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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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breitete sich das Licht aus wie Wasser.
    »Es hat dir geholfen«, erwiderte sie. Während sie sprach, wich sie seinem Blick aus. Zum ersten Mal in seinem Leben begriff er, daß seine Mutter ihm verschweigen wollte, was sich wirklich ereignet hatte.
    Gabe schloß die Augen. Er sah die Frau … Mutter? … auf einer Matratze in einem ihm unbekannten Zimmer liegen, das sein Großvater als Küche bezeichnete. Sie rührte sich nicht. Neben ihr stand ein gelber Mann, der einen Säugling in den Armen hielt und eine Katze beobachtete.
    Alles wirkte sehr realistisch. Das Knistern des Feuers neben Gabe war wie ein Echo des großen Feuers in der Küche, in der die Frau lag. Aber es war nicht Wirklichkeit. Er hatte diese Bilder in seinen Träumen gesehen: Diese und andere, wie diejenigen, als sein Großvater hier gewesen war. Diesmal hatte die Vision unendlich lange gedauert und ihn zum Weinen gebracht.
    Er öffnete die Augen. Seine Mutter beobachtete ihn aufmerksam, als fürchtete sie, etwas könne mit ihm geschehen, sobald er die Augen schloß. »Ich hatte wieder so eine Vision, stimmt’s?« fragte er.
    Sie preßte die Lippen aufeinander und zuckte zusammen. Sie tat es so verhalten, daß es Gabe fast entgangen wäre. Dann öffnete sich die Tür. In der Erwartung, seinen Vater zu sehen, drehte er sich um, aber es war Coulter, der eintrat.
    Coulter wirkte plötzlich größer und älter, gar nicht mehr wie der Freund, den er kannte, sondern wie ein Erwachsener. Seine blauen Augen leuchteten heller als je zuvor. Gabe spürte ihn mehr, als daß er ihn sah.
    Das Licht um Gabe wurde heller, fast blendend. Als Coulter seinen Arm über Gabe hin und her bewegte, wurde der Schein schwächer. Gabe konnte es nicht mehr sehen, aber er spürte, daß das Licht ihn umgab wie eine zärtliche Umarmung.
    »Du bist aufgewacht«, stellte Coulter fest.
    Gabe nickte. »Was ist denn passiert?«
    Gabe bemerkte, daß Coulter seiner Mutter einen bestimmten Blick zuwarf, wie es Erwachsene manchmal in der Gegenwart von Kindern zu tun pflegten. Es war wie ein geheimes Zeichen. Gabes Mutter erhob sich. Sie bewegte sich langsam, als schmerzten ihre Flügel.
    »Sei vorsichtig«, sagte sie zu Coulter. »Ich bin direkt vor der Tür.«
    Coulter erwiderte nichts. Er wartete, bis sie den Raum verlassen hatte, und ließ sich dann im Schneidersitz neben Gabe nieder.
    Gabe hatte Coulter schon immer gern gehabt. Er sah lustig aus, ein bißchen wie die gelben Menschen in seiner Vision, aber er war groß und freundlich, und ein Lichtschein umgab ihn. Im Lauf des Winters war dieser Lichtschein immer heller geworden, und jetzt leuchtete er ebenso hell wie das Licht, das Gabe soeben noch umfangen hatte. Er mußte immer an Coulter denken, wenn er dieses Licht sah.
    »Du hast irgend etwas mit mir gemacht, nicht wahr?« fragte Gabe.
    Coulter nickte. »Bevor ich mit dir rede, möchte ich, daß du in deiner Erwachsenen-Art denkst.«
    Gabe hob überrascht die Brauen. Er hatte nur seiner Mutter davon erzählt, daß er manchmal wie ein Erwachsener dachte, und sie hatte ihm nicht geglaubt. Er wußte genau, daß sie Coulter nichts davon gesagt hatte. Gabe stützte sich auf den Ellenbogen. »Etwas Schreckliches ist passiert, nicht wahr?«
    »Kannst du dich erinnern, wie du hierhergekommen bist?« fragte Coulter.
    Gabe nickte. »Meine Mutter und ihre Freunde haben mich hergebracht, als ich noch ganz klein war.«
    »Mich hat Solanda hergebracht«, sagte Coulter. »Ich war damals ein Jahr alt.« Er hatte die Hände auf die Oberschenkel gelegt und beugte sich zu Gabe hinüber. »Wir sind keine echten Fey, du und ich.«
    Gabe runzelte die Stirn. Coulter konnte man es ansehen, Coulter sah anders aus als die anderen hier. Sein Haar war blond, er hatte gerade Brauen und runde Augen. Aber Gabe hatte sein eigenes Spiegelbild gesehen. Seine Gesichtszüge und Brauen waren leicht nach oben gezogen, und sein Haar war dunkel, genau wie bei einem echten Fey. »Ich bin ein Fey«, sagte er.
    »Nein«, widersprach Coulter. »Nur zum Teil. Dein Vater ist ein Inselbewohner, genau wie ich.«
    Der Mann, der das Baby in den Armen hielt. Das war sein Vater. Gabe war sich dessen so sicher, als hätte er jeden Tag seines Lebens mit diesem Mann verbracht. »Warum bin ich dann hier?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Coulter. Er biß sich auf die Unterlippe und sah endlich wieder aus wie ein normaler fünfjähriger Junge. Gabe wußte nicht genau, ob er mit einem Kind reden wollte. Coulter sah sich prüfend

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