Fever Pitch
das auch abgelehnt wurde, ein bißchen weniger freundlich. Und er verrichtete die allertrostlosesten Arten von Arbeit – Privatstunden geben, Korrekturlesen und als Aushilfslehrer einspringen –, um die Miete zu bezahlen. Er zeigte auch keine Anzeichen, vor Weihnachten zu treffen, und diese Sturmschwäche hielt noch einige weitere Weihnachten an; wenn er Liverpool unterstützt und seine Geschicke an Ian Rush gekoppelt hätte, wäre er im Mai Gewinner des Booker Preises gewesen.
Ich war 1983 sechsundzwanzig, und Charlie Nicholas war gerade einundzwanzig; es ging mir im Verlauf der nächsten paar Wochen auf – als ich die Hunderte von Charlie-Frisuren und Ohrringen auf den Rängen sah und bedauerte, daß mein bereits lichter werdendes Haar mir nicht erlaubte, dabei mitzumachen –, daß meine Helden nicht so altern würden, wie ich es tat. Ich werde fünfunddreißig, vierzig, fünfzig, während die Spieler dagegen gefeit sind: Paul Merson, Rocky, Kevin Campbell … ich bin mehr als ein Jahrzehnt älter als die Leute, die ich im gegenwärtigen Arsenalteam liebe. Ich bin sogar ein Jahr älter als David O’Leary, der Veteran, der »Alte Mann«, dessen Tempo offenkundig nicht mehr das ist, was es einmal war, dessen Einsätze in der ersten Mannschaft begrenzt sind, um seine knirschenden Gelenke und seine nachlassende Kondition zu schonen.
Wie auch immer, das ändert nichts. Und im Grunde bin ich noch immer zwanzig Jahre jünger als O’Leary und zehn Jahre jünger als all die Vierundzwanzigjährigen.
In einer wichtigen Hinsicht bin ich das wirklich: Sie haben Dinge getan, die ich nie tun werde, und manchmal habe ich das Gefühl, daß ich endlich fähig wäre, all die Kindereien zurückzulassen, wenn ich nur einen einzigen Treffer auf der Nordtribünen-Seite erzielen und zu den Fans hinter dem Tor laufen könnte.
Ein siebenmonatiger Schluckauf
Cambridge United gegen Oldham Athletic – 1.10.83
Es war der Anfang einer weiteren typischen Cambridge-Saison. Die Mannschaft hatte ein Spiel gewonnen, ein paar unentschieden gespielt, ein paar verloren, aber sie starteten immer so. Anfang November sahen meine Freunde und ich, wie sie Oldham (ein Team, in dem, nebenbei bemerkt, Andy Goram, Mark Ward, Roger Palmer und Martin Buchan standen) 2:1 schlugen; sie gelangten in die wohltuende Bedeutungslosigkeit des Tabellenmittelfeldes, ihrem natürlichen Lebensraum, und wir gingen glücklich und vollkommen gerüstet für eine weitere Saison der Nichtigkeit nach Hause.
Und das war’s dann. Zwischen dem 1. Oktober und dem 28. April schafften sie es nicht, Palace daheim, Leeds auswärts, Huddersfield daheim, Portsmouth auswärts, Brighton und Derby daheim, Cardiff auswärts, Middlesbrough daheim, Newcastle auswärts, Fulham daheim, Shrewsbury auswärts, Manchester City daheim, Barnsley auswärts, Grimsby daheim, Blackburn auswärts, Swansea und Carlisle daheim, Charlton und Oldham auswärts, Chelsea daheim, Brighton auswärts, Portsmouth daheim, Derby auswärts, Cardiff und Wednesday daheim, Huddersfield und Palace auswärts, Leeds daheim, Middlesbrough auswärts, Barnsley daheim und Grimsby auswärts zu schlagen. Einunddreißig Spiele ohne einen Sieg, ein Ligarekord (ihr könnt es nachschlagen), siebzehn davon zu Hause … und ich war bei allen siebzehn anwesend, genauso wie bei einer ordentlichen Anzahl von Spielen in Highbury. Ich verpaßte nur Uniteds Heimniederlage gegen Derby in der dritten Runde des FA Cups – als Weihnachtsgeschenk nahm mich das Mädchen, mit dem ich zusammenlebte, über das Wochenende mit nach Paris. (Als ich das Datum auf den Tickets sah, war ich beschämenderweise außerstande, meine Enttäuschung zu verbergen, und sie war verständlicherweise verletzt.) Mein Freund Simon brachte es nur auf sechzehn der siebzehn Ligaspiele – er schlug sich ein paar Stunden vor dem Spiel gegen Grimsby am 28. Dezember den Kopf an einem Bücherregal auf; seine Freundin mußte ihm seine Autoschlüssel abnehmen, weil er immer wieder verwirrte Versuche unternahm, von Fulham nach Cambridge zu fahren.
Es wäre indes absurd, so zu tun, als ob meine Treue auf eine schwere Probe gestellt worden wäre: Ich dachte nie auch nur für einen Moment daran, das Team aufzugeben, nur weil es unfähig war, überhaupt mal irgend jemand zu schlagen. Tatsächlich entwickelte diese Niederlagenserie (die unvermeidlicherweise den Abstieg zur Folge hatte) ihre ganz eigene Dramatik, eine Dramatik, die bei normalem Verlauf der Dinge
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