Fever Pitch
Kollegen über Charlie, das Double und Bobby Gould zu sprechen. Dieser Kollege war ein engagierter und daher etwas verschrobener Arsenalfan, der im Begriff war, Polizist zu werden, so wie ich im Begriff war, Student zu werden. Schon bald konnte ich fühlen, wie ein Teil der alten Begeisterung mich einmal mehr heftig zu ergreifen begann.
Ernsthafte Fans des gleichen Clubs sehen einander immer irgendwo wieder – in einer Schlange, einer Frittenbude oder der Toilette einer Autobahntankstelle –, und daher war es unvermeidlich, daß ich Kieran wieder treffen würde. Ich sah ihn zwei Jahre später, nach dem Pokalfinale 78, als er auf einer Mauer vor dem Wembleystadion saß und auf einige Freunde wartete, während seine Fahne in der Nach-dem-Spiel-Düsternis armselig ein wenig herumflatterte. Es war nicht der richtige Moment, ihm zu sagen, daß ich an diesem Nachmittag wahrscheinlich nicht hier gewesen wäre, um mich so elend zu fühlen wie er aussah, wenn es unsere Bürogespräche in jenem Sommer nicht gegeben hätte.
Aber das ist eine andere Geschichte. Nach dem Spiel gegen Bristol City, meiner Heimkehr, ging ich in dem Gefühl nach Hause, reingelegt worden zu sein. Auch mit Malcolm Macdonald, dessen herrisches Winken in die Menge vor dem Spiel das Schlimmste hatte vermuten lassen, schien Arsenal nicht besser zu sein, als es in den letzten paar Jahren gewesen war. Tatsächlich konnte man, wenn man berücksichtigte, daß wir gegen eine Truppe wie Bristol City, die aus der zweiten Division heraufgekrochen war, um sich vier Jahre lang in der ersten abzustrampeln, zu Hause 0:1 verloren hatten, problemlos zu der Erkenntnis gelangen, daß die Mannschaft eine ganze Ecke schlechter geworden war. Ich schwitzte in der Augustsonne, ich fluchte, und ich verspürte die alte, schreiende Frustration, ohne die ich glücklich gelebt hatte. Wie Alkoholiker, die sich stark genug fühlen, einen Kleinen zu kippen, hatte ich einen fatalen Fehler begangen.
Supermac
Arsenal gegen Everton – 18.9.76
Auf einem meiner Videos (GEORGE GRAHAM’S GREATEST EVER ARSENAL TEAM, falls es jemanden interessiert) ist ein perfekter »großer Augenblick« von Malcolm Macdonald. Trevor Ross kriegt den Ball rechts außen unter Kontrolle, flankt, bevor der Linksverteidiger von Manchester United ein Tackling ansetzen kann, Frank Stapleton springt hoch, nickt ein, und der Ball trudelt über die Linie ins Netz. Warum ist das trotz seiner nicht vorhandenen Beteiligung an irgendeinem Teil des Tores typisch Supermac? Weil er plötzlich da ist und einen verzweifelten Sprung in Richtung des Balles macht, bevor dieser die Linie überquert, ihn offensichtlich nicht mehr berührt und mit erhobenen Armen davonstürmt, nicht um dem Torschützen zu gratulieren, sondern weil er das Tor für sich beansprucht. (Dann folgt ein ängstlicher, kurzer Blick über die Schulter, als er feststellt, daß seine Teamkollegen anscheinend kein Interesse haben, jubelnd über ihn herzufallen.) Diese Partie gegen Manchester United ist nicht das einzige Beispiel für seinen peinlichen Hang, alles sich selbst gutzuschreiben, wenn irgendeine Möglichkeit dafür bestand. Im FA-Cup-Halbfinale gegen Leyton Orient in der folgenden Saison weisen ihn die Statistiken als zweifachen Torschützen aus. In Wahrheit hätten seine beiden Torschußversuche Einwürfe für Orient zur Folge gehabt – soll heißen, sie waren noch nicht mal ansatzweise Richtung Tor unterwegs –, wenn sie nicht jeweils einen gegnerischen Verteidiger getroffen hätten (beidemal denselben) und dadurch in einem lächerlichen Bogen über den Torwart hinweg ins Netz geeiert wären. Wie auch immer, derartige Erwägungen gingen über Malcolms Verstand, und er feierte beide Tore, als wäre er über den ganzen Platz gerannt, hätte alle Verteidiger umspielt und den Ball dann in die linke untere Ecke genagelt. Er war nicht gerade ein Meister der Selbstironie.
Im Verlauf des Spiels gegen Everton, das wir 3:1 gewannen (ein Ergebnis, das uns alle einmal mehr dazu verleitete zu glauben, daß wir über den Berg wären und Terry Neill ein Team aufbaute, das imstande war, den Ligatitel zu gewinnen), lieferte Macdonald ein weiteres Glanzstück. Er ist in ein Laufduell mit dem Vorstopper verwickelt, der seinen Fuß an den Ball kriegt und ihn auf qualvolle Weise über den eigenen, herausstürmenden Torwart lupft, und sofort sind Macdonalds Arme in der Luft, er stampft jubelnd auf uns auf der Nordtribüne zu und dreht sich dann um, um
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