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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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um, als wollte er sichergehen, daß sie nicht belauscht wurden. »Ich habe dich gestern schreien hören. Niemand sonst schien es zu bemerken. Sie arbeiteten einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Aber ich habe dich gehört. In meinem Kopf. Und ich habe meinen Geist geöffnet wie diese Tür, und alles, was ich jetzt weiß, war plötzlich in meinem Kopf.«
    »Ich habe geschrien?« Mühsam richtete Gabe sich auf, bis er saß. Kein Wunder, daß seine Kehle schmerzte.
    »Nicht wirklich, glaube ich«, erwiderte Coulter. »Aber das weiß ich nicht genau. In meinem Kopf habe ich dich jedenfalls gehört. Und dann bin ich hergekommen. Du lagst im Sterben, Gabe.«
    Gabe runzelte wieder die Stirn. Abgesehen von den Schmerzen fühlte er sich wie immer. »Jetzt geht es mir wieder gut.«
    »Ich weiß«, sagte Coulter. »Ich betrat dieses Zimmer, und je näher ich dir kam, desto deutlicher konnte ich sehen, was mit dir geschah. Du warst mit jemandem verbunden … mit deiner richtigen Mutter … sie starb, und du starbst mit ihr. Alle wußten es, aber sie halfen dir nicht.«
    »Alle?« fragte Gabe. »Sogar mein Vater und meine Mutter?«
    Coulter schüttelte den Kopf. »Dein Vater wollte Hilfe holen. Die Domestiken und Heiler waren nicht da. Sogar die Schamanin war fort.«
    »Weil sie mir nicht helfen wollten?«
    »Weil sie deiner richtigen Mutter halfen. Und als ich hereinkam, hörte ich – durch dich –, wie die Schamanin sagte, sie sei zu weit weg, um dir zu helfen.«
    Gabe zog die Stirn kraus. Daran konnte er sich erinnern. Sie hatte neben ihm gestanden und diese Worte gesprochen. »War mein Großvater da?«
    Coulter nickte.
    Gabe drückte den Handballen gegen die Stirn, als würden die Bilder dadurch deutlicher. Alles klang so vertraut. Er konnte sehen, wie Großvater die Rettung seines Enkels forderte, und anschließend, als niemand darauf einging, das Neugeborene haben wollte.
    Als wären sie austauschbar.
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr.«
    »Ich auch nicht«, sagte Coulter. »Aber ich wußte genau, was ich zu tun hatte. Als hätte ich es schon immer gewußt, als wäre dieses Wissen schon seit langer Zeit in mir. Ich trennte die Verbindung zwischen dir und deiner Mutter und umgab dich mit meinem Licht. Deswegen leuchtest du immer noch.«
    Gabe blickte auf seine Hände. Wenn er sich konzentrierte, sah er, wie dieses Licht herabtropfte. Kein Wunder, daß er das Gefühl gehabt hatte, Coulter sei in seiner Nähe. Es war tatsächlich so gewesen.
    »Wie lange muß ich so bleiben?« fragte Gabe.
    »Ich weiß es nicht.« Coulter griff hastig nach Gabes Hand. Sein Griff war fest, die Haut feucht und kalt.
    Gabe hätte die Hand am liebsten weggezogen, hielt aber still.
    »Ich habe Angst«, flüsterte Coulter. »Irgend etwas ist mit mir geschehen, und das, was mit dir geschehen ist, hat es ausgelöst.«
    »Vielleicht«, sagte Gabe zögernd, »sollten wir mit meinem Großvater darüber reden, sobald er zurückkommt.«
    »Ich dachte, du kannst deinen Großvater nicht leiden.«
    »Ich mag ihn auch nicht«, antwortete Gabe. Dann erzählte er Coulter von seiner Vision. »Großvater wußte, was es war. Er sagte, es würde wieder passieren, und an diesem Punkt war ich gerade, als du hereinkamst. Dort, an diesem Ort, mit diesen Leuten.«
    Coulter ließ Gabes Hand los. »Ich habe Angst vor deinem Großvater. Er sieht den Menschen nie in die Augen, er blickt immer durch sie hindurch.«
    Gabe nickte. Das hatte er auch schon bemerkt. »Er wollte mich eintauschen«, fuhr Gabe fort. »Gegen diesen Säugling. Als er dachte, ich wäre tot, wollte er dieses Neugeborene.«
    »Ein Neugeborenes?« fragte Coulter.
    »Es war da, als meine richtige Mutter starb. Mein Großvater wollte es statt meiner haben.«
    Wieder biß sich Coulter auf die Unterlippe. Er rieb sich nachdenklich mit der Faust über die Wange und hinterließ dabei einen breiten Schmutzstreifen. Er hatte keine Eltern. Im Domizil wurde er zwar einigermaßen versorgt, aber es vergingen manchmal Wochen, ehe er ein Bad nahm.
    »Irgend etwas stimmt hier nicht«, sagte er. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was das alles zu bedeuten hat, Gabe.«
    »Ich erst recht nicht«, fügte Gabe hinzu. Er hatte jetzt noch mehr Angst als direkt nach dem Erwachen.
    »Aber ich glaube, wir sollten uns vor deinem Großvater in acht nehmen.«
    Gabe nickte zustimmend. »Kann ich das Licht behalten?«
    Coulter grinste. »Na klar.« Er erhob sich. »Ich bin froh, daß es dir wieder gutgeht.«
    »Ich

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