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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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seinen adoptierten.
    Er legte die Stirn in Falten und erinnerte sich an etwas, das Jewel einmal vor Jahren gesagt hatte. »Coulter – hast du jemals den Torkreis geöffnet?«
    »Nein«, sagte Coulter. »Warum denn?«
    »Nur so.« Adrian sprach langsam. »Weil die Fey behaupten, nur Wesen mit magischen Fähigkeiten könnten diese Tür öffnen. Ich kann es nicht. Aber du vielleicht.«
    »Warum sollte ich das tun?« fragte Coulter.
    »Um nach Hause zu gehen«, sagte Adrian. »Zurück auf die Insel, weg von diesem Ort hier.«
    »Ich bin noch nie weg von hier gewesen.«
    »Als kleines Kind schon.«
    »Daran erinnere ich mich nicht mehr«, murmelte Coulter.
    »Gehst du mit, wenn ich weggehe?«
    »Ich soll Gabe verlassen?«
    »Für eine gewisse Zeit. Vielleicht findest du deine Familie.«
    »Meine Familie ist tot«, sagte Coulter. »Das haben sie mir schon früher gesagt. Ich erinnere mich daran.«
    »Woran erinnerst du dich?«
    »Wie sie schreien. Wie mich die Frau mitnimmt.«
    »Solanda?«
    Coulter schüttelte den Kopf. »Eine alte Frau. Sie …« Er atmete tief ein, als fiele ihm das, was er sagen wollte, sehr schwer. »Sie hatte mich lieb.«
    Die Worte hallten zwischen ihnen hin und her, voller Verlust und Hoffnungslosigkeit. Seit er ins Schattenland gekommen war, hatte niemand Coulter liebgehabt. Auch Adrian hatte sich aus Angst, noch ein Kind zu verlieren, zurückgehalten.
    »Willst du sie nicht wiedersehen?« fragte Adrian.
    Coulter schüttelte den Kopf und vergrub sein tränenverschmiertes Gesicht tiefer in Adrians Hemd.
    »Warum denn nicht?«
    »Weil sie mich nicht abgeholt hat. Sie wollte mich nicht mehr.«
    Es war, als öffnete sich ein Fenster in Coulters Seele. Erst jetzt verstand Adrian den Jungen. »Sie konnte dich nicht abholen, mein Junge. Inselbewohner können hier nicht rein.«
    »Du schon.«
    »Ich wurde gefangengenommen. Ich kann nicht mehr weg.«
    »Und sie kann nicht rein?«
    Adrian schüttelte den Kopf.
    »Wirklich nicht?«
    »Wenn du willst, gehe ich mit dir zum Torkreis und zeige es dir. Ich kann ihn nicht öffnen. Ich verfüge nicht über Zauberkräfte, und ich bin sicher, sie auch nicht.«
    »Oooh«, hauchte Coulter langgezogen, fast so, als hätte er geseufzt. Adrian spürte, wie sich der Körper des Jungen entspannte. Sie verharrten noch eine ganze Weile so, bis Adrian dachte, Coulter sei eingeschlafen. Dann sagte Coulter: »Hilfst du mir, sie zu finden, wenn ich dich aus dem Torkreis herauslasse?«
    Diesmal vernahm Adrian die subtile Frage hinter der praktischen. »Coulter«, sagte er behutsam und suchte nach Worten, bei denen sich der Junge nicht schon wieder ausgenutzt vorkam, »ich betrachte dich als Teil meiner Familie. Du kannst jederzeit zu mir kommen und wirst in meinem Haus immer willkommen sein. Ich werde dir helfen, sie zu finden, das verspreche ich dir.«
    »Na schön«, meinte Coulter. Er lehnte sich zurück und lächelte Adrian scheu an. Dann wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht. »Wenn sie mich nicht mehr zu Gabe lassen, dann gehen wir eben weg.«
    Coulters Flucht würde Rugar in Angst und Schrecken versetzen. Adrian lächelte. Zum ersten Mal seit Jahren verspürte er den Geschmack der Freiheit.

 
5
     
     
    Die Schamanin stand in der Tür zu seinen Privatgemächern. Nicholas hatte in den vergangenen paar Tagen vergessen, wie groß sie war. Ihr weißes Haar wehte wie ein Heiligenschein um ihren Kopf, und ihre nußbraunen Augen waren unergründlich tief, wie ein funkelnder Teich. Sie trug eine weiße Robe, die bei jeder Bewegung glitzerte. Noch nie zuvor hatte er ein solches Material gesehen.
    Nicholas erhob sich vom Stuhl, geleitete sie herein und machte die Tür hinter ihr zu. Die Sofas und Stühle waren leer. Er hatte für sie einen Platz vor dem Kaminfeuer freigemacht, denn die Fenstervorhänge waren hochgezogen, und mit dem Sonnenlicht kam die kühle Morgenluft hereingeflutet. Die Fenster zeigten auf den menschenleeren Garten.
    Er hatte das Treffen in seiner Suite arrangiert, um völlig ungestört zu sein. Lord Stowe hatte sich darüber beklagt, daß Nicholas die Wachen weggeschickt hatte.
    Dabei hätte die Schamanin am Tag, an dem Jewel starb, die beste Gelegenheit gehabt, ihn zu töten. Er wußte, daß sie das nicht tun würde.
    »Danke, daß Ihr gekommen seid«, sagte Nicholas. Er war es nicht gewohnt, zu einer Frau aufzusehen. Sogar Jewel war nur genauso groß wie er gewesen. »Insbesondere hierher. Ich hoffe, mein Bote hat Euch ausgerichtet, daß wir uns

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