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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Logik zu folgen. Nicholas wollte die Schuld an Rugars Tod auf sich nehmen. »Das geht nicht«, sagte sie. »Ihr seid durch die Heirat miteinander verwandt. Eine solche Tat fordert die Mächte heraus.«
    »Müßten eure Mächte denn nicht wissen, daß ich es in Wirklichkeit nicht getan habe?«
    Darauf wußte sie keine Antwort und starrte den toten Rugar an. Hatte er, als er noch über seine Visionen verfügte, gewußt, daß er auf diese Weise sterben würde? Oder hatte seine Vision schon vor so langer Zeit nachgelassen, daß er seinen eigenen Tod nicht mehr Voraussehen konnte?
    »Ich habe es getan«, sagte Solanda. »Ich nehme die Strafe auf mich.«
    Nicholas schüttelte den Kopf. »Meine Tochter braucht dich. Wir brauchen dich. Du darfst dich nicht stellen.« Er erhob sich und zog den Schürhaken aus Rugars Schädel. Blut und Gehirnmasse befleckten Nicholas’ Gewand. »Wir sagen, es sei ein Unfall gewesen. Dann wird nichts geschehen. Niemand wird Fragen stellen. Ich bezweifle sogar, daß ihn jemand vermissen wird.«
    Auch Solanda bezweifelte das. Aber sie war nicht sicher. Der Sohn des Schwarzen Königs war immer noch wichtig, egal was er getan hatte.
    Nicholas schob die Spitze des Schürhakens ins Feuer und ließ das daran klebende Blut und die Haare verbrennen. Der Geruch war nicht sehr intensiv, aber es reichte, daß Solanda die Nase rümpfen mußte. Dann stellte Nicholas den Schürhaken an seine gewohnte Stelle zurück.
    »Du ziehst besser etwas über«, sagte er. »Dann lasse ich die anderen herein.«
    Sie hatte ganz vergessen, daß sie nackt war, doch sie schüttelte den Kopf. »Laßt mich zuerst Arianna helfen.«
    Sie nahm Sebastian das Kätzchen vorsichtig aus den Händen. Auf den Wangen des Jungen standen dicke, schimmernde Tränen. Er sah immer noch zu Tode erschrocken aus. Obwohl sie wußte, daß er kein richtiges lebendiges Wesen war, empfand sie unwillkürlich Mitleid für ihn. Er hatte ihr das Leben gerettet, und höchstwahrscheinlich Arianna ebenso. Solanda wischte eine Träne mit dem Daumen ab.
    »Du bist ein Held, Sebastian«, sagte sie leise. Als er sie verständnislos anblickte, fügte sie hinzu: »Du bist ein ganz lieber Junge.«
    Jetzt lächelte er sie an, zaghaft, aber beruhigter und beinahe freundlich. Solanda lächelte zurück. Die kleinen scharfen Krallen des Kätzchens gruben sich in ihre Handfläche. Sie legte Arianna wieder in die Wiege, hielt sie dort fest und Verwandelte die eigenen Hände in Pfoten. Dann Verwandelte sie sich ganz langsam wieder zurück. Arianna, das Fey-Kind, sah zu ihr auf. Seine Unterlippe bebte. Einen Moment lang dachte Solanda, Arianna wollte anfangen zu weinen. Doch dann gluckste sie ihr fröhliches Säuglingsglucksen, das zu ihrem Markenzeichen geworden war.
    »Soviel Tod rings um sie herum«, sagte Nicholas, der sich hinter Solanda gestellt hatte, »und trotzdem empfindet sie immer noch Freude.«
    Sie spürte die Wärme seines Körpers, ließ Arianna liegen und hob ihr Gewand auf, streifte es über und fühlte sich wieder geborgen. »Sie versteht noch nicht, daß der Tod ein Ende bedeutet«, sagte Solanda. »Sie sieht ihn als eine Veränderung an, und Veränderungen sind für sie etwas Lustiges.«
    Nicholas stieß ein Lachen aus, mehr aus Überraschung als aus einem anderen Grund. »Wäre es doch nur für uns alle so.« Er legte Solanda eine Hand auf die Schulter. Erstaunt drehte sie sich um.
    »Ich bin dir was schuldig«, sagte er.
    »Mir?«
    Er nickte. »Ich hätte nicht gedacht, daß du dich so für meine Tochter einsetzen würdest. Du hast sogar dein Leben für sie riskiert. Ich dachte, du kümmerst dich eine Zeitlang um sie, und dann verschwindest du wieder.«
    »Das wäre einfacher gewesen«, sagte Solanda. »Aber nicht richtig.«
    »Ich schulde dir nicht nur meinen eigenen Schutz«, sagte er, »sondern das Leben meiner Tochter.«
    Solanda legte einen Finger auf die Lippen. »Versprecht niemandem ihr Leben. Es gehört ihr allein. Und das ist auch besser so.«
    Nicholas nickte und zog ihr die Hand von den Lippen. »Tut mir leid, daß ich je an dir gezweifelt habe«, sagte er.
    »Ist schon in Ordnung«, erwiderte Solanda. »Ich habe lange Zeit selbst an mir gezweifelt.«

 
36
     
     
    Die Straße war flach und breit, eine starre Variante des Flusses. Nicht weit entfernt von Fledderers Haus hatten Adrian, Coulter und Fledderer den Wald verlassen. Sie trugen die von dem Fey gestohlenen Kleider und Hüte. Falls sie die Reiter aus der Luft erblickten, würden

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