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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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damit er uns dafür mit Frieden und Freude erfüllt. Seit ich ein kleines Mädchen war, habe ich mein Leben dem Heiligsten gewidmet, aber Frieden und Freude habe ich niemals kennengelernt. Ihr müßt mir helfen, Gläubiger Herr, sonst werde ich mich für immer vom Schwert abwenden.
    Die Antwort, die er ihr gegeben hatte, erschien ihm schon damals unzulänglich: Du mußt nur glauben, Schwester, und Frieden und Freude werden auch zu dir kommen.
    Erst jetzt begriff er ihre Verzweiflung. Vielleicht spürte niemand zu Lebzeiten Frieden und Freude. Die meisten starben vorher, und diejenigen, die alt wurden, schienen vom Leben enttäuscht und zornig zu sein. Womöglich hatten die Auds und die Ältesten die Worte von Anfang an falsch verstanden, und Frieden und Freude stellten sich erst nach dem Tod ein. Aber tief in seiner Seele fürchtete der Rocaan, daß Frieden und Freude am Ende nur zu jenen kamen, die Gott zu sich aufnahm.
    Und seit dem ersten Roca hatte er niemanden mehr aufgenommen.
    Die Kälte war jetzt bis in seine Lenden gekrochen. Schauer überliefen ihn, aber er würde so lange bleiben, bis er das Gefühl hatte, den Heiligsten irgendwie berührt zu haben.
    Sein Nacken war jetzt schon völlig verkrampft. Der Regen schlug gegen die Wandteppiche. Vielleicht hatte der Geistliche, der ihn als Daniten eingesegnet hatte, doch recht gehabt: Wir müssen uns ganz dem Heiligsten hingeben, mit all unseren Verfehlungen. Der Heiligste trägt Freude und Sorgen an Gottes Ohr. Aber denke immer daran, die Sorge ist unsere eigene Last, und Gott hat niemals versprochen, die Schmerzen unseres Fleisches zu erleichtern.
    Der Weihrauch verbreitete dicken, beißenden Rauch. Der Rocaan hustete und wischte sich die Hände an seinem Gewand ab. Das Betkissen war so naß, daß es langsam jede Faser seiner eigenen Kleidung mit Feuchtigkeit durchtränkte.
    Wann würde Gott das Leiden beenden und Barmherzigkeit walten lassen? Der Rocaan war ein alter Mann. Eines Tages würde sich die Kälte in seinem ganzen Körper ausbreiten, und er würde krank und gebrechlich sterben. Jeder starb irgendwann, daran konnten auch alle Bitten an den Heiligsten nichts ändern. Sogar der Roca war in gewissem Sinn gestorben, als Gott ihn vor Jahrhunderten zu sich gerufen hatte.
    Plötzlich glaubte der Rocaan, Stimmen durch den Wind zu hören, dazu das Knarren und Ächzen großer Schiffe. Er seufzte. Der Tag brach zu schnell an. Noch hatte er keinen Frieden mit seinem Schöpfer geschlossen. Das Ächzen hörte nicht auf, immer noch schlugen Wellen klatschend gegen einen Schiffsbug. Gleich würde er hören, wie die Hafenarbeiter hitzig um den besten Platz stritten, um die Waren zu verladen, und seine Konzentration auf die leise, zarte Stimme in seinem Inneren würde endgültig dahin sein.
    Hafenarbeiter. Der Rocaan dachte plötzlich nicht mehr an den Heiligsten. Er hatte mit den Ältesten bereits über die Probleme geredet, die sich für die Seefahrt ergaben. Seit der Handel mit Nye zum Stillstand gekommen war, war die Hälfte derjenigen Inselbewohner, die vom Meer lebten, arbeitslos geworden. Insbesondere die Hafenarbeiter waren davon betroffen.
    Er erhob sich. Seine Beine zitterten unter der dünnen, feuchten Kleidung. Die Stimmen klangen gedämpft, es waren nicht die üblichen Schreie und Flüche, die seine Andacht sonst immer unterbrachen. Er hielt sich am Altar fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, watete dann zum Fenster und zog den Wandteppich beiseite.
    Es regnete immer noch heftig. Innerhalb von Sekunden war sein Gesicht naß, und das Wasser tropfte in sein Gewand. Draußen war es sogar noch dunkler geworden. Er legte die Hände auf die nasse Fensterbank, lehnte sich hinaus und spähte nach oben, sah jedoch nichts als einzelne Tropfen, die von seiner Kerze angestrahlt wurden. Die Wolkendecke war dicht. Kein Lichtstrahl drang hindurch. Der Wind blies von Westen und gab allen Schiffen, die auf dem Cardidas nach Jahn fahren wollten, Rückenwind. Das Knarren des Holzes wurde noch lauter. Der Rocaan kniff die Augen zusammen, konnte aber weder Schiffe noch Laternen erkennen.
    In seinen Händen breitete sich jetzt ebenfalls Taubheit aus. Seine Füße spürte er schon nicht mehr. Falls dort unten wirklich ein Schiff lag, konnte dessen Kapitän, sollte er zufällig aufblicken, den Rocaan wie einen gewöhnlichen Schuljungen aus dem Fenster spähen sehen. Dieser Gedanke beunruhigte ihn plötzlich.
    Als er den Wandteppich wieder fallen ließ, hörte er ein

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