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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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flüsterte auch Matthias.
    »Vergib mir«, murmelte der Rocaan lautlos. Er hatte sich an den Heiligsten gewandt, bat um Vergebung für nicht nur eine, sondern zwei Sünden. Am heutigen Tag würde er das Gesetz zweimal verletzen. Er seufzte. »Sagt ihnen, daß sie ihr Wasser bekommen.«
    Matthias nickte und ging zur Tür. Der Rocaan starrte auf den Kamin, in die rote Glut unter den Flammen. Er wartete auf die zarte kleine Stimme in seinem Inneren. Aber dort ließ sich keine Stimme vernehmen. Nichts sagte ihm, welches der rechte und welches der falsche Weg war. Der Mann ist verflucht, der seine Entscheidungen nur auf seinem eigenen Wissen begründet.
    Als Matthias sein Gespräch mit dem Mann vor der Tür beendet hatte, schloß er sie wieder. »Und woher nehmen wir dieses Wasser?« fragte Matthias.
    Langsam erhob sich der Rocaan. Er spürte jedes einzelne seiner Lebensjahre.
    »Wir werden es selbst herstellen!«
    Matthias keuchte auf. »Liegt Ihr im Sterben, Heiliger Herr?«
    Der Rocaan schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich weigere mich, das Blut der Angreifer nur meine Hände beflecken zu lassen.«

 
17
     
     
    Solanda durchstreifte unruhig das Lagerhaus. Der rechteckige Bau, der noch am Morgen so groß ausgesehen hatte, erschien ihr jetzt winzig. Sie hatte sich in jeden Stuhl gesetzt und die Hand über die zerkratzte Tischplatte gleiten lassen. Der durchdringende Fischgeruch ließ ihren Magen knurren. Die unebenen Bohlen wackelten unter ihren bloßen Füßen. Sie vermied es, die widerlichen Beutel voller Blut und Hautfetzen anzusehen. Die Kreaturen, die sie benutzten, waren keine richtigen Fey. Es gab nur eine Handvoll wahrer Fey, und sie hatte das Glück, eine von ihnen zu sein. Und sie hatte gleichzeitig das Pech, daß sie zusammen mit Rugar reisen mußte.
    Sie verdankte ihm viel, aber so viel nun auch wieder nicht.
    Keine Fenster. Sie verabscheute die Dunkelheit. Sie blieb vor einer Fey-Lampe stehen und hockte sich hin. Wie ein gefangener Schmetterling flatterte die kleine Seele darin gegen das Glas. Solanda strich mit ihrem langen Zeigefinger über die kühle Oberfläche. Das Wesen flatterte noch aufgeregter. Wenn sie das Glas öffnete, würde die Seele entfliehen. Als Kind hatte sie immer versucht, Fey-Lampen zu öffnen und die herausfliegenden Seelen zu fangen. Es war ihr nur ein einziges Mal gelungen, und die Seele hatte ihr den Mund verbrannt.
    Sie erhob sich und ging weiter. Sie hatten kein Recht, sie hier allein zurückzulassen. Caseo hatte geflucht. Er wollte sofort zu Rugar gehen. Die Krise auf der anderen Uferseite dürfte für sie alle schwerwiegende Folgen haben.
    Solanda hatte sich noch nie so nutzlos gefühlt. Rugar hatte ihr verboten, nach draußen zu gehen oder sich sonstwie einzumischen. Bis jetzt hatte er noch keinen Auftrag für sie, vielleicht würde es überhaupt keinen mehr geben. Falls die Invasion der Blauen Insel sich anders als geplant entwickeln sollte, dann würde sie der Schlüssel zur Eroberung des Eilands sein. Augenblicklich war sie jedoch nicht mehr als eine Reservewaffe. Schon im Feldzug gegen Nye war sie nicht eingesetzt worden, und jetzt hatte sie einen ganzen Ozean überquert, nur um sich hier in diesem schmuddeligen Lagerhaus zu verstecken und Beutel voll Blut zu bewachen, die minderwertige Fey hergebracht hatten.
    Sie würde das nicht länger hinnehmen.
    Als sie bei der nächsten Runde wieder an der Ausgangstür vorüberkam, verließ sie den Raum und die helle, wunderbare Beleuchtung. Sie bog um die Ecke und überquerte den Holzboden. Die Planken fühlten sich glitschig unter ihren bloßen Füßen an, und der Fischgeruch war aufdringlicher geworden. Ihr Magen knurrte. Rugar hatte ihr befohlen, in diesem entsetzlichen Lagerhaus zu warten, ohne Fenster, ohne Essen, ohne ihr zu sagen, wann die anderen zurückkommen würden. Sollten sie sich doch Sorgen machen, falls sie früher zurückkehrten als Solanda. Sie war eben nicht der Typ, der es lange an einem Ort aushielt.
    Diese Ruhelosigkeit kam von ihrem Katzenwesen. Sie hatte in all den Jahren gelernt, nicht gegen alle katzenhaften Instinkte anzukämpfen. Manche waren durchaus nützlich. Andere einfach nur störend. Das einzige Problem der Gestaltwandler bestand darin, daß die Wahl der Spezies, in die man sich verwandelte, irgendwann endgültig festgelegt werden mußte. Solanda hatte diese Entscheidung bereits mit drei Jahren getroffen, als die andauernden Gestaltwandlungen ihre Gesundheit bedrohten. Jeder Gestaltwandler

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