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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Highbury gemacht haben, hat mir Freude bereitet (auch wenn ich gelegentlich widerwillig die Dinge bewundert habe, die sie gegen andere Teams gezeigt haben). Gazzas Freistoß gegen Arsenal im FA-Cup-Halbfinale in Wembley war einfach erstaunlich, eines der bemerkenswertesten Tore, das ich je gesehen habe … doch ich wünschte von ganzem Herzen, daß ich es nicht gesehen und er es nicht erzielt hätte. Tatsächlich hatte ich während des ganzen Monats vor dem Finale gebetet, das Gascoigne nicht spielen möge, was die Andersartigkeit des Fußballs unterstreicht: Wer würde eine teure Karte fürs Theater kaufen und hoffen, daß der Star des Stücks unpäßlich ist?
    Die neutralen Beobachter liebten natürlich das ruhmreiche Theater um Gascoignes großen Augenblick, aber im Stadion gab es nur sehr wenige neutrale Beobachter. Es gab Arsenalfans, die ebenso entsetzt waren wie ich, und Tottenhamfans, die vom zweiten Treffer- Gary Lineker schob den Ball nach einem Gewühl aus zwei Metern Entfernung ins Tor – genauso begeistert waren. Genaugenommen rasteten sie da sogar noch mehr aus, weil Arsenal beim Stand von 2:0 nach zehn Minuten tot und begraben war. Besteht also angesichts der Tatsache, daß der Fan ein derart problematisches Verhältnis zu einigen der großartigsten Momente des Spiels hat, überhaupt eine Beziehung zwischen Fan und Unterhaltung? Es gibt eine solche Beziehung, doch sie ist ganz und gar nicht unkompliziert. Tottenham, das nach allgemeiner Ansicht die fußballerisch bessere Mannschaft ist, hat zum Beispiel keine so treue Anhängerschaft wie Arsenal; und Mannschaften, die im Ruf stehen zu unterhalten (West Ham, Chelsea, Norwich), sorgen nicht für Schlangen, die sich um den Häuserblock ziehen. Die Spielweise unseres Team ist für die meisten von uns nebensächlich, genauso wie es nebensächlich ist, Pokale und Meistertitel zu gewinnen. Wenige von uns haben sich ihre Clubs ausgesucht, sie wurden uns schlicht gegeben; und wenn sie aus der zweiten Division in die dritte abrutschen oder ihre besten Spieler verkaufen oder Spieler kaufen, von denen du weißt, daß sie nichts können, oder wenn sie den Ball zum siebenhundertsten Mal in Richtung eines drei Meter großen Mittelstürmers dreschen, machen wir deshalb nichts anderes, als einfach zu fluchen, nach Hause zu gehen, uns vierzehn Tage Sorgen zu machen und wiederzukommen, um erneut zu leiden.
    Ich, für meinen Teil, bin in erster Linie Arsenalfan und erst in zweiter Linie Fußballfan (und, ja, nochmals, ich kenne all die Scherze). Ich werde nie in der Lage sein, das Tor von Gazza zu genießen, und es gibt zahllose ähnliche Momente. Aber ich weiß, was unterhaltsamer Fußball ist, und habe die relativ seltenen Anlässe geliebt, bei denen es Arsenal gelungen ist, ihn zu produzieren; und wenn andere Mannschaften, die in keiner Weise mit Arsenal in Konkurrenz stehen, elegant und schwungvoll aufspielen, dann weiß ich das auch zu schätzen. Wie jedermann habe ich lange und laut über die Unzulänglichkeiten des englischen Spiels und die dauerhaft deprimierende Häßlichkeit des Fußballs, den unsere Nationalmannschaft spielt, lamentiert, aber das ist eigentlich – wenn ich ganz ehrlich bin – Stammtischgewäsch und nicht viel mehr. Über langweiligen Fußball zu klagen ist ein wenig so, wie über das traurige Ende von »King Lear« zu klagen: Man begreift irgendwie nicht das Wesentliche. Alan Durban hatte es begriffen: Fußball ist eine Ersatzwelt, so ernsthaft und anstrengend wie die Arbeit, mit den gleichen Sorgen, Hoffnungen, Enttäuschungen und gelegentlichen Hochgefühlen. Ich gehe aus vielerlei Gründen zum Fußball, aber ich tue es nicht der Unterhaltung wegen, und wenn ich mich an einem Samstag umschaue und diese überängstlichen, bedrückten Gesichter sehe, merke ich, daß es anderen auch so geht. Für den engagierten Fan existiert unterhaltsamer Fußball genauso wie die Bäume, die mitten im Dschungel abgeholzt werden: du gehst davon aus, daß es passiert, aber du bist nicht in der Lage, es besonders zu schätzen. Sportjournalisten und Männer von Welt im Lehnstuhl sind die AmazonasIndianer, die mehr wissen als wir – aber andererseits wissen sie viel, viel weniger.

Das gleiche alte Arsenal

    Arsenal gegen Brighton – 1.11.80

    Ein unbedeutendes Spiel zwischen zwei unbedeutenden Teams; ich bezweifle, daß sich irgend jemand, der da war, überhaupt noch dran erinnert, es sei denn, es war der erste oder der letzte Stadionbesuch, und ganz bestimmt

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