Fever Pitch
Bemerkung eines jungen Burschen nicht wie einen Erwachsenen hatte auftreten lassen. Es schien mir, daß die Tätigkeit als Lehrer per Definition ein Beruf für Erwachsene war, und es sah so aus, als ob ich irgendwo in der Gegend meines vierzehnten Geburtstages steckengeblieben war – genaugenommen in der siebten Klasse.
Trainer
Meine Schule gegen Ihre Schule – Januar 1982
Natürlich hatte ich KES gesehen; ich hatte über Brian Glover gelacht, wie er Kinder umdribbelte und sie umschubste, sich selbst Elfmeter zusprach und den Kommentar dazu sprach.
Und mein Freund Ray, der stellvertretende Direktor der Schule in Cambridge, an der ich jetzt ein Englischlehrer der untersten Gehaltsstufe war (Cambridge, weil sich der Job anbot, weil ich dort noch immer Freunde hatte und weil mein Probejahr als Lehrer in London mich gelehrt hatte, Londoner Schulen wenn irgend möglich zu meiden), hatte einen endlosen Fundus an wahren Geschichten über Schulleiter, die sich selbst zum Schiedsrichter wichtiger Spiele ernannt und den fünfzehnjährigen Stürmer der gegnerischen Mannschaft in den ersten zwei Minuten der Partie vom Platz gestellt hatten.
Mir war daher vollauf bewußt, auf welche Weise Schulfußball Lehrer dazu anregte, sich erstaunlich albern zu benehmen. Doch was würden Sie tun, wenn Ihre Neuntkläßler zur Halbzeit eines Lokalderbys (zugegeben, Schulfußball neigt dazu, eine Anzahl von Lokalderbys zu erzeugen) 0:2 zurückliegen, und Sie machen in der Halbzeit einen raffinierten taktischen Wechsel, und die Jungs verkürzen um ein Tor, und dann, peng, nach neunzig Minuten, wenn Ihre Stimme vor Frustration und Machtlosigkeit heiser ist, gleichen sie aus? Sie würden sich wahrscheinlich so wie ich mit beiden Füßen in der Luft befinden, die Fäuste in den Himmel recken und einem würdelosen und definitiv unlehrerhaften Gebrüll freien Lauf lassen … und unmittelbar bevor Ihre Füße die Auslinie berühren, würden Sie sich erinnern, welche Rolle Sie spielen sollten und wie alt diese Kinder sind, und Sie würden anfangen, sich blöd vorzukommen.
Auf dem Platz
Arsenal gegen West Ham – 1.5.82
Rückblickend war es ziemlich klar, daß die Geschichten auf den Stehrängen schlimmer wurden und daß früher oder später etwas vorfallen würde, das all das irgendwie verändern würde. Nach meinen Erfahrungen waren die Siebziger gewalttätiger – das soll heißen, es gab mehr oder weniger jede Woche Kämpfe –, aber in der ersten Hälfte der Achtziger mit Millwalls »F-Troop« und West Harns »Inter-City-Firm« (und den Visitenkarten, die diese Gruppierungen dem Vernehmen nach auf den weichgeklopften Körpern ihrer Opfer zurückließen), den Englandfans und ihrem angeblichen »National-Front« -Programm – war alles weniger berechenbar und viel bösartiger. Die Polizei beschlagnahmte Messer, Macheten und andere Waffen, die ich nicht kannte, Geräte, aus den Nägel herausstanden; und da war dieses berühmte Foto eines Fans, dem ein Dartpfeil in der Nase steckte.
Eines wunderschönen Frühlingsmorgens 1982 nahm ich Rays Sohn Mark, damals ein Teenager, mit nach Highbury, um das Spiel gegen West Ham anzusehen, und erklärte ihm auf eine unerträgliche Den-alten-Hasen-raushängenlassende-Weise, wie und wo der Ärger, wenn überhaupt, losgehen würde. Ich zeigte auf die obere rechte Ecke der Nordtribüne und sagte ihm, daß da oben wahrscheinlich West-Ham-Fans ohne Farben seien, die sich entweder von Polizei umzingelt finden und so zur Harmlosigkeit degradiert seien, oder die versuchen würden, sich bis unters Dach durchzuschlagen, um die dort versammelten Arsenalfans zu vertreiben; und das erkläre, weshalb wir hier, im unteren, linken Bereich der Tribüne, in dem ich selbst seit ein paar Jahren gestanden hatte, sicher seien. Ich hatte das Gefühl, daß er für meine Unterweisung und meinen Schutz gebührend dankbar war.
Nach einem letzten fachmännischen Blick auf den fraglichen Abschnitt konnte ich ihm schließlich versichern, daß dort keine Fans der Hammers standen, und wir machten es uns gemütlich, um das Spiel anzusehen. Etwa drei Minuten nach dem Anpfiff erhob sich unmittelbar hinter uns ein riesiges Gebrüll und jenes schreckliche, schaurig gedämpfte Geräusch, das von Stiefeln auf Jeansstoff erzeugt wird. Leute hinter uns drängten nach vorne, und wir sahen uns in Richtung Rasen mitgerissen – und dann gab es erneut Gebrüll, und wir blickten uns um und sahen wabernde Wolken dicken, gelben Rauches.
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