Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
der die unteren Flure ohne Gewissensbisse durchstreift hatte. Doch sein Vater hatte ihm beigebracht, daß uneheliche Kinder eine Bedrohung für eine Dynastie darstellten und daß man uneheliche Kinder am besten dadurch vermied, daß man erst gar keine in die Welt setzte. Bevor die Fey auftauchten, hatte Nicholas gehofft, bis zum jetzigen Zeitpunkt ein Eheweib gefunden zu haben. Doch unter der Last des Krieges hatten sich seine dynastischen Überlegungen in Luft aufgelöst. Vielleicht sollte er sich überlegen, wie er sie wieder zum Leben erwecken konnte.
    Er erhob sich und bot ihr seine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Dann bedankte er sich bei ihr und folgte ihr aus dem Großen Saal hinaus. Plötzlich blieb er abrupt stehen. Es war besser, wenn er nicht wußte, wo ihr Zimmer war. Es war besser, wenn er sie einfach wieder im Bauch des Palastes verschwinden ließ, wo sie sich um ihre eigenen Probleme, ihr Leben und um ihren Lebensunterhalt zu kümmern hatte. Er hatte ihr versprochen, daß er sich ihrer annehmen würde, sollte sie einmal Hilfe brauchen, und das würde er auch tun.
    Momentan hatte er aber wichtigere Dinge zu erledigen.
    Er sah, wie sie langsam den Korridor entlangging, einen kurzen Blick in Richtung Küche warf, jedoch nicht eintrat. Er lehnte sich an die kalte Steinwand und atmete tief durch, als sie in der Dunkelheit entschwand. Dann schloß er die Augen und spürte, wie ihn die Müdigkeit überwältigte.
    Die Fey waren im Palast gewesen. Es war ihnen gelungen, den Haushofmeister und Nicholas’ Stallknecht zu übernehmen. Womöglich waren sogar einige der Leute, mit denen er an diesem Abend gesprochen hatte, von den Fey besessen. Er mußte unbedingt seinen Vater davon in Kenntnis setzen. Und er brauchte so rasch wie möglich das neue Weihwasser. Das gesamte Palastpersonal mußte damit einer Prüfung unterzogen werden. Ohne Ausnahme. Sogar die reizende Charissa.
    Außerdem mußte er den Rocaan noch eindringlicher warnen. Irgendwie hatten die Knochen und das Blut mit der Fähigkeit der Fey zu tun, einem Menschen ihren Willen aufzuzwingen. Das wiederum bedeutete, daß es im Tabernakel zwei Spione gab. Es war gut möglich, daß sie versuchten, den Rocaan zu töten.
    Plötzlich öffnete er die Augen, alle Müdigkeit war von ihm abgefallen. Wenn er Spione in das Tabernakel eingeschleust hätte, würde er sie damit beauftragen, das Geheimnis des Weihwassers zu ergründen.
    Nein, heute nacht gab es keinen Schlaf für ihn. Er mußte mit seinem Vater sprechen, sich anschließend ein frisches Pferd aus dem Stall holen lassen und zum Tabernakel zurückreiten. Diese Nachricht konnte er keinem anderen anvertrauen.

 
12
     
     
    Als Jewel am folgenden Morgen aus ihrem Zimmer kam, war sie allein in der Hütte. Doch das Feuer loderte im Herd, und aus einem der eisernen Töpfe stieg Dampf auf. Zumindest gab es Tee, auch wenn ihre Vorräte bereits erschreckend zur Neige gingen. Sie vermutete, daß sie und Rugar die letzten verbliebenen Dosen besaßen.
    Sie schöpfte das Wasser in ihre Tasse. Ihr Vater hatte ein Teesieb für sie draußen liegengelassen. Seit sich herausgestellt hatte, daß sie eine längere Zeit auf der Blauen Insel gefangen sein würden, benutzten sie ihre Teesiebe stets gemeinsam.
    Auch ein Stück frisches Brot lag auf dem Tisch. Sie schnitt sich eine Scheibe ab. Wahrscheinlich hatte er etwas mit den Domestiken zu besprechen. In letzter Zeit war er früh aufgestanden, um sie besser bei ihrer Arbeit beaufsichtigen zu können. Er machte sich Sorgen darum, daß der Lebensmittelvorrat zur Neige gehen könnte, und alles, was dazu beitrug, den Ernteertrag zu erhöhen, kam ihnen allen zugute.
    Ein Klopfen an der Tür schreckte sie auf. Sie schluckte, legte das Brot auf den Teller zurück und rief: »Wer ist da?«
    »Caseo.«
    Sie holte tief Luft. Er gehörte nicht zu den Leuten, die sie noch vor dem Frühstück sehen wollte, aber es blieb ihr wohl keine andere Wahl. »Einen Augenblick noch.«
    Bevor sie aufstand, biß sie noch einmal herzhaft am Brot ab und wischte sich über den Mund. Dann zog sie den Riegel der Eingangstür zurück.
    Caseo wartete nicht, bis sie ihn hereinbat. Er duckte sich unter dem Türsturz und trat ein. »Zweites Frühstück?«
    Sie war nicht in der Stimmung, höflich zu sein. »Ich würde dir Tee anbieten, aber dann würdest du womöglich länger bleiben.«
    »Nichts sollte einen Fey daran hindern, ein guter Gastgeber zu sein«, konterte er mit einem eindeutigen Blick auf die

Weitere Kostenlose Bücher