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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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erreichte diesen Punkt einmal, aber bei Solanda war er besonders früh eingetreten, und das ärgerte sie. Bis zum heutigen Tage hatte sie keiner Menschenseele anvertraut, daß sie sich deswegen in eine Katze verwandelte, weil sie als kleines Mädchen gedacht hatte, daß Katzen die schönsten Tiere waren, die es gab.
    Sie ging über den Flur. Hier fühlte sich das Holz trockener an, und der Fischgeruch ließ nach. Am Eingang angekommen, legte sie die Hände auf die Tür und stieß sie mit einem Ruck auf. Das hereinflutende Sonnenlicht, das sie für einen Moment blendete, trug ihr vielfältige Geräusche zu. Sie stand blinzelnd in der weit geöffneten Tür und hoffte, daß niemand sie sah.
    Langsam gewöhnte sie sich an die gleißende Helligkeit. Die Rampe, die vom Lagerhaus zum Pier führte, war leer. Sie betrat sie. Das Holz war ganz warm von der Sonne. Sie wandte ihr Gesicht dem Licht entgegen und fröstelte. Der Cardidas schlug gegen die Mauer des Hafenbeckens. Sie blieb stehen. Vor wenigen Augenblicken hatten hier noch Menschen geschrien. Dort drüben. Sie konnte sie jetzt kaum noch hören, auch wenn sie sich größte Mühe gab. Der Kampflärm war anscheinend schwächer geworden.
    Ihre Nackenhaare kribbelten. Sie war nicht mehr allein, wandte ihren Blick der Straße zu. Hinter ihr stand ein Mann. Er war barfuß, genau wie sie, aber er trug ein schwarzes Gewand, das wie eine lose Decke um seinen Körper hing. Er hielt eine Glasflasche in der Hand und sah verwirrt aus, als suchte er nach etwas. Sie glitt in den Schatten des Lagerhauses, ging aber nicht hinein. Er war einer der Menschen von der Insel. Und er suchte nach Fey.
    Vom Fluß her stieg ein durchdringender Geruch auf. Verdorben und schwer hing er in der Luft wie Nebel. Sie blickte über das Wasser. Dort, auf der anderen Seite, bei dem großen Gebäude sah sie Fey und weitere Schwarzgekleidete. Aber nur die Fey schrien. Das war es, was fehlte: der Siegesschrei der Fey.
    Kein Wunder, daß Caseo Angst hatte. Die Fey hatten noch niemals einen Kampf verloren.
    Sie mußte sofort zurück in die Lagerhalle. Sie schlich an der Wand entlang. Da entdeckte sie der Mann mit dem schwarzen Gewand. Er stieß einen überraschten Laut aus, rannte dann auf sie zu und fuchtelte dabei mit der offenen Flasche wie mit einer Waffe herum.
    Wie mit einer Waffe.
    Anscheinend glaubte er, er könnte Fey töten.
    Die Fey am anderen Ufer schrien und starben, umgeben von schwarzen Kutten.
    Unverhofft und rasch übermannte sie die Furcht. Wenn sie ins Gebäude lief, würde er sie dort finden. Und auch das Blut. Und die Lampen. Er würde ihren Vorrat vernichten, und das würde ihr Caseo niemals vergeben. Vor lauter Panik blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Dieser schwarzgekleidete Mann hatte ein besonders dummes Gesicht. Es war rundlich und rosa, die runden Augen so verwaschen blau, wie sie es noch nie gesehen hatte. Seine zerbissenen Lippen waren aufgesprungen, das Haar schütter. Die geraden, farblosen Augenbrauen zeichneten sich auf seiner hellen Haut kaum ab. Sein Gesicht war so fleischig, daß man die Wangenknochen nicht mehr erkennen konnte. Selbst die Nye hatten mehr Farbe im Gesicht. Es durfte einfach nicht geschehen, daß sie von der Hand eines so häßlichen Menschen starb. Sie würde es nicht zulassen.
    Sie fühlte, wie sich ihr Körper zusammenzog, wie Körpermasse in die kleinere Gestalt hineingepreßt wurde. Der Mann hielt mitten im Lauf inne, als traute er den eigenen Augen nicht, rannte dann jedoch weiter, wobei er unaufhörlich leise Laute des Entsetzens ausstieß. Schließlich war die Gestaltwandlung vollendet. Sie blickte auf ihre Hände, sah voller Befriedigung auf die vertrauten, goldfarbenen Pfoten, das weiche Fell und die Schnurrhaare, die zu beiden Seiten ihrer Nase hervorstachen. Sie zuckte mit dem Schwanz, sprang von der Rampe und jagte so schnell sie konnte vor dem einfältigen Inselbewohner davon.
    In Windeseile schlüpfte sie unter die Seitenwand der Lagerhalle und lief dort flink und geschmeidig entlang, bis der Fischgestank nachließ. Seine Füße patschten auf dem sumpfigen Boden hinterher, und das schmatzende Geräusch verstärkte ihre Furcht. Sie hielt sich an der Seitenwand der Halle, bis sie eine verborgene Stelle unter der Hintertreppe entdeckte. Sie kroch unter die Stufe, dorthin, wo der Schatten am schwärzesten war, und schloß fest die Augen. Eine wirkliche Katze hätte niemals daran gedacht, aber schon als Kind hatte sie gelernt, wie verräterisch

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