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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Hector hatte recht. Die Käfer verschwanden fast augenblicklich. Als Stowe sich umdrehte, sah er den Schwarm wie eine schwarze Wolke über einem kleinen Fleck Sumpfboden tanzen.
    Stowes Zuhause mit den sieben Kaminen, den weichen Betten und üppig gepolsterten Möbeln war ihm niemals verlockender erschienen. Der rauhe Strohsack in der Hütte des Daniten hatte seinen Rücken wundgescheuert. Seine Beine schmerzten von der Anstrengung des Marsches, und auf der Zunge hatte er noch den bitteren Geschmack eines schwarzen Käfers.
    Schließlich erreichte Stowe die Stelle, an der Hector ihn erwartete. Zu Stowes Überraschung grinste der Mann. »Ihr habt’s besser gemacht als die meisten, die hier leben.«
    »Kennen sie diesen Weg denn nicht?«
    »Nit zu Fuß. Braucht man ’ne Menge Grips für.«
    »Und was willst du mir nun zeigen?«
    Hectors Grinsen verschwand. »Ich bin hierhergegangen, als sie mir erzählt ham, was Ihr gesagt habt. Die Leute von Euch, sie ham gesagt, Ihr glaubt, einer von uns isses gewesen. Euer Mann, er war hier nit beliebt, aber wir ham auf ihn gewartet, wir ham gehofft, er kann was ändern.«
    »Das hat man mir bereits auf der Versammlung erzählt«, sagte Stowe. Die eisige Kälte seiner Füße breitete sich allmählich in seinem ganzen Körper aus. Er fühlte sich, als sei er im Schlamm angewachsen.
    »Ich hab’ mir gedacht, nit viele Leute können so gut schießen, und noch weniger können sich so gut in den Sümpfen verstecken. Braucht man ’ne Menge Grips für.«
    Und die Bereitschaft, sich im Schlamm zu wälzen. Stowe biß sich auf die Lippe, um sich diesen Kommentar zu verbeißen. So weit entfernt von den Wachen wollte er Hector nicht reizen.
    »Also hab’ ich gedacht, ich seh’ mich mal selber ’n bissel um, und da bin ich hierhergekommen.«
    »Hast du an jemanden Bestimmtes gedacht, der es gewesen sein könnte?« fragte Stowe.
    »Oh, ich hab’ an jemand Bestimmtes gedacht«, konterte Hector. »Aber ich hab’ ja gewußt, daß ich’s nit gewesen bin.«
    Wieder diese Überheblichkeit. Stowe fing langsam an, Gefallen daran zu finden. »Gibt es jemand anderen, der dafür in Frage kommt?«
    »Nit hier bei uns.« Hector hob den anderen Arm und schwang sich auf den Baum. Dreckklumpen lösten sich von seinen Stiefeln und trafen Stowe ins Gesicht.
    Nicht hier bei uns. Stowe hatte sich heute schon einmal zum Narren gemacht. »Willst du damit sagen, daß niemand anders aus den Sümpfen es getan haben kann, oder …«
    »Jemand hat’s getan.« Hectors Stimme klang gedämpft aus dem Wipfel. »Aber ’s war keiner von uns. Kommt rauf.«
    Stowe blickte sich um. Es gab nichts, worauf er hätte steigen können, keine Leiter, keinen Stein. Hector reichte ihm nicht die Hand, um ihm hochzuhelfen. Stowe war noch nie auf einen Baum geklettert, nicht einmal als kleiner Junge.
    »Ich glaube nicht, daß ich da so heraufkomme wie du«, wandte Stowe ein.
    »Dann klettert wie ’n Mädel.« Hector sprach in vernünftigem Ton, aber seine Worte ergaben für Stowe keinen Sinn. Plötzlich erschien Hectors Gesicht zwischen den dichten Blättern. »Dreht Euch zum Baum. Packt den Stamm. Klettert. Schwingt ein Bein rüber wie auf’m Pferd.«
    Das klang nicht schwer. Stowe ergriff einen dicken Ast. Seine Finger rutschten in Hectors Schlammspuren aus. Er krallte sich fest, zog einen Stiefel aus dem Sumpfboden und schlang das Bein um den Stamm. Kaltes Wasser lief seinen Stiefel herunter und tropfte auf seine Hose. Er hob den anderen Fuß und krabbelte wie ein Kind, bis sein rechter Fuß in der Nähe des dicken Astes war.
    Überraschend erschien Hectors Hand, griff nach Stowes Knöchel und zerrte sein Bein über den Ast. Unwillkürlich schrie Stowe auf. Seine Hände glitten ab, und ein Schmerz schoß durch seine rechte Handfläche. Aber Hector hatte ihm Schwung gegeben, und jetzt konnte Stowe auch den Rest seines Körpers auf den Ast hieven.
    Unter seinem Gewicht schwankte der ganze Baum. Die Blätter raschelten. Hier konnte sich niemand unbemerkt verstecken. Erst jetzt fiel Stowe auf, daß Hector beim Klettern kein einziges Geräusch verursacht hatte.
    Hector hockte links von Stowe auf einem dickeren Ast. »Jetzt schaut hin«, forderte der Mann ihn auf. »Hier könnt Ihr sehn, wie er’s gemacht hat.«
    Hector deutete auf eine kleine Öffnung zwischen den Blättern. Stowe beugte sich vor. Jemand hatte Blätter abgerissen. Ein paar von ihnen wuchsen bereits wieder nach.
    Stowe blinzelte durch die Öffnung und sah klar und

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