr, dass dein Ziel Roehampton wäre, fand ich es höchst amüsant, dass du Greysteel direkt in die Arme laufen würdest. Darf man hoffen, dass du eine Ankündigung zu machen hast?«
Velvet beruhigte sich mit einem tiefen Atemzug. »Ja. Lord Montgomery und ich sind nicht mehr verlobt – wir beendeten unsere Beziehung. Wenn du mich wieder aufnimmst, stehe ich ewig in deiner Schuld.«
»Ach, Unsinn, meine Liebe. Wohin sonst sollst du nach einem Streit unter Liebesleuten gehen? Sicher handelt es sich um etwas, das sich wieder bereinigen lässt. An diesem entscheidenden Tag sind die Gefühle aller in Aufruhr. Ich schrieb an Königin Henrietta Maria. Die königliche Familie wird außer sich vor Freude sein, wenn sie von Cromwells Tod erfährt. Hoffen wir, dass sein Ableben das auslösende Element ist, das die Restauration unseres rechtmäßigen Königs bewirkt.«
»Genau meine Überlegungen. Ich hoffe aus ganzem Herzen, dass Charles zurückkehrt.« Ungeachtet all dessen, was dieser Teufel Montgomery sagt! »Könnten wir morgen nach Roehampton fahren und Emma holen?«
»Ja, mein Schatz.« Die alte Dame schenkte für beide Wein ein. »Wir wollen auf den König trinken.«
Velvet hob ihr Glas. »Auf Seine Majestät König Charles Stuart, König von England, Irland und Schottland!« Sie leerte ihr Glas und wehrte nicht ab, als Christian ihr nachschenkte. Sie tranken die Flasche leer, ehe sie auf unsicheren Beinen die Treppe erklommen.
Nach einer schlaflosen Nacht stand Greysteel Montgomery vor Morgengrauen auf und brachte den ganzen Tag damit zu, in London umherzureiten. Er besuchte jeden Stadtteil und hörte sich unter den Reichen, den Armen und
Weitere Kostenlose Bücher