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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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es war. Mit Jewels Hilfe wäre ich sogar an ihn herangekommen. Jetzt ist das mehr als unwahrscheinlich.«
    »Wer war es?« fragte Matthias.
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, antwortete Nicholas. »Du hast ja deinen Vorteil bereits daraus gezogen.«
    »Vorteil. Du hörst dich an, als spielten wir hier ein Spielchen. Wir reden von Menschenleben.«
    Nicholas kam noch einen Schritt auf ihn zu, und Matthias wurde abermals gegen das Fenster gedrückt. Diesmal setzte Nicholas die Messerspitze direkt auf Matthias’ Herz. »Wir reden schon von Anfang an von Menschenleben. Du hast alles noch viel schlimmer gemacht, als es ohnehin schon war. Du, Matthias. Und jetzt reden wir von deinem Leben. Ich werde dich nicht vor den Fey beschützen. Wenn ich könnte, würde ich dich ihnen sogar ausliefern. Wenn dich die Leben, die dir anvertraut sind, wirklich kümmerten, dann würdest du jemanden in die Geheimnisse einweihen.«
    »Und wen?« Matthias senkte den Blick auf das Messer. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er hatte wirklich Angst, und zum ersten Mal in seinem Leben ergötzte sich Nicholas an der Angst eines anderen. »Wenn ich sie an die Ältesten weitergebe, bringen sie mich um.«
    »Mehr hast du nicht verdient.«
    »Aber das darf man nicht in der Kirche tun.«
    »Warum nicht?« fragte Nicholas. »So etwas hatten wir erst vor ein paar Tagen.«
    »Das war nicht das gleiche.«
    Nicholas packte Matthias am Kragen und zog sein Gesicht dicht an das seine heran. Matthias mußte ein wenig in der Hüfte einknicken, damit das Messer nicht in seine Brust drang. Er hob eine Hand, seine rechte. Sie war mit Blut von seinem Rücken verschmiert.
    »Es ist das gleiche«, sagte Nicholas sehr sanft. »Nur weil dir Jewels Leben nichts bedeutete, heißt das noch lange nicht, daß es auch Gott nichts bedeutet. Viele von uns haben sie sehr geschätzt. Deine Meinung ist nicht die einzige.«
    »Aber ich bin das Kirchenoberhaupt. Der Gottgefällige.«
    »Eine höchst unglückliche Bezeichnung, denn ich glaube, daß Gott momentan nicht sehr zufrieden mit dir ist.«
    »Du kennst die Gedanken Gottes nicht.«
    »Ebensowenig wie du.«
    Beide Männer atmeten schwer. Die kühle Brise vom Fluß umschmeichelte Nicholas’ Stirn und ließ ihn die Ruhe bewahren. Eine Schweißperle rann über Matthias’ Wange und tropfte auf sein Gewand.
    »Ich verrate ihnen die Geheimnisse nicht«, sagte Matthias. »Sie bringen mich sonst um.«
    Nicholas ließ ihn los. Matthias torkelte, hielt sich dann am Fensterrahmen fest und hatte sich wieder im Griff.
    »Dann verrate sie mir«, sagte Nicholas.
    »Dir?« Matthias richtete sich auf, strich sich das Haar aus dem Gesicht und hinterließ einen kleinen Blutfleck auf seiner Schläfe. »Du verfügst nicht über die nötige Ausbildung.«
    »Nein«, sagte Nicholas. »Aber ich verstehe wenigstens, was der Roca tun wollte. Als er sich selbst den Soldaten des Feindes anbot, versuchte er, den Krieg zu verhindern, den Tod zu vermeiden, nicht ihn herauszufordern.«
    »Ich wollte überhaupt nichts herausfordern«, erwiderte Matthias. »Ich dachte, als nächster seist du an der Reihe. Ich glaubte, sie wolle dich umbringen und unsere Insel auf diese Weise an sich reißen.«
    Das klang plausibel. Für einen kurzen Augenblick. Aber Nicholas wußte es besser. »Dafür war Jewel viel zu klug. Sie wußte, daß du und die anderen sich ihrer so schnell wie möglich entledigt hättet. Ihr hättet sie womöglich sogar getötet.«
    »Ich dachte dabei nur an dich.«
    »Du dachtest an dich und an deinen Haß und an deine Rache.« Um seine Worte zu unterstreichen, fuchtelte Nicholas mit dem Dolch in der Luft herum. »Weißt du, woher ich das weiß? Ich weiß es, weil du dein Handeln nicht mit Gelehrsamkeit rechtfertigst, sondern mit Gefühlen. Dabei hast du nicht die geringste Ahnung, wie Gefühle überhaupt funktionieren.«
    »Das weiß ich sehr wohl«, gab Matthias zurück. »Du wirst mich töten, sobald ich dich in die Geheimnisse eingeweiht habe.«
    »Ich kann dich nicht töten und dann mit dem Rocaanismus noch weiterhin Staat machen«, sagte Nicholas. »Wieder denkst du nur an dich, nicht an andere.«
    »Der Rocaan hat mich auserwählt.«
    »Er hat einen schweren Fehler begangen.«
    »Falls er einen Fehler begangen hat, soll mich Gott aus dem Weg räumen.«
    »Das wird er auch«, meinte Nicholas. »In Form der Fey. Und wenn du stirbst, sterben die Geheimnisse mit dir. Selbstsüchtig bis zum Ende, Matthias. Du wirst derjenige sein – und du

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