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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ausspioniert und war dabei aufgefallen. Sie hatte sich sogar vor den Augen einer Inselbewohnerin gewandelt, einer älteren Frau, deren Kind Solanda gestohlen hatte. Als sich die Nachricht von der heimtückischen Fey-Katze auf der Insel verbreitete, hatte der König befohlen, alle Katzen zu töten. Wären die Inselbewohner nicht so vernarrt in Tiere, wäre Solanda längst nicht mehr am Leben, um für diesen Dreckskerl zu spionieren.
    Rugar.
    Er hätte es besser wissen müssen, als seinen einzigen verbliebenen Gestaltwandler in die Stadt zu entsenden, um nachzusehen, ob sich etwas verändert hatte. Aber er hatte ja so viel Vertrauen in Solanda, er wußte einfach, daß sie diesen Auftrag überleben würde. Hatte sie das nicht immer getan?
    Und wie immer konnte sie ihm nichts abschlagen.
    Das hatte sie nie gekonnt.
    Das war auch der Grand, weswegen sie überhaupt auf der Insel war. Rugar, der gutaussehende junge Visionär, der ihr das Leben gerettet hatte, als sie achtzehn war, und dafür nie eine Gegenleistung erwartet hatte. Bis der Tag gekommen war, an dem er sich in den Kopf gesetzt hatte, die Insel auf eigene Faust zu erobern.
    Solanda folgte dem Fluß, verspeiste ab und zu einen Fisch und trank Wasser aus Pfützen. Sie konnte sich nicht mehr darauf verlassen, daß die Inselbewohner sie in ihrer Katzengestalt fütterten, aber sie hatte zu viel Angst vor dem Gift, um als Fey aufzutreten. Wegen dieser Angst hielt sie sich öfter im Schattenland auf, als sie eigentlich wollte. Burden hatte sie aufgefordert, sich den Siedlern in Jahn anzuschließen, aber die Angst hatte Solanda davon abgehalten. Sie hatte schon zu viele bedrohliche Zusammenstöße mit den Inselbewohnern gehabt, um mitten unter ihnen leben zu wollen. Sie konnte nicht verstehen, wie Jewel das fertigbrachte.
    Ihre Schnurrbarthaare rochen nach Fisch. Sie fand ein trockenes Plätzchen am Ufer, um sich zu setzen und ihren Bart zu säubern. In der Dämmerung hatte sie aus einem Fischerboot zwei Forellen gestohlen und sich mit ihnen unter dem Steg versteckt, bevor der Fischer den Diebstahl entdeckte. Auf echte Katzen hatte das Gift keine Wirkung, aber Solanda würde schon durch wenige Tropfen anfangen zu schmelzen. Sie hatte einige ihrer Artverwandten getroffen, bis auf die Knochen abgemagert, ausgehungert, bemitleidenswert, und das alles dank des fünf Jahre alten Erlasses des Inselkönigs. Zu oft hatte sie seither tote Katzen mit verklebtem Fell und hervorstehenden Rippen am Straßenrand gefunden.
    Vielleicht konnte sie Jewel bitten, den Erlaß aufzuheben, wenn sie erst einmal außerhalb Rugars Reichweite war. Schon im Herbst konnte Jewel Königin der Insel sein. Aber vielleicht konnte Jewel auch jetzt schon etwas bewirken. Der böse König war tot, und wie Solanda Rugar kannte, würde ihm der junge Nicholas bald folgen. Falls Jewel dann nicht in der Lage war, die Insel selbst zu regieren, würde Rugar seinen Trumpf ausspielen: Jewels echten Sohn, Gabe.
    Gabe. Solanda unterbrach ihre Wäsche, um ihn sich vor Augen zu rufen. Er strömte eine starke Magie aus. Als die Irrlichtfänger ihn ins Schattenland gebracht hatten, hatte Solanda fast erwartet, daß er vor ihrer aller Augen seine Gestalt wandeln würde. Aber er stammte aus dem Geschlecht des Schwarzen Königs, und das bedeutete, daß er Visionäre Kraft besaß. Wenn seine Visionen erst einmal einsetzten, würden sie sehr mächtig sein. Solanda konnte es jetzt schon spüren.
    Die Fischreste, die in ihren Schnurrbarthaaren klebten, fraß sie beim Putzen als Nachtisch. Die Sonne hatte ihren Zenit erreicht, aber sie brachte nur wenig Wärme. Eine kühle Brise blies vom Fluß und ließ Solanda frösteln. Der Fluß roch nach Schlamm, Fisch und der ihm eigenen Mischung von Wasserpflanzen. Sosehr Solanda das Wasser auch haßte, liebte sie den Fluß doch, denn seit dem Erlaß des Königs hatte er sie schon mit mancher Mahlzeit versorgt.
    Außer einem räudigen Kater, der in den alten Knochen hinter einem der Lagerhäuser herumstöberte, war Solanda auf diesem Abschnitt des Ufers ganz allein. Dem Räudigen war sie schon begegnet. Er war mehr mit seinem knurrenden Magen beschäftigt gewesen als mit der Tatsache, daß sie in sein Revier eingedrungen war. Solanda hatte ihm einen Rest von der zweiten Forelle übriggelassen, den er so hastig hinuntergeschlungen hatte, daß er ihn wieder auswürgen mußte.
    Der Erlaß des toten Königs war besonders hart. Er hätte ihn auf orangefarbene Katzen beschränken können, aber

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