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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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dieser Frau, der Frau, die entkommen war. »Dann sah es also ganz danach aus, als wäre dennoch im Stall gekämpft worden?«
    »Nur direkt neben dem Blut, Hoheit. Ein paar Heuballen waren besudelt, und die Pferde waren scheu, aber das kam mir nicht sehr merkwürdig vor. So wie es überall gestunken hat, und dann die Angst … Wie sollen die Tiere da normal bleiben?«
    »Ging er zum Mitternachtssakrament?«
    »Miruts?« Der Knecht sah Nicholas mißtrauisch an.
    »Du gehst doch, oder nicht?« Nicholas zeigte auf das kleine Schwert an der Kette um den Hals des Knechts. »Hat er dich begleitet?«
    »Außer im Stall haben wir uns nicht oft gesehen, Hoheit. Mir kam’s immer so vor, als würde er außerhalb vom Stall überhaupt nichts machen.«
    »Dann ging er also nie zum Mitternachtssakrament?«
    »Ich hab’ ihn dort nie gesehen«, antwortete der Knecht. »Aber ich gehe auch immer in die Kapelle im Palast.«
    »Wäre doch sehr wahrscheinlich, daß er auch dorthin ging, da er sich so für Pferde interessierte, oder nicht?«
    Der Knecht zuckte die Achseln. Allem Anschein nach verstörte ihn die Andeutung, Miruts habe das Mitternachtssakrament nicht besucht, mehr als das Gespräch über Knochen und Blut. »Wir haben uns nicht über seinen Glauben unterhalten, Hoheit. Aber einmal ist er mit mir zusammen zum Tag der Aufnahme gegangen.«
    »In diesem Jahr?«
    Der Knecht schüttelte den Kopf; eine rasche, ängstliche Bewegung. »Im vorletzten Jahr. Im Tabernakel. Wir haben uns Missy und den Wallach genommen, weil sie an dem Tag noch nicht bewegt wurden.«
    Ein eigenartiger Vorfall. Eine Messe im Tabernakel war für die unteren Klassen immer eine große Ehre, besonders am Tag der Aufnahme. Das sprach für einen gewissen Glaubensernst. »War das deine Idee oder seine?«
    »Meine, Hoheit.« Der Knecht leckte sich über die blutenden Lippen und sah Nicholas dann in die Augen. »Ist das sehr wichtig, Hoheit? Sein Glaube?«
    Nicholas hatte gehört, daß die unteren Klassen glaubten, sie würden bestraft, wenn sie ihr Leben nicht dem Rocaanismus gemäß führten. Vielleicht schürten einige Daniten diese Überzeugung. Sobald er König war, würde er klarstellen, daß die Gläubigen tun und lassen und denken konnten, was sie wollten. »Eigentlich spielt sein Glaube keine Rolle. Aber in Zusammenhang mit seinem Verschwinden könnte es sehr wichtig sein.«
    Der Knecht rieb sich mit der Hand am Oberschenkel; eine nervöse Angewohnheit, deren er sich nicht bewußt zu sein schien. »Glaubt Ihr denn, es hat was mit der Invasion zu tun?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Nicholas. »Ich hoffe nicht.«
    Wieder fiel ihm Stephans Gesichtsausdruck ein, als ihn das Weihwasser traf, dieses unzweifelhafte, klare Wissen, daß er gleich sterben würde. Nicholas hatte Miruts gekannt; nicht gut, aber er hatte ihn gekannt. Miruts liebte seine Pferde so sehr, daß er sogar den Königssohn maßregelte, wenn der ein Pferd so zuschanden geritten zurückbrachte, wie Nicholas es zuvor mit Schwarzohr getan hatte. Miruts war kein Mann, der sich für Politik interessierte, solange es seine Pferde nicht betraf.
    »Bei diesem Tag der Aufnahme«, hakte Nicholas nach, »nahm Miruts da an der Messe teil?«
    Der Knecht runzelte grübelnd die Stirn, seine oberen Zähne gruben sich in die Unterlippe. Dann holte er tief Luft. Auf der Unterlippe waren kleine Zahnabdrücke zu sehen.
    »Er hat das Weihwasser mitgebracht, Hoheit. Wir haben es uns geteilt.«
    Und Stephan hatte Nicholas gelehrt, ein Soldat benetze sein Schwert zum Schutz mit Weihwasser, bevor er in die Schlacht zog. Stephan bewahrte immer ein kleines Fläschchen in der Nähe seiner Schwerter auf.
    Die Erschöpfung ließ Nicholas’ Glieder zittern. Stephan hatte an jenem Tag vor so langer Zeit recht gehabt. Die Fey konnten sich der Menschen bemächtigen und ihr Bewußtsein übernehmen. Wie viele Menschen im Palast arbeiteten inzwischen für die Fey? Und wie sollte der König das jemals herausfinden?
    »Ich danke dir«, sagte Nicholas. Er gab dem Knecht einen Klaps auf den Arm. »Wir werden Miruts suchen, aber bis er zurückkommt, übernimmst du die Verantwortung für die Pferde. Kannst du sie versorgen?«
    »Aber klar, Hoheit!« Zum ersten Mal leuchtete das Gesicht des Knechts auf. Es schien, als seien Pferde auch seine große Leidenschaft.
    »Ich rede mit dem Hofmeister, und wenn Miruts nicht zurückkommt, bekommst du seinen Posten und seine Hütte.« Nicholas lächelte, als er sah, wie sehr der Junge sich

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