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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zurückgeblieben. Keiner hat gewartet, ob einer aus seinem Versteck kriecht.«
    Wieder der verächtliche Unterton. Städter. Dumme, eingebildete Städter. Aber sie waren alle völlig verängstigt gewesen, und zumindest Stowe hatte gehofft, jemand aus dem Dorf würde ihm versichern, daß alles nicht wahr sei, daß Alexander nicht tot, sondern nur vor Schmerzen zusammengebrochen war.
    Aber niemand hatte ihn getröstet.
    Und er hatte den Mörder entkommen lassen.
    Bis jetzt.
    »Du hast nicht gesehen, wohin der Mann gegangen ist, oder?«
    »Nach Norden«, erwiderte Hector. »Der Palast sagt, die Sümpfe beginnen hier, aber in Wirklichkeit sind sie weiter nördlich.«
    »Wann war das alles?«
    »’n Tag später oder so, nachdem ihr am Dorf vorbeigekommen wart. Ich hätt’ nit mehr dran gedacht, wenn nit der Kranich gewesen wär’.«
    Nach Norden. Richtung Jahn. Ein Fey hatte sich in die Sümpfe aufgemacht, um den König zu ermorden. Ein perfekter Mord. Es mußte unweigerlich so aussehen, als seien es verärgerte Dorfbewohner gewesen. Alexander hatte unrecht gehabt. Selbst wenn Jewel jetzt im Palast lebte, ließen die Fey nicht von ihren Plänen ab.
    Aber Alexander ermorden! Wozu sollte das gut sein?
    Es brachte Jewel dem Thron näher.
    Und das bedeutete, daß Nicholas in Gefahr schwebte.
    Plötzlich spürte Stowe wie nie zuvor, daß die Angelegenheit äußerst dringend war. Er hatte schon viel zuviel Zeit vergeudet. Der Palast ahnte nichts, und die Reise zurück würde mehrere Tage dauern, selbst wenn er den schnellsten Boten vorausschickte.
    Stowe zitterte. »War sonst noch etwas ungewöhnlich an dem Mann? Irgend etwas?«
    Hector schloß die Augen und runzelte die Stirn. Ein Lehmplacken löste sich von seiner Stirn und fiel auf seinen Kragen. Es schien ihn nicht zu stören.
    Dann öffnete er die Augen wieder, aber sein Blick schweifte weit in die Ferne. »Sein Haar«, murmelte Hector schließlich. »Hab’ noch nie so ’n Haar gesehn. ’s war so schwarz wie von ’ner Katze und hing bis auf seine Schultern runter. Erst hab’ ich gedacht, ’s wär’ Schlamm, aber wenn ’n Mann Schlamm im Haar hat, fliegt’s nit im Wind.«
    Da hatte er wohl recht. Das genügte. Stowe hatte alle Beweise, die er brauchte.
    Ein Fey hatte Alexander getötet.
    Und Nicholas war der nächste.
    Der Krieg war noch nicht zu Ende.
    Die zweite Runde hatte eben erst begonnen.

 
     
     
DIE KRÖNUNG
     
(Ein Tag später)

 
14
     
     
    Charissas Arme schmerzten. Sie polierte das silberne Geländer hinter dem riesigen Podest. Das Licht fiel nur noch spärlich durch das zweistöckige Fenster, und jemand hatte die Fackeln an den Wänden angezündet. Einer der Diener war losgegangen, um Kerzen zu holen, damit man bei der Arbeit besser sehen konnte.
    Drei Tage, um den Krönungssaal zu putzen. Drei Tage, um jeden noch so winzigen Fleck zu beseitigen. Merkten diese Adligen denn nie, wenn sie etwas Unmögliches verlangten?
    Der Haushofmeister hatte zugestimmt, ohne sich vorher mit dem Hausmeister abzusprechen. Er war zu erschrocken gewesen. Seit Jahrhunderten hatte niemand mehr den Krönungssaal benutzt. Krönungen wurden im Tabernakel zelebriert – so hatte es noch jeder König außer einer Reihe von Konstantins vor fünfhundert Jahren gehalten. Konstantin der Erste hatte diesen Teil des Palastes errichtet und damit versucht, sich der Kontrolle des Rocaan zu entziehen. Manche behaupteten sogar, er habe versucht, den Rocaan zu töten, aber das hielt Charissa für eine Legende. Ein Zimmermädchen hatte Charissa die gesamte Geschichte des Krönungssaals erzählt, während sie gemeinsam das silberne Geländer neben der Tür polierten.
    Das schien schon Monate her zu sein, obwohl in Wirklichkeit seitdem nur ein einziger Tag vergangen war. Die ganze Dienerschaft des Palastes – mit Ausnahme des Küchenpersonals – hatte sich in die Vorbereitung des Saals gestürzt, und es war fast unmöglich, bis zum nächsten Nachmittag damit fertig zu sein. Seit Jahren hatte sich niemand mehr um den Saal gekümmert. Er war vom Putzplan gestrichen worden, als der verstorbene König noch in der Wiege lag, vielleicht sogar noch früher.
    Im Vergleich zum Krönungssaal wirkte der Große Empfangssaal winzig. Lis, das Zimmermädchen, hatte Charissa erzählt, man könne an der Bauweise erkennen, daß der Empfangssaal zuerst erbaut worden sei, Hunderte von Jahren vor diesem Teil des Palastes. Schließlich hatte Charissa Lis gefragt, woher sie so viel wußte, und Lis hatte

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