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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Freund.«
    Rugar packte sie an den Handgelenken und zog sie an sich. Ihre Knochen zerbrachen unter seinen Fingern, und sie wimmerte leise. »Ihr habt ihm keinen Respekt vor der Familie beigebracht. Er ist kein Fey. Er ist überhaupt nichts.«
    Ein kleiner Körper warf sich gegen Rugar. Arme umschlangen seine Hüfte, und ein Kopf bohrte sich in seinen Bauch.
    »Laß sie los!« schrie Gabe. »Laß los!«
    Er riß mit all seiner Kraft an Rugar und fing auch noch an, ihn immer wieder zu treten. Mit seiner freien Hand rupfte Rugar den Jungen von sich. Dann legte er die Hand auf den Kopf des Jungen und schob ihn zurück. Der Junge schlug wild mit den Armen um sich, ohne Rugar zu treffen. Niche wehrte sich überhaupt nicht.
    »Madame«, sagte Rugar zu ihr, ohne auf den um sich schlagenden Jungen zu achten. »Ich habe immer noch Verwendung für das Kind. Sieh zu, daß er mir beim nächsten Mal gehorcht.«
    Dann ließ er sie los. Sie fiel auf die Knie und barg ihr Handgelenk an der Brust. Ihre Hand fiel kraftlos nach vorne.
    Rugar wandte sich Gabe zu und umfaßte die Hände mit seiner eigenen Hand. »Du, Kind, bist Fleisch von meinem Fleisch, Blut von meinem Blut. Du magst mich wohl hassen, aber du wirst tun, was ich dir sage.«
    Gabe wehrte sich heftig, doch Rugar verstärkte seinen Griff nicht so wie bei Niche. »Ich werde niemals auf dich hören!« schrie Gabe.
    »Eines Tages wirst du es müssen«, sagte Rugar.
    »Eines Tages wirst du sterben«, sagte Gabe. »Und dann werde ich lachen.«
    »Gabe«, sagte Niche erschrocken. Ihre Augen waren wie dunkle Kreise in ihr Gesicht gesunken.
    »Vielleicht wirst du lachen«, meinte Rugar. »Aber du wirst meinen Platz einnehmen.«
    »Nein«, erwiderte Gabe.
    »Du mußt«, sagte Rugar. »Du bist mein Enkelsohn.«
    »Ich muß überhaupt nichts tun, was du sagst.«
    »Gabe.« Wieder schaltete sich Niche warnend ein.
    »Nein! Muß ich nicht! Ich hasse dich! Ich werde dich immer hassen!«
    Rugar ließ die Hände des Jungen los. So kamen sie nicht weiter. Sie hatten ohnehin einen falschen Weg eingeschlagen. »Dann haßt du mich eben«, sagte er. »Es wird dir nichts nützen. Du kannst nicht gegen dein Selbst ankämpfen.«
    »Ich bin nicht du!« sagte Gabe.
    Die Augen des Jungen blitzten, als er die Worte ausstieß. Jetzt waren sämtliche Spuren seines Vaters aus seinem Gesicht wie weggewischt.
    »Noch nicht«, sagte Rugar. Dann drehte er sich um und stapfte auf seine eigene Hütte zu. Er hatte keine Lust, noch länger herumzustreiten. Der Junge hatte sich ihm verweigert und würde das auch weiterhin tun. Solange Rugar da war, würde ihn Gabe als Feind ansehen. Niche und Wind hatten ihn nicht richtig erzogen.
    Der Nebel wirbelte um Rugars Stiefel. Hinter sich hörte er Gabe über seiner Mutter wehklagen. Bald würde der Junge Hilfe holen. Niemand würde Rugar deshalb zurechtweisen, das stand keinem zu, aber sie würden ihn noch mißtrauischer als zuvor beobachten.
    Diese Jahre im Schattenland hatten ihnen ihren Kampfgeist genommen. Er war der einzige, der die Blaue Insel noch immer einnehmen wollte. Und es würde ihm auch gelingen, ob mit oder ohne Gabes Hilfe. Seit fünf Jahren lebten sie nun schon gefangen in den Schattenlanden. Seit zwei Jahren hatte niemand mehr die Schiffe aus dem ersten Schattenland geholt. Ein paar Jahre mehr spielten jetzt auch keine Rolle mehr.
    Er würde sich den Zaubermeister zurückholen, doch zuerst mußte er etwas erledigen, das er schon vor einigen Wochen hätte tun sollen.
    Er würde seine Enkelin nach Hause holen.
    In seiner Trauer hatte ihn die Schamanin wie ein Spukgespenst heimgesucht. Er hätte nie auf diese alte Frau hören sollen. Sie hatte ihm klargemacht, daß sie ihn nie besonders gemocht habe und alles tun würde, um ihn zu Fall zu bringen. Sie hatte ihm geraten, sich von seiner Enkelin fernzuhalten, weil sie nicht wollte, daß er in den Besitz der Zauberkräfte des Kindes geriet.
    Dabei gehörte das Kind zur Schwarzen Familie. Seine Fähigkeiten gehörten ihm, Rugar, es sei denn, er entschied sich anders. Er würde sie ordentlich großziehen und ihre magischen Kräfte in den Dienst der Fey stellen.
    Er hatte Solanda an der Seite des Kindes gesehen. Ein Kind von einer Katze beschützen zu lassen, kam ihm unsinnig vor. Geradezu dumm.
    Außerdem war ihm Solanda verpflichtet. Sie hatte zu tun, was er von ihr verlangte.
    Sie würde ihm das Kind aushändigen.

 
26
     
     
    Titus sah zu, wie sich die Tür schloß. Der Rocaan war weg. Das Audienzzimmer

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