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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Verhalten hatte sich verändert. Aber nicht genug. Nicht so wie bei Stephan. »Inwiefern hat er sich denn verändert?«
    »Er war noch der gleiche, glaub’ ich«, sagte der Knecht, doch seine Stimme klang ein wenig unsicher. »Aber er ist schlampig geworden, und auf einmal gefielen ihm Sachen, die ihm vorher nicht gefallen haben.«
    »Zum Beispiel?«
    »Der Palast, Herr.« Nun biß sich der Stallknecht auf die Oberlippe. Seine Unterlippe blutete. »’tschuldigung, aber sonst war’s ihm egal, wem er zur Hand gehen mußte. Dann kommen die Fey, und auf einmal will er alles wissen. Wer grade wo ist, wer was macht und warum. Als war’ er morgens aufgewacht, und auf einmal interessiert er sich mehr für die Leute als für die Pferde.«
    Und mit einem Mal vergaß Stephan seine Informationen über die Fey und wich kaum noch von des Königs Seite. Nicholas wankte ein wenig. Eigentlich hatte er in die Küche gehen wollen und nachsehen, was es dort noch für ihn zu essen gab. Er hatte das Mittagessen und nun wahrscheinlich auch das Abendbrot verpaßt.
    »Was noch?« fragte er den Burschen.
    Der lächelte kurz und wischte sich dann mit dem Handrücken über den Mund. »Der Miruts, der lebte doch nur für die Gäule. Aber jetzt erledigt er seine Arbeit mit den Pferden nur so einigermaßen und fertig. Früher hat er nie mit den anderen abends zusammengehockt und gequatscht. Seit letztem Herbst schon. Manchmal vergißt er sogar seine Sonderaufgaben, oder die anderen zu kontrollieren …« Der Knecht senkte den Blick. »Ich war’s, ich hab die Zügel hier in die Hand genommen, Hoheit.«
    Der Stallknecht sagte es offensichtlich nicht, um Eindruck zu schinden. Er klang eher verärgert.
    »Wo ist er deiner Meinung nach hingegangen?« erkundigte sich Nicholas.
    Der Knecht schüttelte den Kopf. »Er ist noch nie weggegangen. Hätt’ ich nie von ihm gedacht. Er … also … ich meine … er war sonst immer … so stolz auf seine Arbeit.«
    »Hast du ihn mit jemand reden sehen, den du nicht kennst?«
    »Nein.« Der Bursche legte die Stirn in Falten. »Aber manchmal ging er abends, wenn es dunkel wurde, weg, was ziemlich blöd ist, wißt Ihr, denn um die Zeit kommen viele Reiter zurück, und er ging in seine Hütte und ließ ein Licht brennen, als würde er einfach nur dort sitzen. Früher blieb er immer bis zum Schluß bei den Pferden, bis er ins Bett ging. Ich war immer neidisch auf seine Hütte, er brauchte sie nur zum Schlafen, und manchmal nicht mal dann.«
    Eine so tiefgreifende Verwandlung wie bei Stephan, wenn nicht sogar noch auffälliger. Nicholas’ Mund war trocken. Er räusperte sich und sagte dann: »Hast du jemals irgendwelche Knochen in den Stallungen gefunden? Unbekannte Knochen?«
    »Knochen, Hoheit?« Der Bursche sah Nicholas an, als sei er verrückt geworden. »Nur die Knochen, die die Hunde von den Köchen herschleppen. Das sind immer so große Dinger, stinken furchtbar, manchmal hängt sogar noch Fleisch dran. Aber sonst … richtige Knochen … nein, Herr.«
    Nicholas nickte erleichtert. Der Vorsteher der Stallknechte mußte wohl wegen der Fey einfach nur ein wenig die Nerven verloren haben. Keiner ist davon unberührt geblieben. Nicholas selbst kam es vor, als sei er im letzten Jahr erwachsen geworden, als habe er sich seit jenem strahlenden, sonnigen Morgen in eine erwachsenere Version seiner selbst verwandelt.
    Trotzdem wollte er sich noch nicht ganz mit dieser Sache zufriedengeben. »Bist du sicher?« fragte er. »Auch nicht im letzten Jahr, kurz nach der Invasion?«
    »Ach damals.« Der Knecht setzte ein halbherziges Lächeln auf, doch seine Augen blieben traurig. »Im letzten Jahr haben wir jede Menge Knochen weggeräumt, Hoheit. Und Leichen. Der ganze Hof war voll davon. Viele von uns mußten sich um diese Fey kümmern, Hoheit, und die meisten hatten Angst, daß ihnen auch die Toten noch etwas tun können. Aber wir fanden jede Menge Knochen.«
    »Jede Menge Knochen?« fragte Nicholas. Er mußte die Worte förmlich aus sich herauspressen.
    Der Knecht nickte. »Eigentlich dachten wir, diese Fey wären einfach geschmolzen, Hoheit, und es wäre nichts mehr übriggeblieben.«
    »Aufgeschichtet?«
    »Ihr meint, aufgeschichtete Knochen, Hoheit?« Der Knecht runzelte die Stirn. »Zweimal. Das erste Mal nicht weit vom Tor, direkt neben der Leiche von einer Wache. Sie hatten ihm die Kehle aufgeschlitzt. Einer von den Stallburschen hat mir geholfen, Hoheit, und er meinte, vielleicht hat der Wächter in der

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