Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
verlassen willst, damit sie den Steuerleuten den Kurs angeben. Von Seefahrern hast du nichts gesagt.«
    Jewel biß sich auf die Unterlippe, um eine Antwort zu unterdrücken. Sie hatte noch nie gehört, daß jemand die Entscheidungen ihres Vaters in Frage stellte, aber sie hatte auch noch nie zuvor an einem Einsatztreffen mit einem Hüter teilgenommen.
    »Ich brauche eure Zustimmung für meine Pläne nicht«, erwiderte Jewels Vater. »Ich teile euch alles mit, was ihr wissen müßt.«
    »Also wirst du Seefahrer einsetzen?«
    »Wir haben während der ganzen Reise mit Seefahrern gearbeitet, Caseo. Seit Tausenden von Jahren profitieren wir von ihrem Wissen. Ich sehe keinen Grund, sie von ihren Plätzen abzuziehen.« Jewels Vater legte den Kopf in den Nacken. Die Regentropfen perlten über sein Gesicht und verliehen ihm einen verwegenen Ausdruck. »Sei versichert, Caseo, daß ich mich niemals ausschließlich auf die Hüter verlassen werde.«
    »Ohne die Loyalität der Hüter bist du in diesem Feldzug verloren.«
    »Willst du damit andeuten, daß die Hüter dem Schwarzen König abtrünnig werden?« fragte Jewels Vater.
    »Der Schwarze König wollte diesen Feldzug nicht.«
    »Der Schwarze König hat die Ausrüstung dieser Flotte besorgt.«
    Hanouk ergriff Caseos Arm. »Es ist dumm, mit dem. Sohn des Schwarzen Königs zu streiten, Caseo. Du arbeitest hier genauso wie wir anderen. Vertraue auf Rugar. Er hat recht. Die Inselbewohner haben keine Erfahrung mit Kriegen. Heute abend feiern wir in ihrem Palast ein Freudenfest.«
    Caseo wandte den Blick nicht von Jewels Vater. »Dein Vater hat mich bei seinen vergangenen Feldzügen immer über alles auf dem laufenden gehalten.«
    »Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Rugar. »Aber auch jetzt weißt du alles, was du wissen mußt.«
    Regen klatschte auf die Planken und das Wasser. Die Reling knarrte, und das Schiff ächzte, wenn es von einer Welle hochgehoben wurde. Geradeaus, direkt in Jewels Gesichtsfeld, schälte sich ein Felsen aus dem Dunst, dessen schemenhafter Umriß immer deutlicher wurde, bis er sich drohend, mit naß glänzender Oberfläche vor ihnen auftürmte.
    »Ich hoffe, du hast die Mächte gebeten, uns eine Kreatur aus der Meerestiefe bereitzustellen«, sagte Caseo. »Solltest du das unterlassen haben, dann hängt es ganz allein von unserem Verstand ab, ob wir überleben oder sterben.«
    »Von unserem Verstand und dem Gedächtnis eines Nye«, fügte Oswel leise hinzu.
    »Dieser Nye kann uns nur ein einziges Mal helfen«, sagte Caseo. »Wir sind zu tief in ihn eingedrungen. Morgen früh wird er nur noch eine leere Hülle sein.«
    Das Wasser rann Jewel hinter den Ohren hinab in den Kragen. Sie fröstelte. Ein plötzlicher Schwindel traf sie unerwartet. Der Himmel lichtete sich, und sie sah ein Gesicht, das sich über sie beugte. Gerade Augenbrauen, langes, blondes Haar, breite Gesichtszüge. Orma lii , sagte er und wiederholte wieder und wieder dieses andere Wort. Er nahm sie in die Arme. Sie lächelte ihn an. Sein sonderbares Aussehen war ihr vertraut.
    Ihre Stirn brannte. »Alles in Ordnung?« fragte ihr Vater. Noch nie zuvor hatte sie so heftige Schmerzen verspürt. »Jewel?«
    Eine Hand legte sich noch fester um ihre Taille. Die Dunkelheit war zurückgekehrt. Der schräg herabfallende Regen war kälter geworden. Ihr Vater preßte sie so eng an sich, daß sie wußte, sie wäre ohne seine Hilfe gestürzt. Die anderen starrten sie an.
    »Jewel?« wiederholte ihr Vater besorgt. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Sie hatte eine zweite Vision gehabt. Oder noch einmal dieselbe. Aber sie hatte diesen letzten Kampf verdient. Sie wollte ihn unbedingt. Noch dieser eine Kampf, dann würde sie es ihrem Vater sagen. Dann würde sie an seiner Seite sitzen, als zweite Anwärterin auf den Schwarzen Thron.
    »Ich bin froh, wenn dieser Regen endlich aufhört«, sagte sie.
    Alle, auch ihr Vater, begannen zu lachen, aber Rugars Augen blieben ernst. Er wußte, daß etwas Besonderes mit ihr geschehen war. Er würde sie später danach fragen. Jewel hoffte inständig, daß er damit bis nach der Eroberung der Blauen Insel wartete.
    Er wandte sich wieder den anderen zu. »Wenn der Regen aufhört«, sagte er, »dann wird die Blaue Insel begriffen haben, daß die Fey gelandet sind.«

 
6
     
     
    Jeden Morgen stand der Rocaan noch vor Anbruch der Dämmerung auf, streifte sein verschossenes Danitergewand über und entzündete eine einzige Kerze. In dem schwachen, unruhig flackernden Licht sah

Weitere Kostenlose Bücher