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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Porträts von Königskindern säumten die Wände. Dutzende davon zeigten künstlich arrangierte Szenen: zwei oder drei Kinder, die einen Hund streichelten oder überdimensionale Blumen hielten. Keines der Kinder sah glücklich aus.
    Gabe und Sebastian hatten alle diese Porträts genauestens betrachtet. Die neueren wirkten lebendiger, weil die Porträtkunst fortgeschritten war. Das Gemälde von Gabes Vater, einem Einzelkind, war das beste. Er saß mit angezogenen Knien am Ufer eines Bachs und blickte nachdenklich ins Wasser. Gabe wußte nicht, ob das Porträt wirklich den Charakter seines Vaters einfing – er hatte den Mann nur ein paarmal gesehen –, aber er wirkte am entspanntesten und natürlichsten von allen Porträtierten.
    Ariannas und Sebastians Porträt hing an der Wand über einem Treppenabsatz. Sebastian saß auf einer Steintreppe, so steif, daß er selbst aussah wie ein Stein. Arianna stand hinter ihm. Ihr Haar flatterte im Windhauch, der um Sebastian einen Bogen zu machen schien. Dieser Künstler hatte die grundverschiedene Wesensart der Geschwister hervorragend wiedergegeben: Sebastians Unschuld und unheimliche Fähigkeit, sich völlig ruhig zu verhalten; Ariannas wache Intelligenz und ständige Bewegung. Gabe liebte das Gemälde so, wie es war. Sebastian dagegen hatte in seiner langsamen, gestelzten Art den Wunsch ausgedrückt, Gabe wäre mit seinen Geschwistern zusammen porträtiert worden.
    Die Galerie war menschenleer. Die Fenster am anderen Ende standen weit offen, Sonnenlicht durchflutete den Raum. Auch Sebastians Tür stand offen, aber Gabe hörte keinen Laut. Das hieß, daß Sebastian schon fertig angekleidet war. Sonst hätte Gabe das Geschnatter der Diener und der Kinderfrau hören müssen, die mit jedem Jahr herrschsüchtiger zu werden schien, in dem ihr »lieber, kleiner Schatz« keine sichtbaren Fortschritte machte.
    Gabe hechtete durch den Korridor, am Treppengeländer vorbei, und glitt durch Sebastians Tür.
    Die Räume waren ihm so vertraut, als wären es seine eigenen, die einzige von Licht und Farbe geprägte Umgebung, in der Gabe sich je aufgehalten hatte. Deshalb hatte er auch beim Verlassen der Schattenlande nicht wie Coulter an einem Kater gelitten, einer seltsamen, lähmenden Angst, die daher rührte, daß er sein ganzes Leben ohne äußere Stimulation verbracht hatte.
    Die Fey waren nicht dafür geschaffen, auf Dauer im Schattenland zu leben. Visionäre konstruierten Schattenlande als sichere Nachtlager während einer längeren Schlacht, als Waffenlager oder Rückzugsmöglichkeit für ihre Anführer. Ein Schattenland war wie eine Kiste, die der Visionär kraft seiner Gedanken erschuf, und es war mit diesem Visionär verbunden, wie ein Körper mit seinem Geist verbunden war. Das Schattenland, in dem Gabe aufgewachsen war, hatte Gabes Großvater erschaffen, und bei seinem Tod hatte nur Gabe es zusammengehalten. Ohne Gabe hätte der Tod seines Erbauers das Schattenland aufgelöst und alle seine Bewohner getötet.
    Weil ein Schattenland kein natürlicher Ort war, konnte darin auch nichts wachsen. Wände, Boden und Deckel der Kiste fühlten sich fest an, waren aber unsichtbar. Das fehlende Licht machte das Schattenland zu einem farblosen, eintönig grauen Ort. Luft konnte durch die Wände dringen, aber sonst nichts. Gabe hatte seine Kindheit in einem halb durchsichtigen Nebel verlebt, der selbst die leuchtendsten Farben verblassen ließ. Ohne seine Verbindung mit Sebastian hätte er nie erfahren, was Farben eigentlich waren.
    Gabe liebte diese Zimmerflucht. Als Arianna alt genug war, um zu laufen, hatte man das Wohnzimmer zur Kinderstube gemacht. Hier war die Entfernung zwischen dem Kinderzimmer und der Treppe größer als in der früheren Kinderstube, so daß die Kinderfrau das kleine Mädchen rechtzeitig einfangen konnte, wenn es auf die gefährlichen Stufen zusteuerte.
    Vorsichtig zog Gabe die Tür hinter sich ins Schloß. Er hatte Sebastian noch nirgends erblickt, was ihn aber nicht sehr beunruhigte. Wahrscheinlich hatten ihm die Diener in die Festtagskleider geholfen und ihm dann befohlen, sich nicht von der Stelle zu rühren, bis jemand ihn holen kam. So war es jedenfalls sonst immer gewesen. Warum sollte sich etwas geändert haben?
    Gabe spähte um die Ecke ins Ankleidezimmer. Kein Sebastian. Er durchquerte das Ankleidezimmer und trat ins Schlafzimmer. Auch dieser Raum war ihm vertraut. Das große, weiche Bett besaß vier Säulen und zahlreiche dicke Decken. Sebastian fror

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