Fey 04: Die Nebelfestung
leisen Schrei aus.
Seine Tochter. Jetzt wollten sie ihm auch noch seine Tochter nehmen. Sie würden ihr den Verstand rauben, so wie sie es mit Sebastian getan hatten.
Er riß die Tür auf. »Sofort eine Abteilung Wachen zum Kinderzimmer!« sagte er, während er an den beiden Posten vorbeieilte.
»Waffen, Sire?« fragte der Posten.
Ein Schauer durchlief Nicholas. Plötzlich sah er Jewels Gesicht vor sich, geschmolzen und jenseits aller Kenntlichkeit verzerrt. »Schwerter. Aber kein Weihwasser. Wenn ich irgendwo Weihwasser entdecke, töte ich denjenigen auf der Stelle. Eigenhändig.«
Charissa folgte ihm bis zur Tür. Sie fragte ihn etwas, doch er hörte sie schon nicht mehr.
Ein Fey hatte es auf seine Tochter abgesehen.
Im Laufschritt rannte er auf die Treppe zu.
Niemand, niemand würde ihm Arianna wegnehmen. Die Schamanin hatte gesagt, das Kind müsse im Palast bleiben, und genau dort würde sie auch bleiben.
Um das zu garantieren, würde Nicholas alles tun, was zu tun war.
35
Nachdem das Mädchen weg war, ging Solanda im Zimmer auf und ab. Der Klumpen stieß immer noch das eigenartige Weinen aus. Nicht einmal als Jewel starb, hatte er solche Töne von sich gegeben. Damals hatte er geschluchzt, trocken, beinahe stumm, aber das hier war eine Mischung aus Heulen und Kreischen.
Arianna schluchzte. Solanda hatte sie wieder in die Wiege gelegt, und jedesmal, wenn sie an der Wiege vorbeischritt, streckte das Kind flehend die Händchen nach ihr aus.
Solanda wußte nicht, wie sie sie trösten konnte.
Zumindest noch nicht.
Sie war nicht sicher, was sie tun sollte. Die Wachen würden Waffen mitbringen, aber wenn der Feind der Magie mächtig war, reichte das wahrscheinlich nicht aus. Sie konnte sich in ihre Katzengestalt Verwandeln und irgendwo verstecken, aber in diesem Fall war sie nicht mehr imstande, Arianna zu beschützen.
Sie zog ihr Gewand aus. Manchmal, bei einer raschen Verwandlung, begrub sie ihr Gewand unter sich. Sie konnte es sich nicht leisten, auch nur eine Sekunde nichts zu sehen. Zumindest war sie vorbereitet.
Bis auf die Kaminwerkzeuge gab es keinerlei Waffen in dem Zimmer, nur die Zange, den Schürhaken und die Holzscheite selbst. Letztere waren hoch genug aufgestapelt, damit sie für den Klumpen keine Gefahr darstellten. Alles andere war weich und kuschelig. Schließlich handelte es sich um ein Kinderzimmer.
Sebastian stieß einen kratzenden Schrei aus.
Arianna kreischte gellend auf.
Solanda drehte sich um und sah, wie sich die Tür öffnete.
Auf der Schwelle stand ein Aud, die Hände in den Taschen und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
Solanda schnappte sich eine Decke und warf sie über Arianna. Kein besonders guter Schutz gegen Weihwasser, aber vielleicht reichte er aus.
Der Aud zog eine Hand aus der Tasche, schlug die Kapuze nach hinten und grinste.
Rugar.
Solanda wurde es plötzlich am ganzen Körper kalt.
Sebastian hörte auf zu schreien. Er rollte sich so gut er konnte zu einer Kugel zusammen, den Kopf zwischen die Knie geklemmt. Er sah aus wie der Stein, aus dem er geformt worden war, und schien in der Wand hinter ihm aufzugehen. Hätte Solanda nicht gewußt, daß er da war, hätte sie ihn nicht gesehen.
Rugar betrat das Kinderzimmer und schloß die Tür. »Ich will das Kind.«
Solanda schluckte. Auch Arianna schwieg. Solanda wollte die Decke anheben und nachsehen, ob sich das Kind Verwandelt hatte, wagte es jedoch nicht.
»Die Schamanin hat gesagt, das Kind soll hierbleiben.«
»Die Schamanin hat sich getäuscht.«
Solanda schüttelte den Kopf. »Das Kind ist hier sehr glücklich. Laß es hier.«
»Wir brauchen sie, Solanda. Ohne sie können die Fey nicht überleben. Sie ist die einzige entwicklungsfähige Erbin des Schwarzen Throns.«
»Was ist mit Gabe?«
Rugar machte eine abfällige Geste. »Gabe ist ein Verräter.«
»Gabe ist ein Kind. Kinder können keine Verräter sein.«
»So kluge Kinder schon«, sagte Rugar. Die helle Robe ließ seine Haut noch dunkler aussehen, beinahe schwarz. Seine Augen glitzerten böse.
»Und woher willst du wissen, daß Arianna nicht genauso reagiert?« Solanda blieb neben der Wiege stehen.
»Weil ich sie selbst aufziehen werde«, gab Rugar zurück.
»Und wo?« Vielleicht konnte sie ihn lange genug hinhalten, bis die Wache eintraf. Rugar verfügte über keinerlei magischen Kräfte zu seiner Verteidigung. Ein Messer, ein Schwert oder ein Fausthieb würden ihn so sicher außer Gefecht setzen wie Weihwasser.
»Im
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