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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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und ließ sie dann los.
    »Und jetzt«, sagte er, »erzähl mir bitte, was du mit ›nett‹ meintest.«
    Sie lächelte unsicher, wischte sich eine zweite Träne mit dem Handgelenk von der Wange. Dann schluckte sie. »Nach diesem Morgen mit den Knochen«, sagte sie, »bestellte er mich nicht mehr in sein Zimmer.«
    »Nie mehr?«
    »Nein, Hoheit. Ich … äh … fragte ihn, ob ich etwas falsch gemacht hätte, und er sagte nein, er muß nur über andere Dinge nachdenken und braucht mich jetzt nicht mehr. Ich fragte ihn, ob ich noch weiterarbeiten darf, und er sagte, ich bin ein dummes Ding, daß ich mir darüber Gedanken mache.«
    »Er wurde also nicht mehr intim mit dir«, sagte Nicholas, mehr zu sich als zu ihr. Die Kälte ihrer Finger hatte seinen ganzen Körper durchdrungen. »Hat er sich vielleicht ein anderes Mädchen ausgesucht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es … bitte um Verzeihung, Hoheit … aber die Dienstmädchen machten sich schon darüber lustig. Sie fragten sich, ob vielleicht die Fey seinen … seinen … Ihr wißt schon, mitgenommen haben.«
    Nicholas fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Ein verändertes Verhalten. Genau wie bei dem Stallknecht. Genau wie bei Stephan. Endlich etwas, wovor er den Rocaan warnen konnte. Gleich am kommenden Morgen würde er ihm eine Nachricht überbringen lassen.
    »Aber abgesehen davon war er normal?«
    Sie rieb mit den Handflächen über ihre Röcke und seufzte dann. »Nein, Hoheit. Er wollte wissen, was wir so gehört haben, und wenn keiner etwas Neues wußte, wurde er wütend. Auf mich war er besonders wütend, weil ich doch den Westflügel mache, wo die Privatgemächer sind, und er dachte, ich müßte eigentlich mehr Klatsch zu Ohren kriegen. Ich sagte ihm immer wieder, daß niemand in den Gemächern ist, wenn ich dort saubermache, und wenn er Klatsch und Tratsch hören will, soll er sich an die Kammerherren halten, aber das wollte er nicht.«
    »Klatsch und Tratsch«, murmelte Nicholas. Dann nickte er. »Was tat er denn, wenn er wütend auf dich war?«
    »Er schrie mich an, Hoheit. Und einmal warf er meinen Staubwedel in die Ecke …« Sie hob den Blick, als flirtete sie mit ihm, doch er achtete nicht darauf. Sie musterte ihn.
    »War es das, was du mir sagen wolltest und das die anderen nicht hören durften?«
    Sie nickte. »Aber ich bin nicht verrückt. Das sollt Ihr wissen. Ich bin nicht verrückt.«
    »Schon gut«, sagte er. »Ich habe dich reden gehört. Du kommst mir nicht verrückt vor.«
    »Als er meinen Staubwedel wegschleuderte, fiel er direkt vor eine Katze, und dann brüllte er mich an, weil ich eine Katze hereingelassen habe. Ich hab’ die Katze gar nicht reingelassen, und das sagte ich ihm auch, und er sagte, egal, ich soll sie trotzdem rausschmeißen.«
    Während sie redete, neigte sich Nicholas nach vorne. Auch Miruts hatte eine Katze gesehen, bevor er verschwand.
    Das Mädchen betrachtete Nicholas aufmerksam. »Als ich auf die Katze zuging, rannte sie zum Meister, kletterte an seinem Bein hoch und … und das ist jetzt wirklich verrückt …, und sie fing an mit ihm zu reden.«
    »Zu reden?« fragte Nicholas verdutzt.
    Sie nickte. »Ich schwöre es. Aber nicht in der Sprache der Inselbewohner. Es war Fey. Ich hab’ genug von diesen Schuften reden hören, ich weiß, wie sich das anhört. Ich sagte, das ist aber ein komisches Miau, und er sagte, vergiß die Katze, er will sich selbst darum kümmern. Ich ging also weg, aber an der nächsten Ecke blieb ich stehen und beobachtete ihn. Er nahm die Katze mit in sein Zimmer. Und danach hab’ ich ihn nie wieder gesehen.«
    »Die Katze sprach Fey?« fragte Nicholas.
    »Ich weiß, es hört sich verrückt an. Deswegen wollte ich auch nicht, daß die anderen dabei sind. Aber ich schwöre, daß es so war.«
    Am Tag der Invasion hatte Stephan gesagt, die Fey hätten Fähigkeiten, die die Inselbewohner nicht hätten. Aber daß sie sich in Katzen verwandeln konnten, hatte er nicht gesagt. Er sagte, sie seien fähig, in den Körper eines Menschen zu schlüpfen und ihm ihren Willen aufzuzwingen. Vielleicht konnten sie es auch bei dummen Tieren.
    »Weißt du noch, wie diese Katze aussah?« erkundigte er sich.
    Sie überlegte. »Sie war orange.« Dann zuckte sie die Achseln. »Sie sah aus wie eine Katze eben.«
    Bedacht darauf, sie nicht weiter zu berühren, tätschelte er ihre Hand. Dann lächelte er sie an und wünschte, er hätte beim Personal keinen Ruf zu verlieren, wünschte, er wäre wie sein Großvater,

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