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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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durcheinanderriefen.
    Sie stritten, genau wie sie es befürchtet hatte.
    Sobald ihr Vater die Sprache darauf brachte, Nye und den Kontinent Galinas zu verlassen und auf dem Wasserwege weiterzuziehen, widersprach ihr Großvater. Das nächste Ziel, das sich für eine Eroberung eignete, war ein Eiland mitten im Infrin-Meer. Die Blaue Insel war einer der wichtigsten Handelspartner Nyes und verfügte auch über Geschäftsverbindungen zu Ländern auf Leutia, dem südlichen Kontinent. Damit befand es sich in einer strategischen Schlüsselposition, die Nye niemals einnehmen würde. Dennoch teilte der Schwarze König die Ansichten seines Sohnes nicht. Für ihn war die Insel ein Tor, das zu durchschreiten die Fey noch nicht bereit waren.
    Jewel wußte aus Erfahrung, daß sie ein Streitgespräch zwischen Vater und Großvater besser nicht unterbrach. Ihr Vater hatte sie darum gebeten, auf ihn zu warten, und das würde sie jetzt auch tun. Hier draußen.
    Sie setzte sich auf die gefliesten Treppen, stützte einen gestiefelten Fuß auf die gegenüberliegende Wand und lehnte sich gegen die kühlen Steine. Es war ihr gleichgültig, daß deren rauhe Oberfläche einzelne Strähnen aus ihrem Zopf löste. Näher konnte sie nicht an das geöffnete Fenster herankommen, aber auch wenn sie die Augen schloß und sich völlig konzentrierte, vernahm sie nichts als ein dumpfes Stimmengewirr.
    Niemand außer ihr schien die Bedeutung des Streits zu verstehen, der in diesem Raum tobte. Einheimische huschten vorüber, so schnell, wie das für Menschen möglich war, die sich in sechs Lagen von Kleidern bewegten. Ihre runden Gesichter waren erhitzt, rot und schweißbedeckt. Jewel hatte schon mehrmals Witze darüber gerissen, daß die Nye nur deswegen im Kampf unterlegen waren, weil sie den richtigen Zeitpunkt verpaßt hatten, ihre umfangreiche Kleidung abzulegen.
    Nicht, daß der Krieg den Geschäften in Nye geschadet hätte. Die Läden waren geöffnet, und die Straßenverkäufer boten aufdringlich ihre Waren feil, als wäre nichts geschehen. Glücklicherweise gab es in der Straße, in der sich die Bank befand, nur äußerst seriös aussehende Gebäude, und Straßenhändler waren hier nicht erlaubt. Wenn sie hier auf den Pflastersteinen ihren Geschäften nachgegangen wären, hätte Jewel überhaupt nichts hören können.
    Die Einheimischen wieselten emsig in die Läden hinein und wieder hinaus, ohne auch nur einen einzigen Blick auf die fröhlichen, bunten Flaggen zu werfen, die vor den Gebäuden gehißt waren. Die verschiedenen Farben zeigten an, welche Waren hier verkauft wurden – Blau für alles, was in Nye hergestellt wurde, Grün, Rot und Lila für ausländische Güter. Die Bank von Nye wickelte ihre Geschäfte seit neuestem in dem Ziegelgebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite ab, und einige Kunden waren bereits eingetreten, die Geldbeutel fest an die Hüften gepreßt.
    Das Schwindelgefühl traf Jewel plötzlich und unvorbereitet, und sie schloß die Augen. Alles drehte sich um sie, und ein jäher Kopfschmerz legte sich brennend um ihre Stirn. Ihr Vater rief: »Du hast sie umgebracht!« Eine Stimme antwortete in einer Sprache, die Jewel nicht verstand. Dann schrie ihr Vater: »Jemand muß ihr helfen! Bitte helft ihr!«
    Jewels Atem ging stoßweise und abgerissen. Sie öffnete die Augen. Ein Mann beugte sich über sie. Seine Augenbrauen waren gerade, sein Haar lang und blond. Er war kräftig gebaut, weder ein Fey noch ein Nye. Seine Haut war bleich, aber nicht teigig. Er sah robust und gesund aus, so wie sie es bis jetzt nur bei den Fey gesehen hatte, aber seine Gestalt war vierschrötiger, wie mit kräftigen Pinselstrichen gemalt. Er sprach zu ihr in einer merkwürdigen Sprache. Orma lii, sagte er. Dann wiederholte er noch mehrmals ein anderes Wort.
    Er nahm sie behutsam in die Arme und hielt sie so zärtlich, wie sie noch niemals umarmt worden war. Dann verwandelte sich die Szene, und während sie noch in den Armen des Fremden lag, trug sie plötzlich den schweren Heilerumhang ihres Vaters.
    Eine Heilerin drückte ihr einen Umschlag auf die Stirn, der nach Rotwurz und Knoblauch roch und das Brennen sofort linderte. »Sie wird überleben«, sagte die Heilerin, »aber mehr kann ich nicht versprechen.«
    »Was hat sie gesagt?« fragte der Fremde. Er sprach Fey mit einem merkwürdigen Akzent.
    »Daß sie überleben wird«, erwiderte ihr Vater auf Nye. »Und unter Umständen wenig mehr als das.«
    Der Fremde preßte sie noch enger an

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