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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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war.
    Der Junge versuchte, den Schild zu verstärken; Funken sprühten. Rotin beklebte ihn einmal ringsum mit Hautfetzen, dann von oben bis unten. Sie arbeitete rasch. Streifer tat es ihr nach. Der Junge war noch zu klein, um sich aus dieser mißlichen Lage herauszudenken. Hätte er den Schild fallengelassen und sich bewegt, würde er jetzt nicht in der Falle sitzen, aber nun, nachdem sie den Schild auf allen Seiten berührt hatten, konnte er ihn nicht mehr senken.
    Er konnte aber immer noch ein Loch hineinstoßen und hinauskriechen.
    Streifer arbeitete rasch und konzentriert. Blut rann ihm über den Handrücken und verschwand im Ärmel seines schwarzen Gewands. Seine Finger waren rot, die Nägel schwarz vom geronnenen Blut. Der Gestank war noch schlimmer geworden.
    Rotin machte ihren zweiten Beutel auf.
    Der Junge hatte seinen Kopf ganz eingezogen und konzentrierte sich offenbar völlig darauf, den Schutzschild an Ort und Stelle aufrecht zu halten. Allmählich wurde die ganze Form des Schildes sichtbar. Er hüllte ihn mit einer gleichmäßig und kräftig geschwungenen Kurve wie eine Halbkugel ein, die auf dem Tisch zu enden schien.
    Doch der Junge war nicht dumm. Das wußte Streifer von früheren Begegnungen.
    Er öffnete seinen zweiten Beutel, ging in die Hocke und plazierte Hautfetzen unter dem Tisch.
    Und tatsächlich: die Blase war komplett, umgab den Jungen in einer vollständigen Kugel der Sicherheit.
    Als Rotin sah, was Streifer da machte, folgte sie seinem Beispiel. Sie arbeiteten schnell und schweigend, klatschten lange Hautstreifen auf die Blase und schufen so ein verrücktes Flickenmuster mitten in der Luft. Blut tropfte vom Boden dieser Kugel auf den unebenen Hüttenboden, sammelte sich dort zu einer Pfütze und bewegte sich von dort in einem kleinen Rinnsal zur Tür hin, als versuchte ein Teil des Jungen verzweifelt zu fliehen.
    Streifer vollendete zuerst die untere Hälfte. Als er sich aufrichtete, konnte er den Jungen durch die Lücken zwischen den Hautfetzen kaum noch sehen. Die Haut war jetzt flach und klebte so glatt an der Blase, daß es fast so aussah, als sei der Junge in einer Hautkugel gefangen.
    Rotin hatte ihren letzten Beutel geöffnet, zog lange Hautstreifen heraus und verklebte damit die Lücken auf ihrer Seite des Schildes. Von seiner Seite aus konnte Streifer die Unterseite der Hauthülle sehen. Sie sah aus wie ein blutbedeckter Fluß mit kleinen Seitenarmen und trockenen Flecken. Die Haut war durchscheinend und ließ ein wenig vom Licht des Raumes durchsickern.
    Der Junge sah zu, wie Streifer die letzten Hautstücke auf die Lücken legte. Der letzte Fetzen bedeckte eine Stelle etwa so groß wie Streifers Hand. Der Junge hob den Kopf, sein Mund öffnete sich, als wolle er protestieren, und dann verklebte Streifer den letzten sichtbaren freien Flecken mit Haut.
    »Sehr gut«, sagte Rotin. »Jetzt haben wir ihn.«
    Kein Schutz mehr, nichts. Der Blutzauber der Haut brach den Bann. Streifer nahm ein Tuch, das in der Nähe der Kopfseite des Tisches lag, und wischte sich damit Hände und Unterarme ab. Rotin begutachtete ihre gemeinsame Arbeit.
    »Sehr, sehr gut«, sagte sie. Über ihre Wange zog sich eine Blutschliere. Neben der Hautkugel wirkte ihr kahler Schädel noch kleiner. Sie sah Streifer an und grinste. »Sollen wir es ausprobieren?«
    »Warum hätten wir es sonst bauen sollen?« Das Blut ging nicht richtig ab. Schon lange war er nicht mehr so besudelt gewesen. Wenn die Sache hier beendet war, mußte er sofort zu den Domestiken gehen und sie bitten, ihm bei der Säuberung seiner Arme und Hände behilflich zu sein.
    »Bereit?« fragte Rotin.
    Streifer schüttelte den Kopf. »Einen Augenblick noch.« Er ging auf ihre Seite des Tisches hinüber. Sie hatte nachlässiger als er gearbeitet. An mehreren Stellen überlappten die Hautfetzen einander, aber sie hatte nirgendwo eine noch so kleine Lücke gelassen.
    Sie rollte den Ärmel ihres Gewandes hoch. »Dann los«, sagte sie. »Fangen wir an.«
    Sie stieß einen Arm durch das Hautgebilde. Es erbebte, schloß sich dann jedoch fugenlos um den Arm. Es sah aus, als hätte sich die Hautkugel bis zu ihrem Ellbogen vorgefressen. Rotin beugte sich nach vorne.
    »Er bewegt sich«, sagte sie. Streifer wußte nicht zu sagen, ob ihre Stimme Triumph, Gereiztheit oder beides zugleich ausdrückte.
    Hört auf damit!
    Die Wucht der geistigen Attacke erwischte Streifer so heftig, daß er fast nach hinten umgekippt wäre. Er mußte sich an der Tischkante

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