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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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rechten Glauben mangelt und daß die Gier Eure eigentliche Motivation ist, zwei Elemente, die keinen Platz in den Gemächern des Rocaan haben.«
    »Ihr seid es, dem es an Glauben fehlt«, sagte Porciluna.
    »Deshalb trete ich zurück«, konterte Matthias.
    »Warum habt Ihr mich rufen lassen, wenn Ihr nicht vorhattet, mir die Geheimnisse zu enthüllen?«
    Matthias schüttelte abermals den Kopf. Welche Makel ihm auch anhafteten, sie hatten nichts von der Überheblichkeit, die Porciluna an den Tag legte. »Um Euch, als oberstem Ältesten, mitzuteilen, daß ich weggehe. Um Euch mitzuteilen, daß Titus im Besitz der Geheimnisse ist.«
    »Und wir sollen diesen Jungen als unseren nächsten Rocaan anerkennen?«
    Matthias zuckte die Achseln. »Das müssen die Ältesten entscheiden. Ich verlasse meine Stellung als Rocaan aus guten Gründen, die ich allerdings nicht mit Euch diskutieren möchte. Der Alte Rocaan dachte, ich hätte Gottes Ohr. Er hat sich geirrt. Und ich mißtraue jeder Entscheidung, die ich hinsichtlich meines eigenen Nachfolgers treffen würde. Das soll jetzt der Rat entscheiden.«
    Er ging um sie herum. Titus hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Porciluna zitterte vor Wut.
    »Ihr wollt … weggehen?« fragte Titus mit ansteigender Stimme.
    »Ich gehe«, antwortete Matthias.
    »Was soll ich denn tun?« fragte Titus.
    »Folge deinem Herzen«, sagte Matthias. »Von all den Leuten im Tabernakel scheinst du der einzige zu sein, der auf Gott hört.«
    »Obwohl Ihr sagtet, Ihr könntet es nicht entscheiden«, sagte Porciluna.
    »Seht Ihr, was ich meine?« fragte Matthias. Jetzt, da seine Entscheidung gefallen war, fühlte er sich ruhiger. Jetzt mußte er nur noch so schnell wie möglich weg.
    »Wohin wollt Ihr?« fragte Titus. »Wie kann ich Euch finden?«
    »Überhaupt nicht«, antwortete Matthias.
    Porciluna kniff die Augen zusammen. »Was ist im Verlies geschehen?«
    Zuviel. Und glücklicherweise ist das meiste davon mit Burden gestorben. Jedenfalls würde Matthias auf keinen Fall darüber reden. »Das werdet Ihr früh genug erfahren.«
    »Seid Ihr sicher, daß der Junge sämtliche Geheimnisse kennt?« rief Porciluna mit einer Stimme, deren Unterton Matthias nicht gefiel.
    »Ja. Laßt ihn am Leben, Porciluna, denn Euch werde ich die Geheimnisse auf keinen Fall verraten.«
    »Die Ältesten sollten sie wissen.«
    Matthias schüttelte den Kopf. »Wenn ich auch sonst versagt habe, so bin ich immerhin ein Gelehrter des Rocaanismus. Nirgendwo heißt es in den Worten oder den Lehren, daß die Ältesten die Geheimnisse hüten müssen. Dort steht nicht einmal, daß einer der Ältesten Rocaan werden muß. Das ist alles nur Tradition.«
    »Ihr vernichtet die Kirche«, stammelte Porciluna.
    Matthias’ Hand pochte. Porciluna hatte keine Ahnung davon, wie schwer Matthias die Kirche verletzt hatte, oder wie schwer er sie verletzte, wenn er bliebe. Er wandte sich an Titus: »Erkläre das den anderen, bitte«, sagte er. »Ich tue es, weil es für alle das Beste ist.«
    »Ihr müßt nicht zurücktreten, Heiliger Herr«, erwiderte Titus. »Ich bin sicher, daß sich ein anderer Ausweg finden läßt.«
    Matthias schüttelte den Kopf. »Der Tabernakel ist ohne mich besser dran. Es ist besser für euch alle.« Er hob seine gesunde Hand. »Seid gesegnet.«
    Dann verließ er das Audienzzimmer. Er zitterte. Seine letzte Amtshandlung als Rocaan. Seine letzte Amtshandlung in der Kirche. Von jetzt an würde er sich so weit von ihr entfernen wie nur irgend möglich. So weit von den Menschen wie nur möglich.
    Er war Dämonenbrut. Niemand sollte in seine Nähe kommen. In seiner Nähe war niemand sicher.
    Die Wachen waren, wie er angenommen hatte, verschwunden. Das hieß, daß jemand wußte, was geschehen war.
    Er blieb vor einem der verzierten Stühle stehen und legte sein Zierschwert ab. Ohne das Schwert kam er sich nackt vor. Dann zog er die Schärpe aus und legte sie über den Stuhl. Sein Gewand konnte er nicht ausziehen. Er besaß keine anderen Kleider. Darüber mußte er sich später Gedanken machen, wenn er aus Jahn heraus war.
    Matthias verließ den Tabernakel durch die Seitentür. Die Sonne schien noch immer. Die Luft war immer noch frisch, es war immer noch ein herrlicher Tag.
    Das einzige, was sich verändert hatte, war er.
    Dämonenbrut.
    Er würde sich nie mehr an einen heiligen Ort begeben.

 
25
     
     
    Der Junge lehnte mit nach hinten gerollten Augen an der Hauswand. Niche beugte sich über ihn, ihre Hände berührten ihn

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