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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zurück, die er weder als solche kannte noch guthieß. Der Rocaanismus verurteilte jede Form von Mord. Doch was taten sie jetzt anderes, als mit jener Substanz zu töten, die er geweiht hatte?
    Warme Finger strichen über seinen Arm, und er zuckte zusammen. Er blickte auf. Matthias beugte sich über ihn. Feuerholz knisterte, und zwei Auds stritten, wer die nächsten Gefäße zu den Daniten im darunterliegenden Stockwerk bringen sollte. Matthias’ blonde Locken waren zerzaust, sein Schnurrbart sah aus, als hätte er nervös darauf herumgekaut. Unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab.
    »Heiliger Herr«, sagte Matthias. »Wir müssen reden.«
    Der Rocaan sah sich im Zimmer um. Dort standen drei Daniten beieinander und diskutierten. Auf allen Tischen standen Glasgefäße, und die Auds schleppten immer noch mehr herbei. Von unten ertönten die Schreie der Sterbenden, die ein seltsames Gegengewicht zu dem dumpfen Gemurmel der Unterhaltung hier oben bildeten.
    »Heiliger Herr?« wiederholte Matthias.
    So hatte sich im Laufe eines Morgens alles verändert.
    »Ja«, sagte der Rocaan. »Wir müssen uns unterhalten. Unter vier Augen.«
    Er verstand nicht, wie aus seinem Raum die Kommandozentrale eines Krieges geworden war, den er ablehnte. Es war unerträglich. »Schickt sie hinaus«, bat er Matthias. »Schickt sie alle weg. Dann können wir miteinander reden.«
    »Aber sie fühlen sich hier in Sicherheit.«
    Der Rocaan warf einen verbitterten Blick auf die Glasflaschen. »Sie haben jetzt eine andere Sicherheit.«
    Matthias folgte seinem Blick und runzelte die Stirn. Er drückte den Arm des Rocaan und erhob sich. Nacheinander sprach er mit den Ältesten, die alle zum Rocaan hinübersahen, bevor sie nickten. Die Ältesten sprachen mit den anderen Geistlichen, und innerhalb weniger Minuten waren Glasgefäße und Menschen aus dem Zimmer verschwunden.
    Die Schreie von draußen wurden lauter. Nur das Knistern und Knacken des Feuers klang vertraut. Schweiß lief über die Stirn des Rocaan, an seinem Auge vorbei bis auf die Wange. Es sah aus wie eine Träne, aber seine Augen waren trocken.
    »Sie sind weg, Heiliger Herr«, sagte Matthias. Er stand mit verschränkten Händen und geneigtem Kopf vor ihm. Die blonden Locken auf seinem Scheitel bildeten nur noch einen dünnen Kranz.
    Jetzt, da die Sofas an die Wand geschoben waren, wirkte der Raum größer. Überall auf dem Tisch standen Glasgefäße herum, auf dem Boden lagen Tabletts. Mit einem Ruck erhob sich der Rocaan von seinem Stuhl. Die Hitze war ihm plötzlich fast unerträglich. »Ihr glaubt nicht an den Roca, oder, Matthias?«
    Rasch hob Matthias den Kopf. Zu seiner vollen Größe aufgerichtet, überragte er den Rocaan beinahe um Haupteslänge. »Ich bin einer der Ältesten.«
    Der Rocaan nickte. »Ein Zweitgeborener. Eine Familienentscheidung. Ihr habt einen wachen Verstand, einen Hang zur Realität und begreift schnell. Bei einem Ältesten ebenso schätzenswert wie selten.«
    »Wir haben jetzt keine Zeit, philosophische Diskussionen zu führen«, sagte Matthias. »Dort unten sterben Menschen.«
    »Und wir töten sie.« Der Rocaan nahm Matthias’ Hand und führte ihn zu dem Fenster auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers. Er zog den Gobelin zurück, auf dem der erste Rocaan zu sehen war, wie er Gottes Ohr berührte, und blickte hinaus.
    Die Sonne ließ alles weiß und rein erscheinen. Im Moos, das in der Nähe des Fensters wuchs, hingen noch vereinzelte Wassertropfen. Im Hof lagen Leichen. Ihre Gesichter waren zerstört; im Todeskampf hatten sie Arme und Beine angezogen, um ihre Schmerzen zu lindern. Noch niemals hatte der Rocaan etwas Derartiges gesehen.
    Er wich zurück und schob Matthias an das Fenster, blieb aber dicht hinter ihm stehen, so daß Matthias gezwungen war, auf den Tod dort unten zu blicken.
    »Die Geschriebenen und Ungeschriebenen Worte verbieten das Töten«, sagte der Rocaan.
    »Diese Geschöpfe sind bösartig«, erwiderte Matthias mit bebender Stimme. »Sie haben die Macht, Menschen durch bloße Berührung mit dem Finger zu töten.«
    »›Die bösen Taten der Menschen verderben ganze Nationen‹«, zitierte der Rocaan. »›Wir müssen das Böse bekämpfen, indem wir Gutes tun.‹«
    »›Im Angesicht unserer Feinde müssen wir stark sein.‹« Matthias wandte sich um und sah dem Rocaan direkt ins Gesicht. Er war so nahe, daß der alte Mann die Wärme seines Körpers spüren konnte.
    »Stark, ja«, erwiderte der. »Aber nicht einmal der

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