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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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verschränkte die Arme vor der Brust. »Der Zauber, den du aussandtest, hätte einen Erwachsenen umgehauen.«
    »Nur weil du ihn verdoppelt hast«, sagte Rotin. »Aber laß uns jetzt endlich an die Arbeit gehen.«
    Er war sich seiner Sache immer noch nicht sicher. Möglicherweise hatte sie recht. Er sollte sie genau im Auge behalten, ihr im Moment jedoch folgen. Während er die Hand nach den Beuteln ausstreckte, ließ er die Wand, die er vor dem Jungen aufgebaut hatte, in sich zusammenfallen.
    Die Beutel rutschten von seinen Fingern. Er sah sie ungläubig an. Dann wanderte sein Blick zu Rotin. Sie grinste. Domestikenspielchen. Schon seit Jahren hatte ihn keiner der Hüter mehr mit seinem Mangel an einfachen Fähigkeiten aufgezogen.
    Aber er würde es ihr schon zeigen. Er würde ihr beweisen, daß er alles andere ebenso gut oder sogar noch besser als sie konnte.
    Er hob die Beutel auf und warf sie ihr zu. Sie fing sie auf, als hätte sie damit gerechnet, und legte sie auf den Tisch.
    Der Junge hatte sich nicht gerührt.
    Aber seine Augen sahen alles.
    Nachdem Streifer ihr den letzten Beutel zugeworfen hatte, stand er auf und stellte sich neben sie. Der ganze Raum roch jetzt staubig trocken. Nicht einmal der Duft der Kräuter, der noch immer in der Luft hing, noch der Rauch vom Kamin drangen mehr durch.
    Rotin legte die Beutel auf den Tisch, wo sie leicht hin und her wackelten. Der Junge zitterte. Er zeigte es nicht, aber es war deutlich zu spüren, daß er Angst hatte.
    Wie könnte es auch anders sein? Er war noch ein Kind. Zwar ein Inselkind, aber trotzdem immer noch ein Kind.
    Als sie Streifer zum ersten Mal auf seine Befähigung als Hüter hin überprüft hatten, war auch er noch ein Kind gewesen. Aber damals hatte es sich nur um einen Test gehandelt. Bevor sie sich ernsthaft mit ihm beschäftigten, hatten sie gewartet, bis er die Pubertät erlangt hatte.
    Es war sehr unheimlich gewesen, damals.
    Für einen so kleinen Jungen mußte es noch viel unheimlicher sein.
    Rotin schnürte den Beutel auf, und sofort ergriff der metallische Geruch von Blut von dem Raum Besitz. Der Geruch war so stark, daß ihn Streifer fast sehen konnte. Der Junge klemmte die Nase zwischen die Knie. Rotin zog ein Stück Haut heraus. Es war lang und dick, etwa so wie einer von Streifers Fingern. Die Rotkappen hatten es vom Knochen gerissen, denn hätten es die Fußsoldaten vom noch lebenden Opfer geschält, wäre die Haut viel dünner und aufgerollt gewesen.
    »Gute Wahl«, sagte Rotin. »Wir brauchen dicke Haut.«
    Licht umzuckte den Jungen. Er hatte noch keine seiner Fähigkeiten ausgeformt. Seine Angst würde seinen Schutzschild, den er jetzt noch mit aller Kraft aufrechterhielt, niederbrennen. Wahrscheinlich dachte er sogar, sie wollten jetzt auch ihm die Haut abziehen.
    Rotin schob Streifer einen Beutel zu. »Hier«, sagte sie. »Fangen wir an.«
    Er seufzte. Diesen Aspekt des Zauberhütens verabscheute er von ganzem Herzen.
    Er schob den Beutel auf die Seite des Tisches, wo er dem Jungen am nächsten war. Rotin ging auf die andere Seite und legte das Hautstück auf die Barriere des Jungen. Es hing dort in der Luft, vom Blut an die Barriere geklebt, und bog sich in Armeslänge von dem Jungen entfernt. Die Haut sah aus, als schwebte sie, einmal abgesehen von dem Blutstropfen, der am Schutzschild herabrann und ihn damit sichtbar machte.
    Streifer öffnete seinen ersten Beutel und zuckte zusammen, als ihm der Gestank in die Nase stieg. Diese Reste stammten von einem mindestens schon einen Tag toten Leichnam und waren gerade noch für Experimente der Art zu gebrauchen, wie sie sie gerade durchzuführen gedachten. Er griff hinein, tauchte mit den Fingerspitzen in die schleimige Masse und packte das erste glibberige Stückchen, dessen er habhaft werden konnte.
    Der Hautfetzen, den er herauszog, war blaß, dick und mit dunklem Blut bedeckt.
    Herzblut.
    Kein Wunder, daß sie dieses Stück geerntet hatten. Es besaß starke magische Kräfte.
    Er legte die Haut auf den Schild. Auch auf seiner Seite hatte der Junge seinen Schutz auf Armeslänge errichtet. Das dunkle Blut rann daran hinab, befleckte den Tisch und bildete den Verlauf des Schildes nach.
    Normalerweise bauten Kinder, selbst des Zaubers fähige Kinder, ihre Schutzschilde dicht um den Körper auf, nicht so weit entfernt.
    Rotin blickte Streifer an und runzelte staunend die Stirn. Mit einem Mal war sie an dem Jungen ebenso interessiert wie er.
    Er hoffte, daß das kein schlechtes Zeichen

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