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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Wort gegen Jewel sagte, verteidigte Nicholas sie.
    Der Name paßte ausgezeichnet zu ihr. Sie war sein größter Schatz.
    Und jetzt wartete sie bestimmt schon auf ihn. Das ganze Königreich wartete auf ihn.
    Er wandte sich ab und ging zu Jewels Gemächern zurück. Vor dem Kinderzimmer blieb er stehen. Es war ganz still. Nicholas hatte bei anderen Adligen schon viele Kinderzimmer besucht, und dort war es nur still, wenn die Kinder schliefen. Säuglinge lachten und weinten. Kinder schrien, kreischten und redeten ununterbrochen.
    Sebastian sprach fast nie. Er weinte auch nicht. Und er lächelte nur Jewel an.
    Nicholas stieß die Tür auf. Hitze schlug ihm entgegen. Jewel ließ immer viel zu sehr einheizen. Die Kinderfrau saß neben dem Kamin und stickte an einem Wandbehang. Sebastian hockte, umgeben von Bauklötzen, auf seiner Decke. Einen Klotz hielt er in der Hand und starrte ihn an.
    Nicholas stahl sich ins Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Sebastian drehte sich nicht um, aber die Kinderfrau. Sie lächelte Nicholas an und wandte sich dann wieder ihrer Stickerei zu. Das Knacken der Holzscheite und das leise Klappern der Nadel im Stoff waren die einzigen Geräusche im Raum. Nicholas konnte seinen Sohn nicht einmal atmen hören.
    Eigentlich sah der Junge ganz normal aus. Er hatte Jewels dunkles Haar und geschwungene Augenbrauen, aber sein Gesicht war ganz Nicholas’. Das Zeichen des Roca, so hatte es Alexander immer genannt, wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Der Körper des Jungen war untersetzt und kräftig, hart wie Stein, obwohl er noch ein Kleinkind war. Nicholas hatte gedacht, der Junge werde eines Tages stärker werden als jeder andere Mann, wenn all sein Fett Muskelmasse wäre. Aber Sebastian würde nie Gelegenheit haben, seine Kraft zu beweisen. Er tat fast nie etwas, wenn man ihn nicht ausdrücklich dazu aufforderte.
    »Wie lange hält er diesen Klotz schon in der Hand?« fragte Nicholas.
    »Ach Gott«, erwiderte die Kinderfrau. »Ich weiß nich’. Sebastian, Schatz, leg den Klotz da weg und ruh deine Hand aus.«
    Langsam blickte der Junge seinen Vater an, als hätte er gerade erst Nicholas’ Stimme vernommen. Nicholas zwang sich, ihn anzulächeln, aber das Kind lächelte nicht zurück. Es starrte Nicholas nur mit großen grauen Augen an. Nicholas hatte keine Ahnung, woher dieses Grau stammte. Seine eigenen Augen waren blau und Jewels schwarz. Jewel hatte gemeint, daß vielleicht gerade die Mischung Sebastians ungewöhnliche Augenfarbe ergab.
    Jetzt drehte Sebastian den Kopf zur Kinderfrau. Dann legte er langsam den Klotz auf der Decke ab. Er ließ die Hand auf seinen Oberschenkel fallen, und dann bewegte er sich überhaupt nicht mehr.
    »Hast du versucht, mit ihm zu spielen?« fragte Nicholas.
    »Sire, die Herrin hat’s befohlen. Zweimal am Tag, nach dem Frühstück und vorm Abendbrot. Es is’ schwer. Ihr seht selbst, wie der Junge is’. Er weiß nich’, wie man spielt.«
    Diesen Satz hatte Nicholas schon von Jewel gehört, aber er hatte ihn nicht verstanden. Wie konnte ein Kind nicht wissen, wie man spielte? Der Junge war wie eine leere Hülse. Nicholas hatte sich an die Heiler gewandt. Sie hatten so etwas noch nie gesehen, und sie gaben Jewel die Schuld.
    Auch ihm hatten sie insgeheim vorgeworfen, daß er Jewel überhaupt in den Palast gebracht hatte, auch wenn sie es nicht ausgesprochen hatten.
    Sie hatten es nicht gewagt.
    Er hätte auf seinen Vater hören sollen. Er hätte den älteren Ratsherren Glauben schenken sollen. Aber sein Vater hatte im Krieg alles verpfuscht, hatte Tausende Tote auf dem Gewissen, weil er nicht rechtzeitig gehandelt hatte, und sogar das Leben seines Sohnes Nicholas aufs Spiel gesetzt. Nicholas hatte nicht mehr an die Weisheit seines Vaters geglaubt.
    Er hatte geglaubt, er brauche bloß eine Fey in die Familie zu bringen, und der Rest der Nation würde seinem Beispiel folgen.
    Er hatte geglaubt, mit der Heirat sei es getan. Jewel hatte vorausgesehen, daß das nicht ausreichen würde, aber dann war sie nur noch mit ihrer Schwangerschaft beschäftigt gewesen, der Schwangerschaft, die ihre Beziehung und den Pakt besiegeln sollte, und sie hatte ihr Ziel aus den Augen verloren. Nach Sebastians Geburt hatte sie sich wieder daran erinnert, aber sie hatte ihre Glaubwürdigkeit im Palast eingebüßt. Alle hielten Sebastian für den Beweis dafür, daß diese Ehe niemals hätte geschlossen werden dürfen.
    Nicholas’ Vater hatte befohlen, daß niemand außer dem

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