Fey 05: Der Schattenrpinz
andere Wahl. Ich liebe dich, Sebastian. Ich will nicht, daß dir etwas passiert.
Sebastian richtete sich auf und legte die Arme um Gabe. Die Geisterarme fühlten sich leicht und nicht ganz wirklich an. Ich liebe dich auch, Gabe.
Dann komm mit.
Sebastian nickte, den Kopf an Gabes Brust gepreßt. Aber bring mich trotzdem bald wieder nach Hause.
Sobald ich kann, versicherte Gabe. Er umfaßte Sebastians zarte Schultern und schob ihn von sich. Ich werde die Verbindung jetzt unterbrechen. Dann nehme ich deine Hand, und wir verlassen gemeinsam dieses Zimmer. Wir gehen durchs Fenster. Du mußt klettern, wie ich es dir gezeigt habe, in Ordnung?
Sebastian nickte und biß sich auf die Unterlippe. Es war gefährlich, aus dem Fenster zu klettern, und Sebastian hatte es noch nie allein versucht.
Also los, ermunterte ihn Gabe. Das nächste Mal, wenn du mich siehst, werde ich in meinem eigenen Körper sein.
Wieder nickte Sebastian. Gabe glitt die Verbindung entlang und drang mit einem Ruck in seinen eigenen Körper ein. Seine Hand lag immer noch auf Sebastians Mund, und sein Kopf war zur Tür gewandt. Er ließ die Hand sinken. Sebastian schloß den Mund.
»Da bin ich«, erklärte Gabe. »Wie ich es dir gesagt habe.«
Sebastian riß immer noch die Augen auf, aber er brachte es fertig zu nicken. Er sah verstört und verängstigt aus.
»Gut«, sagte Gabe. Er nahm Sebastian bei der Hand. »Wir gehen jetzt.«
»Ich … darf… mein … Gewand … nicht … schmutzig … machen.« Sebastian sprach so schnell er konnte, was nach normalen Maßstäben immer noch ziemlich langsam war. Sein Mund formte die Worte undeutlich, und es bereitete ihm Schwierigkeiten, Laute in der Kehle zu formen. Mit zunehmendem Alter hatten sich diese Schwierigkeiten nicht etwa gegeben, sondern noch verschlimmert. Gabe vermutete, daß es etwas mit Sebastians Körpergröße zu tun hatte und der Tatsache, daß ein Golem normalerweise nicht so lange lebte oder so groß wurde. Der Zauber wurde über Gebühr strapaziert.
»Sag ihnen, daß ich schuld bin«, erklärte Gabe. Er zog an Sebastians Arm. Sebastian machte einen Schritt auf Gabe zu und hielt dann inne. Gabe drehte sich um.
Arianna stand in der Tür, den Morgenmantel eng um sich geschlungen, das Haar zerzaust.
»Wer bist du?« fragte sie. Nur das leichte Zittern ihrer Stimme verriet ihre Überraschung. »Und was machst du da mit meinem Bruder?«
7
Matthias stand mit nacktem Oberkörper in der Tür der Schmiede. Hinter ihm prasselte die Esse und verströmte eine derartige Hitze, daß es an dem ohnehin heißen Nachmittag kaum zu ertragen war. Schweiß lief ihm über den Rücken. Seine Hose fühlte sich feucht an, und seine bloßen Füße hinterließen Abdrücke auf dem strohbedeckten Lehmfußboden.
Die Stunde der Wahrheit war gekommen: Yeon hatte das Schwert geschmiedet. Gleich würde er es in kaltes Wasser tauchen. Fünfmal hatte er das schon getan, und jedesmal war das Schwert dabei zerbrochen.
Matthias trat näher. Yeons breite, muskulöse, rußige Schultern glänzten vor Schweiß. Er hielt das glühende Schwert mit einer Zange in den Wassertrog, worauf sofort zischender Dampf aufstieg, der die beiden Männer fast blendete und den Raum noch mehr erhitzte.
Yeon warf Matthias einen Blick zu. In dem schmutzigen Gesicht waren seine kleinen Augen kaum zu erkennen. Matthias sagte nichts. Er beobachtete den dampfenden Trog. Wenn Yeon diese Hitze aushielt, konnte er selbst das auch. Schließlich war das alles Matthias’ Idee gewesen. Es war eine langwierige, anstrengende und heiße Arbeit, aber sie hatten Fortschritte gemacht.
Zuerst hatte Yeon behauptet, das seltsame Metall von den Blutklippen lasse sich überhaupt nicht schmieden. Sie hatten fast einen Monat gebraucht, um die richtige Kombination aus Hitze und Spannung herauszufinden, damit das Material sich zu einem Schwert formen ließ.
Aber schließlich hatten sie es doch geschafft. Sie hatten den Prozeß nur noch nicht zu Ende bringen können.
Matthias hatte das Metall, das man Varin nannte, während seines langen Aufenthalts in den Blutklippen entdeckt. Nachdem er von seinem Amt als Einundfünfzigster Rocaan zurückgetreten war, hatte er sich schnurstracks auf den Weg in seine frühere Heimat gemacht. Verwandte hatte er dort allerdings nicht mehr. Er war seit Jahrzehnten nicht mehr in den Bergen gewesen, aber die Dörfer drängten sich wie früher am Fuß der nordöstlichsten Ausläufer der Blauen Insel. Die Blutklippen waren
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