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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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welche Strafe sie bei ihrer Rückkehr ins Schattenland erwartete.
    Zwei Schwarzkittel gingen an Rugar vorbei. Rugar lehnte sich an den Türrahmen. Die Kälte des Steins überraschte ihn. Im Saal selbst war es warm, aber das mußte an der Körperwärme der Versammelten liegen. Er hatte noch nie so viele Leute in einem Raum gesehen. Sonst sah man eine so große Anzahl Personen höchstens auf einem Schlachtfeld.
    Da, wo er selbst hingehörte.
    Und Jewel auch.
    Statt wie eine gehorsame Soldatin neben dem neuen König zu stehen, sollte sie lieber versuchen, das Rätsel des Giftes zu lösen. Vielleicht hatte Rugar sich nicht genug darum gekümmert. Vielleicht besaßen die Inselbewohner außer dem Gift noch einige andere, mindere magische Fähigkeiten. Vielleicht konnten sie sogar Behexen.
    Er hörte ein Rascheln hinter sich und drehte sich um. Drei Personen kamen den Flur entlang auf ihn zu: seine Tochter, ihr Inselgatte und eine Frau, die Rugar nicht kannte. Die Frau trug den Stein, den Jewel ihren Sohn nannte.
    Jewels rechte Hand lag auf der Hand ihres Gemahls, und beide Hände waren dem Zeremoniell gemäß beim Voranschreiten ein wenig nach vorne gestreckt. Der neue König der Insel trug eine feierliche weiße Robe mit rotem Besatz. Ein kleines silbernes Schwert hing um seinen Hals. Rugar fiel auf, daß sein Kopf nicht bedeckt und das blonde Haar zur Krönung bereit zurückgekämmt war.
    Jewels Haar floß ungebändigt über Schultern und Rücken, nur von einer kleinen Perlenkappe aus dem Gesicht gehalten. Auch durch ihr Haar zogen sich Perlenschnüre, was sie eher einem geschmückten Standbild als einer Frau aus Fleisch und Blut gleichen ließ. Ihr Gewand paßte zu Nicholas’ Robe. Das hochgezogene Mieder wölbte sich über ihrem Bauch. Rugar blinzelte. Es lag nicht an dem Schnitt des Mieders. Jewel war wieder schwanger. Rugar entfuhr ein leiser Seufzer. Er war nicht darauf versessen, noch ein weiteres Enkelkind ins Schattenland zu entführen, aber Jewel ließ ihm keine andere Wahl.
    Er stemmte die Hände in die Hüften. »Du trägst die Farbe der Trauer«, bemerkte er.
    Jewels Schuhe hatten hohe Absätze. Damit war sie größer als ihr Gemahl und fast so groß wie ihr Vater. »Dies ist kein Anlaß zum Feiern.«
    »Ich dachte, die Krönung eines neuen Königs ist immer Anlaß zum Feiern.«
    »Nicht, wenn der alte König vor seiner Zeit gestorben ist.« Nicholas sprach in scharfem Ton. Sein Fey hatte einen schweren Akzent, aber es war fließend und klar. Er blieb ein paar Schritte vor Rugar stehen.
    Auch die Frau blieb stehen. Der Stein drehte sich neugierig zu ihm um. Erstaunlich, daß er überhaupt noch lebte. Er hatte ein Golem sein sollen, und Golems wurden normalerweise weder größer, noch lernten sie etwas dazu. Seine Tochter war mächtig, mächtiger als sie selbst ahnte.
    »Du solltest doch schon längst sitzen«, sagte Jewel.
    »Ich wollte dich sehen, um dir zu gratulieren, daß du jetzt Königin bist.«
    »Das hättest du schon letzte Woche tun können, schon allein aus Höflichkeit und als Ausdruck dafür, daß du mir Respekt zollst.«
    Rugar grinste. »Ich hatte keinen.«
    Nicholas’ Wangen färbten sich. »Mein Vater hat mit dir in Frieden einen Pakt geschlossen.«
    »Dein Vater hat meine Fey auf dem Gewissen.«
    »Mein Vater hat dich nicht dazu eingeladen, die Insel zu erobern.«
    »Dein Vater hätte besser darauf vorbereitet sein sollen.«
    »Schluß jetzt!« Jewel schob sich zwischen die beiden Streithähne. Als sie sich bewegte, raschelten ihre Röcke, und die Perlen in ihrem Haar klingelten leise, als sie zwischen ihrem Gemahl und ihrem Vater hin und her blickte. »Das bringt uns nicht weiter.«
    »Deine Hochzeit auch nicht«, knurrte Rugar.
    »Wenn du mir geholfen hättest, wenn du es wenigstens versucht hättest, wäre alles vielleicht schneller in Bewegung geraten«, sagte Jewel. Ihre Augen funkelten. Rugar fühlte ihren Zorn wie etwas Lebendiges. »Du kommst mich ja nicht einmal besuchen. Oder deinen Enkel.«
    Rugar sah den Stein an. Er hatte sich einen Finger in den Mund gesteckt und glotzte ihn dumpf an. Seine Augen waren flach und grau, aber nicht völlig leer. Nicht leer genug. Sie schienen etwas widerzuspiegeln, etwas wie eine ferne Erinnerung.
    »Dieses Ding kann ich nicht als meinen Enkel anerkennen«, erwiderte Rugar.
    »Es spielt keine Rolle, ob du ihn anerkennst oder nicht«, fauchte Jewel, »er ist dein Enkel.«
    Rugar wandte den Blick von dem Stein. Er würde es ihr nicht erzählen. Er

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