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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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daß der Roca gelebt und die Geschichte der Insel maßgeblich beeinflußt hatte. Aber er bezweifelte, daß Gott diesem Menschen besondere Kräfte verliehen hatte. Die Sitten und Bräuche, die sich nach dem Tod des Roca herausgebildet hatten, waren der Insel jedoch über Generationen von großem Nutzen gewesen. Und eine davon war bis auf den heutigen Tag ungebrochen: Das Blut des Roca pflanzte sich seit den Tagen der Söhne des Roca im Königsgeschlecht fort.
    Dieses Blut hatte Nicholas vergiftet und dadurch eine Mißgeburt wie Sebastian in die Welt gebracht. Um den Rocaanismus und Nicholas zu retten, mußte Matthias dem ein Ende bereiten.
    Zuerst hatte er gedacht, daß eine einfache Prüfung ausreichen würde. Das Tuch war nicht nur mit Weihwasser betupft, sondern darin eingeweicht worden. Falls Gott wollte, daß Jewel dieses Wasser berührte, dann würde es geschehen. Es war Gott, der die Mißgeburten auf diese Weise verhinderte, Gott allein – nicht Matthias.
    Matthias war nicht mehr als ein Werkzeug.
    Wenn das zutrifft, warum kannst du dann nicht schlafen, Matthias?
    Er setzte sich auf und sah sich in dem kleinen Raum um. Die Tür war immer noch geschlossen. Er war allein.
    Er war hierhergekommen, um die Stimme des Fünfzigsten Rocaan zu hören und nicht seine eigene, die in seinem Kopf auf ihn einredete.
    In der Nacht der Invasion hatte Matthias ebenfalls nicht geschlafen. Kaum hatte er die Augen geschlossen, sah er schmelzende Fey, die an ihren konturlosen Gesichtern zerrten und vor seinen Augen erstickten. Es hatte Wochen gedauert, bis er darüber hinweggekommen war.
    Und er sah immer noch das Gesicht jenes Anführers vor sich, der ihn in deutlichem Nye fragte: Was hast du getan?, während Matthias ihm mehr Weihwasser ins Gesicht schüttete.
    Matthias überlief ein Schauder.
    Selbst Auge in Auge mit dem Feind, der alles zerstören will, was einem Menschen am Herzen liegt, ist dieser Mensch nicht gegen Gewissensbisse gefeit.
    Das Gewissen, das mit der Stimme seines früheren Freundes und Mentors zu ihm sprach.
    Matthias seufzte. Er hatte dem Rocaan gesagt, es sei falsch, ihn zu seinem Nachfolger zu bestimmen. Aber der Rocaan hatte nicht auf ihn gehört.
    Ihr seid meine Wahl, Matthias. Ein Rocaan braucht Kraft und eine gewisse Liebe dem Wissen gegenüber. Ihr habt beides.
    Mir wäre es lieber, die Kirche würde von einem wahren Gläubigen geführt.
    Warum? Ihr glaubt doch selbst nicht. Warum spielt es dann für Euch eine so große Rolle?
    Ich hielt meinen Mangel an Glauben immer für mein eigenes Versagen. Dieses Gefühl wird dadurch verstärkt, wenn man einen tief gläubigen Rocaan vor sich hat und wenn man pausenlos von anderen Gläubigen umgeben ist. Aber wenn auch der Rocaan nicht glaubt, wird der Rocaanismus zu einer leeren Schale. Zu einer Institution ohne Herz, einem Hort der Heuchelei, der vorgibt, Trost zu spenden und Antworten zu geben, und in Wahrheit nichts davon zu leisten imstande ist.
    Es hat schon mehr als einen ungläubigen Rocaan gegeben.
    Richtig. Einer von ihnen fiel einem Attentat zum Opfer, und ein anderer hätte beinahe die gesamte Kirche zu Fall gebracht. Ich möchte keiner von ihnen sein, Heiliger Herr. Das kann ich nicht.
    Das werdet Ihr auch nicht.
    An jenem Tag war sich der Rocaan so sicher gewesen. Aber diese Gewißheit hatte Matthias niemals erfüllt. Kurz vor seinem Tod hatte der Rocaan ihm gestanden, er habe die leise, ruhige Stimme schon seit Jahren nicht mehr vernommen, und daß er glaube, sie habe schon seit Generationen nicht mehr gesprochen, damit die Rocaans die Wahrheit selbst herausfänden. Seiner Ansicht nach sei das die einzige Möglichkeit, aufrichtig zu glauben.
    Und Matthias hatte die Wahrheit herausgefunden. Nicholas aber wollte sie nicht hören. Eines Tages jedoch würde er dankbar sein, wenn sein wahrer Sohn und Thronfolger, gezeugt mit einer passenden Frau von der Blauen Insel, geboren werden würde.
    Es klopfte an der Tür des kleinen Raumes. Als Matthias sich erhob, gaben seine Beine beinahe unter ihm nach. Er hatte lange Zeit gesessen.
    Wieder ertönte das Klopfen, und die Tür wurde geöffnet. Der Älteste Reece streckte den Kopf herein. Er war so dünn, daß er beinahe durchsichtig wirkte. Er war außerdem klein und zog meist sein Danitengewand dem Talar vor. Matthias hatte ihm mit einem besonderen Erlaß drohen müssen, um ihn dazu zu bringen, wenigstens tagsüber die passende Kleidung anzulegen.
    Jetzt war Reece vorschriftsgemäß gekleidet, aber die

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