Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Mittler agieren und Eure Worte direkt Charles Stuart übermitteln.«
    »Wie ich schon sagte, werde ich Richard Cromwell öffentlich zum neuen Protektor Schottlands proklamieren. Gleichzeitig aber würde ich insgeheim die Exilierten ermahnen, größte Vorsicht walten zu lassen und nicht unüberlegt zu agieren, falls das neue Regime Anzeichen zeigt, zusammenzubrechen.«
    Montgomery entging die feine Nuance nicht. »Der öffentliche Monck wird für ein neues Protektorat ein Lippenbekenntnis ablegen. Könnte sich der private Monck der Alternative einer Restauration der Monarchie zugänglich zeigen?«
    »So weit würde ich nicht gehen, doch bin ich der Meinung, dass die Rückkehr zu einem frei gewählten Parlament unumgänglich ist. Eine neue Militärregierung ist zum Scheitern verurteilt.«
    Obwohl du nicht bereit bist, dich zu Charles zu bekennen, weiß ich, dass du einer Restauration nicht abgeneigt bist. In deinem Innersten bist du Royalist.
    Moncks runde Augen starrten Montgomery an. »Der Hof der Stuarts wäre gut beraten, wenn er seinen Aufenthalt von einer so betont katholischen Stadt an einen Ort in einem protestantischen Land verlegen würde.«
    »Ein kluger Rat.« Und so klar auf der Hand liegend, dass wir alle im Stuart-Lager hätten darauf kommen können. Greysteel stand auf und streckte seine Hand aus. Als Monck sie bereitwillig schüttelte, spürte Montgomery, dass sie zu einem unausgesprochenen Einverständnis gelangt waren. »General, ich danke Euch für Eure Zeit und Euren wertvollen Rat.«
    Montgomery wusste, dass er keine Zeit verlieren durfte. Sobald man im belgischen Brügge erfahren hatte, dass Richard Cromwell sowohl zum Protektor Schottlands als auch zu jenem Englands proklamiert worden war, war damit zu rechnen, dass verzweifelte Royalisten zahlreiche überstürzte Aufstände anzettelten.
    Da Greysteel in Nottingham Station gemacht und seinen Vater auf dem Weg nach Edinburgh besucht hatte, entschied er, dass auf der Rückkehr nach London ein zweiter Aufenthalt nicht nötig war. Binnen vierundzwanzig Stunden nach seiner Ankunft in Salisbury Court überquerte er den englischen Kanal, wieder in Seemannskluft.
    In Brügge angekommen, fand Montgomery den Exil-Hof in tiefer Verzweiflung an. Nur Charles zeigte seine gewohnte stoische Zurückhaltung.
    »Euer Majestät, ich bin gekommen, um Euch aus erster Hand zu berichten, was sich in London und im übrigen England tut und was die Leute reden.«
    »Ich bin auf deine Ehrlichkeit gefasst. Das wird eine Abwechslung nach den Berichten all der Schmeichler und Schönredner.«
    »Die Beisetzungsfeierlichkeiten für Cromwell haben königliches Gepränge. Ein mit schwarzem Samt drapiertes Wachsbild wurde in Somerset House ausgestellt. Die Schaulustigen standen aus Neugierde Schlange. Als man das Schwarz durch Rot ersetzte und mit Zepter und Krone schmückte, wurde das Schild mit Cromwells Wappen mit Unrat beworfen. Er soll in der Westminster Abbey beigesetzt werden. Die Londoner lieben traditionelle Umzüge, doch ich glaube nicht, dass sie es schätzen, wenn man den Protektor damit ehrt. Nun, da Old Noll tot ist, flüstern manche, wenn auch nicht alle, dass wieder schöne Zeiten kommen.«
    »Damit meinen sie wohl die Wiedereinführung der Monarchie. Ich möchte deine persönliche Meinung zu dieser Sache hören.«
    »Die Zeit ist noch nicht reif. Man würde etwaige Aufstände niederschlagen.«
    Die zynischen Falten in Charles’ Gesicht wurden tiefer, als er lächelte. »Ich bin an Misserfolge so gewöhnt, dass ich mich hüten werde, wieder einen zum Scheitern verdammten Versuch zu unternehmen. Wenn Richard Cromwells Protektorat erste Anzeichen von Schwäche zeigt, könnte ich jedoch in Versuchung geraten.«
    »Hütet Euch vor Versuchungen, Majestät. Sein Protektorat wird ins Wanken geraten, und es wird scheitern. Dies muss man abwarten. Man muss ihm Handlungsfreiheit gewähren.«
    »Ich ahne, dass du mir noch mehr zu sagen hast, Montgomery.«
    »Ich sprach persönlich mit George Monck. Nach Cromwells Ableben ritt ich nach Edinburgh, um den General davon in Kenntnis zu setzen, dass ich nicht mehr als sein Agent arbeiten würde. Ihm ist klar, dass ich Euer Mann bin, Sire. Obwohl Monck Richard Cromwell öffentlich zum Protektor von Schottland ausrief, erwartet er insgeheim sein Scheitern. Er nannte Cromwells Sohn Pleiten-Dick.«
    »Die Frage ist, ob Monck diese hohe Position selbst anstrebt.«
    »Er verfügt über die militärische Macht, um sie Cromwell zu