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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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öffnete oder nicht öffnete; keine Polizeitruppe in irgendeinem Fußballstadion im Lande könnte das. Es hätte überall passieren können. Es hätte in Highbury passieren können – vielleicht auf den Betontreppen, die vor der Nordtribüne auf die Straße führen (und es bedarf keiner besonders ausgeprägten Vorstellungskraft, um sich das auszumalen). Oder es hätte in Loftus Road passieren können, wo Tausende von Fans nur durch eine Imbißstube in den Gästeblock gelangen können. Und es hätte eine Untersuchung gegeben und Berichte in den Zeitungen, und die Schuld wäre der Polizei zugeschrieben worden oder den Ordnern oder betrunkenen Fans oder sonstwem. Aber das wäre nicht richtig gewesen, nicht wenn die ganze Sache auf einer derart absurden Voraussetzung beruhte.
    Die Voraussetzung sah so aus: Fußballstadien, die in den meisten Fällen vor rund einhundert Jahren gebaut wurden (Norwich Citys Stadion, achtundfünfzig Jahre alt, ist das jüngste in der ersten Division), können zwischen fünfzehn- und dreiundsechzigtausend Menschen aufnehmen, ohne daß diese Menschen zu irgendwelchem Schaden kommen. Stellen Sie sich die gesamte Bevölkerung einer kleinen Stadt (meine eigene Heimatstadt hat eine Bevölkerung von um die fünfzigtausend) bei dem Versuch vor, in ein riesiges Kaufhaus zu gelangen, und Sie werden eine ungefähre Vorstellung von der Hoffnungslosigkeit dieses Unterfangens haben. Diese Leute standen, in Blöcken von zehn- oder zwölftausend, auf steil abfallenden und in einigen Fällen zerbröckelnden Betonstufen, die im Verlauf mehrerer Jahrzehnte modifiziert wurden, aber im wesentlichen unverändert blieben. Selbst in den Tagen, als die einzigen Geschosse, die in die Luft geschleudert wurden, Schiebermützen waren, war das offenkundig nicht gefahrlos: Dreiunddreißig Menschen starben 1946 in Burnden Park, Bolton, als Barrieren einstürzten, und die Ibrox-Katastrophe 1971 war die zweite, die dort stattfand. Zu der Zeit, als Fußball ein Forum für Bandenkriege wurde und das in Schachhalten eher zur Priorität wurde als die Sicherheit (man muß nur an die Spielfeldumzäunungen denken), wurde eine schwerwiegende Tragödie zu einer Unvermeidbarkeit. Wie konnte irgend jemand gehofft haben, damit durchzukommen? Bei Zuschauermengen von sechzigtausend an aufwärts ist alles, was du tun kannst, die Tore schließen, allen zu raten, sich dicht aneinanderzudrängen, und dann beten, sehr intensiv beten. Die Ibrox-Katastrophe 1971 war eine furchtbare Warnung, die nicht beachtet wurde: Sie hatte spezielle Gründe, aber letztlich war die Art, wie wir dem Fußball beiwohnen, in Zuschauermengen, die viel zu groß sind, in Stadien, die viel zu alt sind, die Ursache.
    Diese Stadien waren für eine Generation von Fans gebaut worden, die nicht Auto fuhr oder sich auch nur allzusehr auf öffentliche Verkehrsmittel verließ, und so wurden sie umsichtig mitten in Wohngegenden plaziert, die voller schmaler Straßen und Reihenhäuser sind. Zwanzig oder dreißig Jahre nachdem sich die Einzugsgebiete dramatisch auszudehnen begonnen hatten und die Menschen anfingen, aus zehn, zwanzig oder fünfzig Meilen Entfernung anzureisen, hat sich nichts geändert. Es war an der Zeit, neue Stadien zu bauen, außerhalb der Stadt, mit Parkmöglichkeiten und verbesserten Sicherheitsvorkehrungen; der Rest von Europa hat das getan, und als Folge davon sind die Stadien in Italien, Spanien, Portugal und Frankreich größer, besser und sicherer. Aber es ist bezeichnend, daß in einem Land, dessen Infrastruktur angefangen hat zusammenzubrechen, sich niemand darum gekümmert hat. Hier marschieren Zehntausende von Fans enge, windige U-Bahnaufgänge hoch und parken ihre Autos in winzigen, verträumten, nahegelegenen Straßen in zweiter Reihe, während die für den Fußball Verantwortlichen zufrieden damit zu sein scheinen, so weiterzumachen, als ob sich überhaupt nichts geändert hätte – weder das Fanverhalten, noch die Fanbasis, noch die Art und Weise, wie die Leute zum Stadion kommen, ja nicht mal der Zustand der Stadien selbst, obwohl die wie wir Menschen auch nach etwa einem halben Jahrhundert anfangen, etwas heruntergekommen zu wirken. Es gab so viel, das unternommen hätte werden können und sollen, aber nichts wurde je getan, und jeder trottete so vor sich hin, Jahr für Jahr für Jahr, für hundert Jahre, bis Hillsborough. Hillsborough war die vierte englische Fußballkatastrophe nach dem Krieg, die dritte, in der eine große Zahl von

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