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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Knochen, das Haar fiel ihm glatt und strähnig in die Stirn. Er nickte Gregor zu, der schweigend auf Titus deutete. Monte wiederholte sein Nicken. Titus erwiderte den Gruß.
    »Danke, Herr«, sagte Titus. »Von hier ab übernehmen wir.«
    »Habt Ihr auf dem Rückweg Ärger gehabt?« fragte Simon, und Titus unterdrückte eine Zurechtweisung. Der Älteste Eirman hatte den Daniten ausdrücklich untersagt, sich nach dem Verlauf der Reise zu erkundigen.
    »Nein.« Monte klang müde. »Es hat sich noch nicht herumgesprochen. Gestern haben wir auf der Landstraße den ersten Ausrufer getroffen.«
    »Wir wissen nicht, wie wir Euch unser Mitgefühl ausdrücken sollen«, sagte Simon.
    Gregor legte ihm eine Hand auf den Arm. »Verzeiht, Herr. Ihn hat der Tod des Königs noch tiefer getroffen als uns andere.«
    Monte lächelte matt. »Gewiß«, erwiderte er nicht sonderlich überzeugend.
    Titus klatschte in die Hände. Die Auds umringten das schwarze Pferd, lösten die Seile und zogen an dem Sarg. Auch Titus trat näher. Die anderen Pferde schnaubten und scharrten mit den Hufen. Der Geruch des Todes machte sie nervös.
    Der Sarg war hastig aus minderwertigem Holz zusammengezimmert worden. Ein leichter Verwesungsgeruch stieg daraus auf. Titus überlief ein Schauder. So nah war er König Alexander noch nie gewesen. Der Mann war so alt wie Titus’ Vater gewesen, zwar alt, aber noch zu jung zum Sterben. Die Ausrufer hatten die Todesursache nicht erwähnt, aber im Tabernakel lief das Gerücht um, der König sei in den Sümpfen einem Attentat zum Opfer gefallen.
    Einer der Auds hielt den Sarg im Gleichgewicht, während die anderen die Seitenwände faßten. Als die Seile lose herunterfielen, scheute das Pferd zurück und hätte fast einen Aud getreten. Die Auds stöhnten vor Anstrengung, als das volle Gewicht auf ihren Armen ruhte. Dann hoben sie den Sarg gleichzeitig auf die Schultern. Während sie ihn noch ausbalancierten, machte sich Titus auf die Suche nach Simon.
    Der hatte den Kräuterbeutel aus der Tasche gezogen und bereitete sich auf den ernsten Zug durch Jahn vor. Gregor stand neben Monte, als wollte er ihn trösten. Titus räusperte sich. Er hatte schon an vielen Prozessionen teilgenommen, aber noch nie an einer so wichtigen. Auch er hatte als junger Aud Särge getragen, und als Danite hatte er schon viele Kalkbeerdigungen durchgeführt – sie wurden so genannt, weil die Verstorbenen zu arm waren, um sich einen Sarg leisten zu können. Sie wurden in Leichentücher gewickelt, in Gruben gelegt und mit Kalk bestreut, bis die Grube voll war. Erst dann wurde eine abschließende Erdschicht aufgeschüttet.
    Titus haßte diese Art von Begräbnissen. Der Geruch war ekelhaft, und der Segen ging meistens im Wehgeschrei der Familienmitglieder unter.
    Er fragte sich, ob wohl jemand über Alexanders Tod in Wehklagen ausbrechen würde. Er bezweifelte es.
    Die Auds blickten ihn jetzt erwartungsvoll an. Gregor hatte seinen Platz hinter dem Sarg eingenommen. Simon stand mit gezücktem Kräuterbeutel neben dem Sarg. Alle warteten auf Titus.
    Er trat ans Kopfende des Sargs. Mit einem nochmaligen Nicken in Montes Richtung trat Titus den zeremoniellen Gang zum Tabernakel an, langsam genug, daß die Auds mit ihm Schritt halten konnten.
    Nach den ersten Metern trug die Brise den strengen Geruch der Beerdigungskräuter, die Simon auf den Sarg streute, heran. Dieser Duft war immer stärker als der Verwesungsgestank.
    Gregor sang gerade laut genug, daß Vorübergehende die Geschichte von Alexanders Leben verstehen konnten. Außerdem verlieh er der Hoffnung auf Alexanders Zukunft in den Armen Gottes Ausdruck.
    Und Titus, der den Segen sprechen würde, sobald der Sarg in der Sakristei abgestellt worden war, bat Gott, ihm zu vergeben, daß er auf den gelehrten Gotteslästerer, den amtierenden Rocaan, auf Matthias gehört hatte.

 
11
     
     
    Sie rannte mit vom Schlamm des Frühjahrsregens bespritzten Pfoten durch die Straßen. Gern hätte Solanda auf den nahen Stufen haltgemacht, um sich zu säubern, aber sie wagte es nicht. Der liebenswürdige König der Insel hatte ein solches Vorhaben schon vor Jahren unmöglich gemacht. Jede Katze war verdächtig. Orangefarben gestreifte besonders. Wo man ihrer habhaft wurde, mußte man sie auf der Stelle töten.
    Das war zum Teil Solandas Schuld. Sie konnte zwei Gestalten annehmen: die einer Katze und auch menschliche Gestalt. Während des ersten Jahres der Fey in Jahn hatte sie die Insel in ihrer Katzengestalt

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