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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ebensogut an einem neutralen Ort hätten treffen können.«
    »Ich mußte hierher kommen«, sagte die Schamanin. Ihre Stimme war tief und ruhig, völlig verschieden von dem abgehackten Kommandoton, den sie ein paar Tage zuvor angeschlagen hatte. »Ich wollte nicht, daß die anderen etwas davon erfahren.«
    Nicholas nickte. In seiner Nachricht hatte er betont, daß dieses Treffen uneingeschränkt privater Natur sei. Der Junge, den Nicholas schon zuvor eingesetzt hatte, war absolut vertrauenswürdig – und von der Aussicht, einem Fey gegenüberzutreten, völlig eingeschüchtert gewesen. Auch Jewels Anwesenheit im Palast hatte an diesem Verhalten nichts ändern können.
    Jewel. Sie hatten sie am Abend des vergangenen Tages innerhalb der Palastmauern begraben. Kein Rocaanist war anwesend gewesen. Die Diener hatten das Grab ausgehoben, und die Lords hatten Nicholas beigestanden. Von Jewels Leuten war niemand gekommen.
    Er konnte sie nicht aus seinen Gedanken vertreiben. Jeden Morgen wachte er auf, streckte die Hand nach ihr aus und fühlte noch ihre Anwesenheit im Bett. Auch über sie wollte er mit der Schamanin reden.
    »Ich habe mehrere Probleme, Schamanin«, sagte er. »Und ich glaube, sie hängen alle miteinander zusammen.«
    Sie faltete die Hände. »Das wird wohl so sein«, sagte sie.
    »Einige meiner Lords befürworten einen Angriff auf die Fey. Es hat sogar schon ein Attentat auf den Rocaan stattgefunden, aber nicht von Seiten meiner Leute.«
    »Der Junge«, sagte sie.
    Er warf ihr einen raschen Blick zu. Sie hatte sich von der Stelle, zu der er sie geführt hatte, noch keinen Millimeter wegbewegt. Offensichtlich geschah noch mehr, als selbst ihm bekannt war. Er rückte einen Stuhl näher ans Kaminfeuer. Sie setzte sich. Er ließ sich ihr gegenüber nieder. Der Windzug hielt die Flammen niedrig. Es roch nach Regen.
    »Der Junge«, sagte Nicholas, ohne das Thema weiter vertiefen zu wollen. »Wir wissen auch, daß einer von euch meinen Vater getötet hat.«
    Die Schamanin seufzte leise. »Sie hätte funktioniert, wißt Ihr das?« fragte sie.
    Nicholas spannte sich an. »Die Ermordung meines Vaters?«
    »Nein«, erwiderte die Schamanin. »Eure Ehe.«
    Ein schneidender Schmerz durchfuhr Nicholas’ Herz, als hätte sie ein Messer in ihren Worten geführt. Es hielt ihn nicht länger auf seinem Platz, und er erhob sich, ging zum Fenster und blickte hinunter in den Garten.
    Die drei Zweige waren nicht mehr kahl. Grüne Blätter sprossen, und links und rechts vom Pfad sah er ganz neue Blumenknospen. Der Gärtner hatte das Gemüsegärtchen am anderen Ende des ummauerten Bezirks bestellt. Die Erde an diesem sonnendurchfluteten Flecken sah schwarz und gesund aus. Im Westen knäulten sich Wolken zusammen, und über dem Fluß hing ein Regenschleier.
    Als er seine Stimme wieder unter Kontrolle hatte, sagte er: »Das hilft uns jetzt auch nicht mehr.«
    »Möglich«, sagte die Schamanin. »Vielleicht aber doch. Jeder Versuch ist seine Mühe wert, Nicholas.«
    Er schüttelte den Kopf und legte die Hände auf die Fensterbank. Der Stein war kalt an den Handflächen. Es war alles noch zu frisch. Er hatte sich für dieses Treffen gewappnet, und doch hatte die Schamanin sofort die Kontrolle über seine Gefühle übernommen.
    »Seit ich Euch zum letzten Mal gesehen habe, habe ich darüber nachgedacht«, sagte sie. »Ich frage mich, ob ich hätte mehr tun können.«
    »Ihr habt getan, was Ihr tun konntet, um Jewel zu retten«, entgegnete er. Seine Stimme hatte einen ungewohnt rauhen Unterton.
    »Das schon«, sagte sie. »Aber ich sprach nicht davon. Ich meinte, an Eurem Hochzeitstag.«
    Das erregte seine Aufmerksamkeit. Er wandte sich um und rieb die kalten Hände an den Kniehosen. »An meinem Hochzeitstag?«
    Sie starrte ins Feuer. Im entspannten Zustand hatte ihr Gesicht direkt etwas Lausbübisches. »Ich sagte Rugar, Jewel habe den einzigen Weg zum Frieden eingeschlagen. Ich bat ihn, das gleiche zu tun.«
    »Rugar?« Plötzlich bemerkte Nicholas, daß nicht nur seine Hände von der Kälte durchdrungen waren.
    »Es war zu heikel. Ich hätte ihm raten sollen, sich von den Inselbewohnern fernzuhalten. Ich hätte ihm sagen sollen, daß er nur Unglück bringt.«
    »Rugar.« Nicholas schluckte. »Rugar sagte, er habe nichts mit dem Tod meines Vaters zu tun.«
    Die Schamanin drehte den Kopf. Ihre Augen absorbierten das vom Fenster hereinfallende Sonnenlicht. »Das hat er gesagt?«
    Nicholas legte die Stirn in Falten. Er erinnerte sich nicht

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