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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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oder?«
    »Du bist eiskalt.«
    »Wenn der Junge uns dabei helfen kann, das Gift zu neutralisieren – noch besser. Meine Hoffnungen zielen jedoch höher. Er hat mich auf einen Gedanken gebracht. Wir erschaffen Zauber. Wir müssen das Wasser zu einer noch effektiveren Waffe machen.«
    »Sie ist so schon ziemlich effektiv«, sagte Rotin.
    Caseo verschränkte die Finger auf dem Tisch. »Nicht gegen die Inselbewohner«, sagte er. »Und genau darauf kommt es an. Für uns kommt es darauf an. Stell dir nur vor, sie ziehen ihre kleinen Wasserbeutel hervor und sterben von eigener Hand.« Er lachte, von der eigenen Idee begeistert. »Darin liegt doch der ganze Zauber unserer Branche, Rotin. Die Fähigkeit, etwas Schädliches in etwas Nützliches zu verwandeln.«

 
11
     
     
    Nicholas schwang sich vom Pferd. Er war müde und schweißgebadet, sein langes blondes Haar klebte ihm an Stirn und Nacken. Dem Hengst stand der Schaum auf dem Fell, so scharf hatte er ihn nach der Unterredung mit dem Rocaan geritten.
    Es war früh am Abend, im Burghof herrschte geschäftiges Treiben. Die Abenddämmerung tauchte alles in rosiges oder goldenes Licht, dazwischen breiteten sich unaufhaltsam dunklere Schatten aus. Zwei Stallburschen führten das Lieblingsroß seines Vaters und den neuen Wallach in den Stall. Eine Melkerin mühte sich an einem Butterfaß ab, und der Koch stand draußen und rief die Hunde zusammen.
    Nicholas wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Sie roch streng nach Pferd und Leder. Die Ereignisse im Tabernakel hatten ihn verstört. Die Knochen, das Blut, die Erinnerung an Lord Powells und Stephans Tod … Manchmal erschien ihm Stephans Gesicht im Traum, dann zerschmolz es, ertrank in den eigenen Tränen. Sie töten mich, sagte er jedesmal. Du siehst es doch, Nicky. Du kannst sie daran hindern. Doch Nicholas hatte es erst gesehen, als es bereits zu spät war.
    Der zweite Knecht kam aus den Stallungen und übernahm die Zügel von Nicholas’ Pferd. »Ich nehme ihn, Hoheit«, sagte er mit einer kurzen Verneigung. Er war jung, sein Haar war kurz geschoren, sein Gesicht von der Sonne tief gebräunt.
    »Wo ist Miruts?« wollte Nicholas wissen, während er den Sattel vom Rücken des Pferdes nahm. Der Hengst schnaufte ebensosehr wie sein Reiter.
    Der Stallknecht kam neben ihn. Er war ungefähr so alt wie Nicholas, gab sich aber ganz so, als sei er viel älter. Seine Wangen waren rot, und er hielt den Blick abgewendet.
    »Tut mir sehr leid, Herr, aber das weiß ich nicht«, sagte er. Er tätschelte die Flanke des Tieres, dann schnippte er mit den Fingern. »Bring Schwarzohr rein«, rief er einem der Stallburschen zu, »und reib ihn gut ab.«
    Der Bursche nickte und führte das Pferd weg. Nicholas verspürte einen plötzlichen Stich, als er das Tier im Stall verschwinden sah. Auf dem langen Ritt am Cardidas entlang hatte er sich sehr mit dem Hengst verbunden gefühlt, als erlöste ihn die Anstrengung des Tieres ein wenig von der Anspannung, die sich im Tabernakel in ihm aufgestaut hatte.
    Jetzt war die Anspannung wieder da.
    »Also?« fragte er.
    »Gestern morgen war’s, da hab ich den Miruts zum letzten Mal gesehen«, sagte der Knecht. »Aber schon vorher hat er sich ganz schön komisch gehabt. Hat die Pferde manchmal erschreckt und anderen Blödsinn. Gestern zum Beispiel hat er ziemlich lange mit einer Katze geredet.«
    »Mit einer Katze?«
    Der Knecht nickte. Seine Wangen glühten noch heftiger. »Hat ihr ’n bißchen Wasser gegeben und sie gestreichelt.«
    Was Nicholas auch immer erwartet haben mochte – das bestimmt nicht. »Das hört sich aber nicht sehr ungewöhnlich an«, sagte er.
    »Isses aber doch«, widersprach der Knecht. »Miruts hat mir nämlich gesagt, ich soll bloß kein anderes Tier anfassen, nur die Pferde. So ’ne noblen Tiere, hat er gesagt, erschrecken sich so leicht, und wir wollen doch nicht, dasses im Stall vom König spukt.«
    »Du meinst also, er habe manchmal gegen seine Aufgaben verstoßen?«
    Der Stallknecht zuckte die Achseln. »Der ist schon so durch den Wind, seit die Fey gekommen sind.«
    Mit einem Mal war Nicholas hellwach. »Sein Verhalten änderte sich mit der Ankunft der Fey?«
    »Ja, gleich nach der Invasion.« Der Bursche blickte auf. Er biß sich auf die Unterlippe. »Danach war er nicht mehr der alte. Ich hab’ ihn mal gefragt, was denn los ist mit ihm, und er hat gesagt, die Welt kann jetzt nicht mehr so sein wie früher. Nie mehr.«
    So hatten es alle empfunden. Auch Nicholas’

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