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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nicht. Sie hielt es nicht für nötig. Sie hat ja angenommen, daß sie selbst hiersein würde.«
    Nicholas drückte seine Tochter fester an sich. Sie war ganz ruhig und wandte ihr winziges Gesicht der Frau zu.
    »Man sagt, daß Gestaltwandler kleine Kinder stehlen, weil sie selbst keine Kinder bekommen können. Die Wandlungen seien dabei im Wege, wird behauptet. Das ist jedoch ein Mißverständnis. Ich kann so lange in einer Gestalt bleiben, wie es mir paßt. Aber wir haben eine äußerst empfindliche Verbindung zu der Zauberkraft anderer Lebewesen und ertragen es nicht, wenn diese Zauberkraft mißachtet wird … nun ja, das dürfte für Euch keine große Rolle spielen. Euch interessiert nur, ob ich Euch das kleine Mädchen wegnehmen will.«
    Nicholas antwortete nicht.
    »Ich kann es nicht, und ich werde es auch nicht tun. Ich bin hier, weil Ihr Hilfe braucht, wenn Ihr das Mädchen aufziehen wollt. Und die einzige Hilfe, die Ihr dabei bekommen könnt, bin ich.«
    Nicholas schlang die Arme um seine neugeborene Tochter. Sie war alles, was ihm von Jewel geblieben war, alles, was er, in gewissem Sinne, noch hatte. Er wandte der Frau den Rücken zu und schritt ruhelos in der Küche auf und ab, während er das winzige, warme Wesen behutsam in seinen Armen hielt. Sobald er diesen Raum verließ, mußte er über Mittel und Wege nachdenken, Jewel ohne die Hilfe der Kirche zu beerdigen. Er mußte seinen eigenen Leuten Mut zusprechen. Und er mußte Matthias gegenübertreten.
    Und aus Gründen, die er nicht ganz begriff, mußte er dieses kleine Mädchen vor ihrem Großvater beschützen.
    Nicholas strich über das seidige schwarze Haar der Kleinen. Es war schon jetzt lang, aber die Schamanin hatte recht. Die Haut des Säuglings war gebräunt, dunkler als seine eigene, aber heller als die eines Fey.
    Dieses kleine Mädchen konnte sich Verwandeln, eine andere Gestalt annehmen, und dadurch war sein Leben bedroht. Die Schamanin hatte ihn für fähig gehalten, das Kind alleine großzuziehen, aber was, wenn es sich dabei nur um eine weitere Intrige handelte, eine weitere Möglichkeit, die Unfähigkeit der Inselbewohner zu demonstrieren?
    Auch so konnte man töten, ohne den Verdacht auf die eigene Person zu lenken.
    Was hatte Rugar gesagt? Die Schamanin verlor ihre Macht, wenn sie tötete. Bedeutete das, daß sie das Kind jemandem überlassen durfte, der sich nicht ausreichend darum kümmern konnte? Konnte man das auch noch als Mord ansehen?
    Aber warum hätte sie das tun sollen? Weil dieses kleine Mädchen so wichtig war? Weil Rugar es für sich haben wollte?
    Oder weil es das letzte existierende Glied war, das Fey und Inselbewohner miteinander verband?
    Er küßte den weichen Kopf des Mädchens. Schon jetzt hatte es sein Herz erobert. Dort gab es schließlich Platz genug. Alle, die er geliebt hatte, hatten ihn in dieser einen Woche verlassen.
    »Woher soll ich wissen, daß ich dir vertrauen kann?« fragte er, ohne sich nach der Frau umzudrehen.
    »Das könnt Ihr nicht wissen«, antwortete sie. »Aber Euer Kind weiß es.«
    Plötzlich stand sie neben ihm und strich dem Neugeborenen über den Kopf. Sie bewegte sich geräuschlos. Alles an dieser Frau war katzenhaft und unheimlich.
    »Sie ist noch nicht einmal eine Stunde alt. Sie wurde an dem Tag geboren, an dem man ihre Mutter umbrachte. In den Augen ihres Großvaters ist sie so etwas wie ein Stück Land, um das man sich streitet, und ihr Vater hat keine Ahnung, wer sie eigentlich ist.« Nicholas blickte in die Augen der Frau. Die Pupillen waren nicht rund, sondern oval, wie bei einer Katze. »Sie kann nicht einfach irgend jemandem vertrauen.«
    »Da täuscht Ihr Euch.« Die Frau bog vorsichtig den Kopf des Kindes in seinen Armen zurück. »Dieser Leberfleck zeichnet sie als Gestaltwandlerin. Ich habe ihn ebenfalls. Unter der Haut sind wir Schwestern. Nur ein Gestaltwandler kann verstehen, was es bedeutet, zur gleichen Zeit zwei Geschöpfe zu sein.«
    Die Frau ließ den Kopf der Kleinen los. Das Mädchen gluckste und kuschelte sich eng an Nicholas. Die Berührung wärmte sein Herz.
    »Die Familie des Schwarzen Königs hat uns immer benutzt. Sie fand einen Weg, uns an sich zu binden und uns mit kleinen Botengängen zu überhäufen, die so bedeutungslos waren, daß sich niemand ihretwegen unserer erinnern würde. Das ist das Schicksal derjenigen, die nicht zur Familie des Schwarzen Königs gehören. Stellt Euch einmal vor, was passieren würde, wenn wir der Familie angehörten.«
    Doch

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