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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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in den Stall, während die anderen Burschen ausschwärmten, um die Pferde der Ältesten und Hohen Geistlichen in Empfang zu nehmen. Sogar für das Einstellen der Pferde gab es genaue Vorschriften.
    Tel konzentrierte sich ganz auf seine Pflichten, das hielt ihn davon ab, über die geistlichen Inselbewohner hinter sich und die Gefahr, die sie darstellten, nachzudenken. Eine rasche Bewegung, während er ihnen den Rücken zuwandte, ein Spritzer des so harmlos aussehenden Wassers, und er wäre tot.
    Tot.
    Er erreichte unbehelligt den Stall und unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Tapio trat aus dem Dienstbotentrakt, das Hemd blendend weiß, die rehbraune Hose gebügelt und in die auf Hochglanz polierten Stiefel gesteckt. Er sah sehr wichtig aus. Als er an Tel vorbeiging, zwinkerte er ihm zu. Dann kümmerte er sich um die Pferde der Daniten.
    Diesen Augenblick nutzte Tel, um das Tier des Rocaan in den Stall zu führen. Er brachte das Pferd in die große Box an der hinteren Wand, die eigentlich für Schwarzohr, den Hengst des Königs, reserviert war. Das Reittier des Rocaan ließ sich willig hineinführen. Tel schloß die Tür hinter ihm und lehnte sich aufatmend dagegen.
    Er hätte sich vorher klarmachen müssen, daß der Rocaan als erster eintreffen würde. Schließlich leitete er die Krönungszeremonie. Er war gewissermaßen der wichtigste Mann weit und breit.
    Tel hatte es hinter sich gebracht. Er würde den Nachmittag überleben.
    Und er würde verschwunden sein, wenn der Rocaan wieder abreiste.
    Als Tel den Stall verließ, kam er an dem Burschen vorbei, der die Pferde der Ältesten führte. Ein dritter Stallbursche war aufgetaucht und brachte die restlichen Tiere in ihre Boxen. Der Rocaan und seine Leute standen noch immer im Hof. Anscheinend überprüften sie ihre ledernen Gürteltaschen. Giftflaschen glitzerten in der Sonne. Tel blieb neben der Stalltür stehen.
    Irgend etwas stimmte nicht. Sie sahen nach, ob sie auch genug Gift bei sich führten. Das hätten sie doch schon vor dem Aufbruch aus dem Tabernakel kontrollieren können.
    »Da ist es«, sagte einer der Hohen Geistlichen. Er zog ein kleines weißes Tuch aus der Ledertasche. »Genau an dem Platz, den Ihr mir genannt habt, Heiliger Herr.«
    »Gut«, erwiderte der Rocaan.
    Der Geistliche steckte das Tuch in die Tasche zurück, und die Daniten legten drei Giftflaschen dazu. Dann verschloß der Geistliche die Tasche und band sie sich mit seiner Schärpe um die Taille. Auch die anderen banden sich ihre Taschen um.
    Tel war froh, daß er im Stall bei den Pferden bleiben konnte. Er war dem Gift schon zu oft nur knapp entronnen, als daß er jemals wieder in seine Nähe kommen wollte.
    Tapio versorgte die übrigen Pferde, kam herbei und stellte sich neben Tel. »Das is’ ’ne Truppe, was?«
    »Ich hab’ gar nich’ gewußt, daß sie die halbe Kirche brauchen, um ’nen neuen König zu machen.«
    »Das is’ nich’ wegen dem neuen König. Nur wegen dem Segen des Roca.«
    Und was würden sie für den Sohn des Königs tun, hatte jemand schon einmal darüber nachgedacht? Wer würde dafür sorgen, daß der Rocaan am Tag von Nicholas’ Tod ein Fey-Halbblut anerkannte?
    Aber das war nicht Tels Problem. Bis auf Momente wie diesen war er kein Fey mehr. Er war ein Inselbewohner und wollte es für den Rest seines Lebens bleiben.
    »Wir haben keinen Platz für noch mehr Pferde«, stellte Tel fest.
    »Macht nix«, entgegnete Tapio. »Nur die Lords kommen noch mit so ’ner Horde an, die Fey nich’.«
    Die Fey hatten das nicht nötig. Aber Tel verkniff sich auch diesen Kommentar. Statt dessen sah er zu, wie die Rocaanisten auf einen weiter entfernten Flügel des Palastes zuschritten. Von ihnen wurde nicht verlangt, daß sie die Küchentür benutzten.
    »Na, komm schon«, forderte Tapio ihn auf. »Müssen uns um die Pferde kümmern.«
    Tel seufzte. Die Feuerprobe war bestanden.
    Dieses Mal jedenfalls.

 
16
     
     
    Nicholas hatte die Robe angelegt und das Haar zur Krönung säuberlich gekämmt. Das ziselierte Schwert um seinen Hals kam ihm vor wie ein Fremdkörper. Seit er Jewel begegnet war, hatte er keines mehr getragen. Auch heute hatte sie es wie einen bösen Fluch angeblickt und ihn dann schwach angelächelt.
    »Es dauert ja nicht lange«, hatte er versprochen und das Zimmer verlassen. Die Kammerzofe kam gerade herein, um letzte Hand an Jewels Frisur zu legen.
    Bei den meisten Frauen konnten die letzten Handgriffe Stunden dauern. Jewel würde in ein paar

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