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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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deutlich genug, um wie ein Gesicht auszusehen, aber trotzdem verschwommen. Arianna hatte das Gefühl, die Frau durch dichten Nebel zu betrachten.
    Die Hand der Frau schloß sich warm und weich um Ariannas Vogelleib. Ariannas rechter Flügel schmerzte vom Aufprall, der Flügel, den Solanda berührt hatte, dagegen überhaupt nicht.
    Die Frau richtete Arianna auf.
    »Streck deine Flügel aus«, forderte Solanda sie auf.
    Arianna gehorchte. Langsam und vorsichtig. Sie fühlte, wie sich ihre winzigen Muskeln anspannten.
    »Kannst du fliegen?« erkundigte sich Solanda.
    Arianna nickte.
    »Dann warte in deinem Zimmer auf mich. Ich komme so bald wie möglich.«
    »Aber was ist mit …«
    »Das besprechen wir dann.« Solanda wandte der seltsamen Fey das kleine dreieckige Gesicht zu. »Danke für deine Hilfe.«
    »Alles für den Schwarzen Thron«, erwiderte die Frau.
    Solanda fauchte leise. Arianna schlug probehalber mit den Flügeln. Es fühlte sich gut an. Sie war müde, aber das war kein Wunder. Noch nie in ihrem Leben war sie so schnell und so weit geflogen.
    Und noch nie war sie so wütend gewesen.
    Dieser Fey hatte auf irgendeine Weise das Leben ihres Bruders bedroht. Dafür würde er bezahlen. Dafür würde Arianna schon sorgen, wenn Solanda sich nicht einmischte.
    »Du findest ihn nicht mehr«, sagte Solanda leise. »Sie haben ihn längst versteckt. Wir treffen uns im Palast.«
    Arianna runzelte die Stirn. Sie ärgerte sich, daß man ihr so leicht ansah, was sie dachte. Sie machte einen kleinen Hüpfer, schlug mit den Flügeln und erhob sich in die Luft. Ein letztes Mal kreiste sie über der Stadt, ließ den Blick über Straßen, Häuser und den Fluß streifen. Aber Solanda hatte recht. Der Fey war nirgends zu sehen.
    »Ich finde dich trotzdem«, murmelte Arianna. Und das würde sie auch. Auch ohne Solandas Hilfe. Die Bemerkung der seltsamen Fey-Frau hinsichtlich des Schwarzen Throns beunruhigte sie. Solanda hatte dem Mann geholfen zu entkommen. Beinahe hätte sie dabei Arianna verletzt. Und sie hatte schon früher erwähnt, daß alle Fey vor allem anderen dem Schwarzen Thron zu Gehorsam verpflichtet seien.
    Aber Arianna war nur zur Hälfte eine Fey. Und der Schwarze Thron wollte ihren Bruder.
    Allein konnte sie es nicht schaffen. Ihr Vater wußte mehr über die komplizierte Natur der Fey als sie. Sosehr sie Solanda auch liebte, ihre eigene Familie stand für sie an erster Stelle. Ihr Bruder, ihr Vater und sie selbst.
    Arianna mußte mit ihrem Vater sprechen und ihm alles erzählen. Er war der König. Er konnte entscheiden, was als nächstes zu tun war.

 
12
     
     
    Es war heiß, und er hatte es eilig.
    Wirbler überquerte das Landesinnere der Insel und folgte den Straßen, die sich durch sanft wogende Hügel schlängelten. Er war nicht größer als ein kleiner Lichtpunkt, unsichtbar selbst für das geübteste Auge. Er folgte den Aufwinden und Luftströmungen, indem er sich von der Kraft des Windes tragen ließ.
    Heute wehte der Wind in Nord-Süd-Richtung, was Wirblers Plänen sehr entgegenkam. Rugad hatte ihm befohlen, noch vor Einbruch der Dunkelheit in der Hauptstadt zu sein – selbst für einen schnellen Irrlichtfänger keine leichte Aufgabe. Zu Pferd dauerte diese Reise drei oder vier Tage. Ob ein Irrlichtfänger die Strecke an einem Tag schaffen konnte, hing von Ausdauer, günstigen Windverhältnissen und einer guten Portion Glück ab.
    Die nötige Ausdauer besaß Wirbler – er war einer der schnellsten Irrlichtfänger auf Galinas gewesen –, und auch der Wind stand günstig.
    Jetzt fehlte ihm nur noch Glück.
    Je weiter er ins Innere der Insel vordrang, desto mehr verblüffte ihn die Landschaft. Aus dieser Höhe sahen die Sumpfgebiete braun und grün und das Wasser zäh und schlammig aus. Dürre Bäume wuchsen dort, und Wirbler erkannte auch kleine Straßen, Brücken und ein Geflecht aus festem Untergrund, auf dem ein ortskundiger Inselbewohner den Sumpf durchqueren konnte.
    Wirbler folgte der breiten, vielbefahrenen Straße, die den Sumpf von Norden nach Süden durchmaß. Die Inselbewohner hatten ihm versichert, daß diese Straße direkt zur Hauptstadt führte, und die Hüter hatten es mit Hilfe der wenigen aufsässigen Gefangenen, die noch bei den Fey lebten, bestätigt.
    Wenn er immer in dieselbe Richtung flog, war er bald da.
    Im Sumpfgebiet selbst hatte er nur wenige Inselbewohner entdeckt. Alle, die er sah, waren in die gleiche Richtung wie er selbst, Norden, unterwegs, als flüchteten sie schon vor

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