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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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herausfinden, ob sie mehr wissen, als sie dir erzählt haben. Und schließlich will ich wissen, ob wir die Wirkung umkehren und auf die Inselbewohner anwenden können.«
    Sie rührte sich nicht, doch vor ihrem geistigen Auge sah sie Adrians Gesicht und den besorgten Blick, den er Luke zugeworfen hatte. Ihr Versprechen, daß sie im Falle von Adrians Bereitschaft, mit ihr zusammenzuarbeiten, seinen Sohn freilassen würde. Sie hatte kein Bedürfnis danach, Adrian verstümmelt und bis zur Unkenntlichkeit zerschmolzen zu sehen. Andererseits wollte sie auch nicht den Rest ihres Lebens in den Schattenlanden verbringen.
    »Wie willst du das bewerkstelligen?« fragte sie.
    »Wir erschaffen neue Zaubersprüche. Wir wollen die Gefangenen nicht sezieren. Wir tun das, was wir am besten können: Zauber erschaffen.« Er sprach mit derartiger Begeisterung, daß sie das Ganze beinahe für seine Idee gehalten hätte, bis ihr klar wurde, daß es nicht auf seinem Mist gewachsen sein konnte. Offensichtlich hatte ihn ein anderer Hüter in diese Richtung gedrängt, und jetzt glaubte er selbst daran.
    »Das heißt, mit diesen Männern könnte alles mögliche geschehen.«
    »Genau«, antwortete Caseo.
    Sie nickte und stieß sich vom Tisch ab. Er hatte nicht unrecht. Die Fey hatten schon zuvor Gefangene gefoltert. Sie selbst hatte in der Endphase des Feldzugs gegen Nye dazu beigetragen, indem sie den Befehlshabern Gefangene zugeführt hatte. In Lukes Alter hatte sie Dinge gesehen, die er sich nicht einmal im Traum vorstellen konnte. Trotzdem hatte sie kein gutes Gefühl bei der Vorstellung, Caseo die Gefangenen auszuliefern.
    »Ich bin noch nicht fertig mit ihnen«, sagte sie. »Wenn es soweit ist, gehören sie dir. Bis dahin mußt du mit den Rotkappen zusammenarbeiten und dir frische Haut von den Leichen draußen bringen lassen. Sieh zu, daß du damit zurechtkommst.«
    »Haut haben wir genug«, fuhr Caseo sie an. »Wir brauchen diese Gefangenen. Du verzögerst das Unvermeidbare, indem du dich dumm und …«
    »Und du machst mich wütend«, sagte Jewel. »Ich tue das, was ich für unsere Leute am besten halte, und nur mein Vater kann mir da reinreden. Hast du mich verstanden, Caseo?«
    Er verschränkte die Arme, lehnte sich zurück und sah sie mit diesem furchteinflößenden, verschleierten Blick von oben herab an.
    »Hast du mich verstanden?« fragte sie abermals. »Denn falls nicht, könnte ich mir vorstellen, daß mein Vater es dir liebend gerne noch einmal erklärt.«
    »Du bist Infanteristin«, sagte Caseo. »Du hast nicht über mich zu urteilen.«
    »Ich bin die Enkelin des Schwarzen Königs. Dein ganzes Leben gehört mir«, widersprach ihm Jewel. »Führe mich nicht in Versuchung, es dir zu nehmen.«
    »Das würdest du niemals tun«, sagte Caseo. »Ich bin der beste Hüter des Zaubers, den du hast.«
    »Wenn du das wärst«, gab Jewel lächelnd zurück, »dann wärst du selbst auf diese Idee gekommen, und nicht einer der anderen Hüter. Du bist nicht mehr der beste, Caseo. Du läßt dich von diesem erbärmlichen Volk, das des Zaubers nicht mächtig sind, zum Narren halten. Schämst du dich eigentlich nicht?«
    »Es gibt nichts, weswegen ich mich schämen müßte. Dein Vater hat uns hierhergebracht. Es war sein Mangel an Vision, der uns hier in die Falle gelockt hat, nicht meiner.«
    Sie wollte das alles nicht mehr hören, wollte es nicht mehr selbst denken. »Würdest du deine Aufgabe zur Zufriedenheit erledigen, hätten wir diese Insel schon längst unter Kontrolle. Aber du kannst nicht einmal einen einfachen Zauber brechen, einen Zauber, den die meisten Inselbewohner nicht einmal als einen solchen ansehen.«
    Caseo machte einen Schritt auf sie zu. »Schieb die Schuld nicht mir in die Schuhe, Mädchen«, sagte er. »Weißt du, weshalb wir die Schattenlande verlegt haben? Weil die Vision deines Vaters zerfällt. Er hätte in der Lage sein müssen, die ersten Schattenlande ohne weiteres auszudehnen. Statt dessen haben ihn seine Fähigkeiten im Stich gelassen. Die Magie versagt immer zuerst auf dem Wasser.«
    »Warum hast du dann seinen Visionen vertraut, wenn du alles so genau wußtest?« fragte Jewel. »Schließlich bist du doch mit uns gekommen!«
    »Er war einmal der beste Visionär von uns allen. Aber manchmal läßt die Kraft der Vision nach, Jewel. Besonders dann, wenn sie dazu benutzt wird, immer wieder die gleichen Dinge zu Sehen.« Caseos Gesicht hatte sich dunkel verfärbt. Seine Brauen standen dicht über den Augen, was ihn

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