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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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geschadet hätte. Die schlimmste Verletzung, die ein Inselbewohner jemals davongetragen hatte, war ein Hautausschlag. Die Leute, die in der Nähe der Blutklippen geboren waren, trugen während des Mitternachtssakraments Handschuhe, um eine allergische Reaktion zu vermeiden. Aber selbst wenn sie das Weihwasser direkt berührten, brachte es sie nicht um.
    Unten auf dem Fluß glitzerte die Sonne. Der Cardidas war breit, und von einigen Fischkuttern abgesehen, waren die Hafenbecken leer. Seit der Ankunft der Fey war das einst so blühende Jahn zusehends verarmt. Nicht einmal Nicholas’ Heirat hatte etwas an der Handelssperre geändert. Sowohl Nicholas als auch Alexander befürchteten, daß die Fey, sobald man ihnen den Abzug ihrer Truppen erlaubte, das Weihwasser ihrem Schwarzen König senden würden. Dessen Zauberern würde es dann vielleicht gelingen, ein wirksames Gegengift zusammenzubrauen.
    Und was dann? Was, wenn es einen Grund dafür gäbe, daß die Inselbewohner dieses Weihwasser besaßen und dieser Grund kein anderer wäre als der, den Vormarsch der Fey aufzuhalten?
    Vor sechs Jahren hätte Matthias niemals daran geglaubt. Doch es stand in den Worten: Die Zaudernden werden in ihrem Glauben gestärkt werden. Und während die Zeit verstrich, glaubte er mehr und mehr daran.
    Fast schien es, als sei die Wirkung, die das Weihwasser auf die Fey hatte, Beweis genug dafür, daß Gott es den Inselbewohnern zu ihrem Schutz gegeben hatte. Der alte Rocaan hatte derlei Gedanken als Blasphemie bezeichnet. Aber sie waren nicht blasphemischer als der Gedanke, ein Mann, der fünfzig Generationen nach dem Roca geboren worden war, könnte dessen Platz einnehmen.
    Matthias lehnte den Kopf an die kalte Mauer. Die leichte Brise, die durch das Fenster strich, war wärmer als der Stein. Aber die Kälte war ihm egal. Sie half ihm, sich zu erinnern, was geschehen war.
    Er hatte versucht, Nicholas zu warnen. Nicholas hatte ihn darum gebeten, Jewel während der Hochzeitsfeierlichkeiten nicht mit dem Weihwasser zu berühren, und Matthias hatte zugestimmt. Er wollte erst abwarten und zusehen, wie sich die Dinge entwickelten. Die Rolle als Rocaan war ihm manchmal immer noch fremd. Außerdem gab es in seinen Augen viele Möglichkeiten, wie es weitergehen konnte. Falls die Ehe scheiterte, würde Nicholas Jewel vielleicht verstoßen.
    Dann kam das erste Kind zur Welt, und wieder bat Nicholas darum, weder Jewel noch ihren Sohn mit dem Weihwasser zu berühren. Schon bald war nur zu deutlich, daß Gott nicht mit diesem Jungen war. Das Kind war nichts als eine leere, hirnlose Hülle. Er bewegte sich langsam, verrichtete alles langsam, ja, er schlief sogar langsam. Alexander machte sich ernsthafte Sorgen darum, daß dieses Kind die Blaue Insel nicht würde regieren können. Matthias fragte sich, ob das Kind vielleicht eine solche Mißgeburt war, daß Gott nicht einmal sein Leben erhalten wollte.
    Von da an hatte er immer wieder das Gespräch mit Nicholas gesucht, aber dieser wollte nichts davon hören. Andere Familien haben auch Kinder mit Problemen, sagte er. Und wenn Matthias darauf verwies, daß diese Familien häufig in Gottlosen Gebieten wie den Sümpfen oder den Schneebergen lebten, erinnerte ihn Nicholas an die wenigen Ausnahmen, die es bis nach Jahn geschafft hatten.
    Als Jewel erneut schwanger war, wuchs Matthias’ Verzweiflung. Er wollte unter keinen Umständen, daß es Jewel gelang, diese Ehe zu festigen. Und er wollte auch kein zweites deformiertes Kind in unmittelbarer Nähe des Thrones des Roca. Nicholas war nicht gläubig und konnte deshalb nicht begreifen, daß er das Blut des Roca mit dem der Soldaten des Feindes vergiftete.
    Menschen, winzig klein aus der Entfernung, überquerten jetzt die Brücke über den Cardidas. Matthias reckte sich auf seinem Betkissen, bis er sie besser sehen konnte. Keine Pferde. Niemand aus dem Palast.
    Noch nicht.
    Matthias wurde beschuldigt, ungläubig zu sein. Er hatte es dem Rocaan gegenüber auch selbst zugegeben, aber damit hatte er nur sagen wollen, daß er nicht an Wunder glaubte. Er hatte immer noch das Gefühl, daß er das Geheimnis der Aufnahme begreifen könnte, wenn er nur eifrig genug die Bücher studierte. Vielleicht handelte es sich nur um einen einfachen Trick, um die Soldaten des Feindes das Fürchten zu lehren. Er war der Ansicht, daß die Rocaanisten im Roca einen Menschen verehrten. Einen großen Menschen, gewiß, aber eben doch nur einen Menschen.
    Matthias zweifelte nicht daran,

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