Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
diejenige des Generals an, der ihr Adoptivvater wurde, und nach seinem Tod überzeugte sie auf diese Weise ihre Truppen, sich den Fey zu ergeben.«
    »Was für ein vielversprechender Name«, bemerkte Nicholas trocken.
    »Es ist ein Name, der ihrem Talent und ihrer Zukunft gerecht wird. Na los«, forderte ihn Solanda auf. »Gebt ihr selbst einen Namen, genau wie Eurem Sohn.«
    Nicholas seufzte. Der Tag hatte ihn vollständig erschöpft. »Im Moment kommt mir ein Name so gut wie der andere vor.«
    Solanda warf ihm einen forschenden Blick zu. Dann drehte sie sich um, als die Kinderfrau mit einem Stapel Windeln zurückkam. »Ihr müßt entscheiden, wo dieses Kind schlafen soll. Ich schlage vor, daß sie in einer Wiege in Eurem Zimmer schläft, bis Rugar begriffen hat, daß er sie nicht rauben kann.«
    »Ich kümmere mich um alles«, sagte Nicholas. Sonst war ihm ja niemand geblieben. Es würde noch Stunden dauern, bis er schlafen gehen konnte. Zuerst mußte er sich um Arianna kümmern, anschließend um Jewel. »Du mußt bei Jewel bleiben und jeden davonjagen, der versucht, sie zu berühren.«
    »Oh«, sagte Solanda. »Die böse Katze. Das könnte mich den Kopf kosten.«
    Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Ich werde diesen Erlaß so schnell wie möglich aufheben. Solange kannst du noch für dich selbst sorgen.«
    Sie kicherte und nahm wieder ihre Katzengestalt an. Ihr Körper fing an zu zittern, verformte sich und zog sich zusammen. Auf ihrer Haut wuchs Pelz, nur ihre Augen blieben unverändert.
    »Ich verspreche Euch eins, Hoheit Nicholas«, sagte sie, nachdem der Gestaltwandel abgeschlossen war, »wir werden dieses kleine Mädchen nach allen Regeln der Kunst aufziehen. Es wird auf alles vorbereitet sein, was sein Großvater ihm in den Weg zu legen versucht.«
    »Ich hoffe, du hast recht«, erwiderte Nicholas und blickte über den Kopf seiner Tochter hinweg auf Jewels Leiche. »Ich hoffe es von ganzem Herzen.«

 
     
     
DAS SCHISMA
     
(Am nächsten Tag)

 
25
     
     
    Sein ganzer Körper schmerzte. Er erwachte langsam, mit verweinten und vom Schlaf verklebten Augen. Gabe hatte das Gefühl, als läge Coulter neben ihm auf dem Bett, aber als er die Augen aufschlug, war er allein. Er befand sich nicht in seinem eigenen Zimmer, sondern im vorderen Raum. Die Tür war zu und verriegelt. Er lag auf dem Teppich, aber jemand hatte ihn mit einer weichen, gepolsterten Unterlage versorgt. Seine Mutter saß mit bandagierten und seitlich am Körper festgebundenen Flügeln auf einem Kissen. Unter ihren Augen zeichneten sich tiefe Schatten ab, und sie sah dünn und zerbrechlich aus.
    Man hatte sie verletzt.
    Sie lag im Sterben.
    Und sie hatte geschrien, als sie Gabe sah, hatte seinen Großvater verflucht und Gabe gesagt, daß sie ihn liebte.
    Oder etwa nicht?
    Im Kamin prasselte ein Feuer, dessen harziger Holzgeruch behaglich und beunruhigend zugleich war. Er war irgendwo in der Nähe eines Feuers gewesen. In seinen Träumen …
    »Gabe?« fragte seine Mutter jetzt. Sie hatte sich halb aufgerichtet, als wollte sie sein Gesicht besser sehen. »Gabe?« wiederholte sie.
    »Mama«, sagte er. »Ich hatte einen bösen Traum.«
    »Wir alle haben schlecht geträumt, Liebling«, erwiderte sie. »Aber das ist jetzt vorbei.«
    Er spürte, daß das nicht stimmte. Er hatte das Gefühl, als wäre es kein Traum gewesen, sondern Wirklichkeit. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er den Wunsch, seinen Großvater zu sehen. Sein Großvater war auch in diesem seltsamen Raum gewesen, mit den Domestiken und den gelben Menschen. Sein Großvater hatte um die Frau auf der Matratze geweint.
    Gabes Kehle schmerzte, und seine Stirn fühlte sich an, als sei etwas damit geschehen. Er hob die Hand, vergoß dabei tropfenweise weißes Licht und berührte die Stirn. Die Haut war weich. Sein Haar hing genauso darüber wie sonst auch, und sein Kopf fühlte sich normal und fest an.
    Er hatte irgendwie nicht damit gerechnet.
    »Was ist passiert?« fragte er. Seine Stimme klang heiser. Als er sprach, bemerkte er, daß auch sein Leib schmerzte. Und die hinteren Muskeln seiner Beine.
    »Wir wissen es nicht, mein Liebling«, antwortete seine Mutter.
    »Was ist mit dir geschehen? Wer hat deine Flügel so zugerichtet?«
    Ohne seine Frage zu beantworten, schüttelte sie den Kopf. »Jetzt ist alles vorbei«, sagte sie nur.
    »Was ist das für ein weißes Zeug?« Er streckte den Arm aus. Das Weiße tropfte herab und fiel auf den Boden. Bevor es vom Holz aufgesogen wurde,

Weitere Kostenlose Bücher