Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
er mitgewirkt hatte. »In Blau wirkst du sehr ernst und imponierend.«
»Das soll auch so sein. Ich wehrte mich mit Zähnen und Klauen gegen rote Uniformen. Die Garde Seiner Majestät ist nicht nur glänzender Putz für glanzvolle Paraden.«
»Deine Gardisten eignen sich nicht für den Ballsaal. Sicher können sie besser reiten als tanzen. Darf ich später hinunterkommen und mir die Pferde ansehen, die du ausgesucht hast?«
»Selbstverständlich. Ich lud deinen Vater ein, heute Morgen zu erscheinen und uns mit seinem fachmännischen Rat zu helfen. Das wird seinen Kummer über den Verlust von Bolsover vielleicht mildern.«
Velvet biss sich auf die Unterlippe. »Als er gestern nicht zum Bankett kam, fürchtete ich, dass er von Bolsover erfahren hätte und außer sich war.«
»Sicher wird er befriedigt sein, wenn er erfährt, dass seine Tocher Herrin von Bolsover sein wird und den Besitz seinem Enkelkind vererbt.«
Insgeheim nährte sie die Hoffnung, dass ihr Vater beabsichtigt hatte, ihr Bolsover eines Tages zu übergeben. Wenn schon nicht bei ihrer Heirat, dann als ihr Cavendish-Erbteil in seinem Testament. »Nun ja, vielleicht wird er nicht böse sein.«
»Wenn er es ist, wird er es überwinden, nachdem ich ihm die Lage erläutert habe.«
Sein Ton war so unnachgiebig, dass sie bei dem Gedanken an eine Konfrontation weiche Knie bekam.
Ihre Zofe klopfte an, und Greysteel öffnete die Tür. »Nun, Emma, gefällt Euch Eure Kammer?«
»Ja, danke, Mylord. Es ist der größte Raum, den ich je hatte. Ich wohne ein paar Türen weiter am Korridor, gleich neben Thomas.«
Ehe Greysteel hinausging, glitt sein Blick anerkennend über das freizügige weiße Seidennegligee seiner jungen Frau. »Velvet kommt heute Morgen in die Stallungen hinunter. Achtet darauf, dass sie nichts Aufreizendes trägt.«
Da Greysteel wusste, wie viel Liebe und Interesse Charles für Pferde aufbrachte, hoffte er, dass der König persönlich anwesend wäre, wenn die endgültige Auswahl des Pferdematerials für die königliche Garde getroffen wurde, die bald unter dem Namen »die Blauen« bekannt werden sollte. Er wusste auch, dass der König erwartete, etwaige dornige Streitpunkte mit Velvets Vater wären bereinigt, ehe er selbst die Szene betrat.
Als Newcastle eintraf, schüttelte Montgomery ihm die Hand mit den Worten: »Mylord, ich möchte die Luft klären. Als ich die Besitzurkunde für Bolsover erbte, war es für mich eine Überraschung. Als ich Eure Tochter heiratete, versprach ich, den Besitz für unser erstes Kind zu verwahren. Als Gegenleistung verzichte ich darauf, die stattliche Mitgift einzufordern, die bei unserer Verlobung vereinbart wurde.«
Newcastle machte nun wortreich seiner Enttäuschung über den Verlust seines Schlosses Luft, und Montgomery konterte geschickt und vernünftig. Bis Seine Majestät erschien, hatten sich die Wogen geglättet, und die zwei nun durch Heirat verwandten Edlen hatten ihre Differenzen bereinigt.
Als es im Anschluss daran um die Pferde ging, beugten sich Charles und Greysteel Newcastles Urteil. Obwohl selbst hevorragende Reiter und Pferdekenner, waren sie sich darin einig, dass William Cavendishs überragendes Wissen ihn zur führenden Autorität des Landes auf diesem Gebiet machte. Da die Pferde durchwegs schöne Tiere von gleicher Größe und Farbe waren, wurde auf seinen Rat hin die Auswahl auf der Basis von Gesundheit und Temperament getroffen.
Die Gardisten waren dabei, ihre Pferde für einen Probegalopp zu satteln, als Montgomery Velvet im Hof des Stalltraktes erblickte. »Da kommt die Braut«, raunte er Newcastle zu, und die zwei Männer traten hinaus, um sie zu treffen.
Sie trug eine lange, hochgeknöpfte Jacke über einem passenden blauen Reitrock. Der elegante, militärisch angehauchte Stil verlieh ihr Selbstsicherheit und eine gewisse Würde.
Sie sieht hinreißend aus ! Greysteel, der spürte, dass sie der Begegnung mit ihrem Vater mit Bangen entgegensah, empfing sie mit Händedruck und Handkuss. »Der Herzog und ich einigten uns über Bolsover.«
Unendlich erleichtert lächelte Velvet ihrem Vater zu und ließ sich von ihm umarmen. Sie erstarrte, als er sie rasch losließ und grollend äußerte: »Es war immer meine Absicht, dass Bolsover Castle an meinen Sohn fallen sollte, und Henry es wiederum seinem Sohn übergibt.«
Sie starrte ihren Vater an. Der tiefe Schmerz der Zurückweisung überflutete sie. Das Schloss mir zu überlassen, kam ihm nie in den Sinn.
»Da aber
Weitere Kostenlose Bücher