Fey 05: Der Schattenrpinz
der Armee der Fey.
Wahrscheinlich war es auch so. Rugad wollte einige Inselbewohner absichtlich entkommen lassen. Er hatte einen Plan für die Eroberung der Insel, einen Plan, den er nur seinen Beratern mitgeteilt hatte, und dieser Plan unterschied sich von allen anderen Feldzügen, an denen Wirbler teilgenommen hatte. Noch nie hatten die Fey den Gegner eigens ersucht, sich zu ergeben.
Kapitulation war eine Selbstverständlichkeit.
Sie war die unvermeidliche Konsequenz des Sieges.
Manchmal war eine Kapitulation nicht einmal nötig. Für gewöhnlich waren keine Anführer mehr am Leben, die sich hätten ergeben können.
Aber auf dieser Insel ging Rugad äußerst behutsam vor. Manche behaupteten, das läge daran, daß sein Sohn hier in eine Falle gelockt und umgebracht worden war. Andere vermuteten, Rugad fürchte sich vor den besonderen Kräften der Inselbewohner.
Vor ein paar Jahren hatten alle Gerüchte in dem Punkt übereingestimmt, daß die Inselbewohner ihre eigene Magie besäßen. Diese Magie kam aus einer Flasche, in Form eines Giftes, das einen Fey bei der geringsten Berührung tötete. Wirbler hatte das für blanken Unsinn gehalten, bis er ein Jahr später mit einem der Hüter gesprochen hatte.
Es schien, daß eine Handvoll Nye der Religion der Inselbewohner anhingen. Diese Religion hatte in Nye nie richtig Fuß gefaßt, und schließlich waren die Missionare von der Blauen Insel in ihre Heimat zurückgekehrt. Aber ein paar Nye waren noch immer gläubig, befolgten die Rituale und horteten das magische Gift oder Weihwasser, wie sie es nannten. Nur daß die Nye nicht über dessen Eigenschaft, Fey zu töten, Bescheid wußten.
Sie wußten überhaupt nichts über die Eigenschaften des Weihwassers.
Die Fey hatten diese religiösen Nye umgebracht, das magische Gift beschlagnahmt und damit ihre Experimente durchgeführt.
Der Hüter hatte Wirbler erzählt, Rugads Leute hätten das Geheimnis des Giftes gelöst. Sie hätten einen Neutralisierer, ein Gegengift und einen Schutzzauber gefunden. Sobald der Neutralisierer und das Gegengift in genügend großen Mengen produziert werden könnten, werde Rugad seine Truppen sammeln und die Blaue Insel überfallen. Wirbler hatte sich darüber lustig gemacht. Jeder wußte, daß die Blaue Insel uneinnehmbar war. Damals hatte man auch noch geglaubt, die erste Streitmacht der Fey sei bei dem Versuch, den Ozean zu überqueren, ums Leben gekommen. Erst später sprach sich herum, daß diese erste Invasion gescheitert war.
Und dann hatte Rugad plötzlich verkündet, er selbst wolle die Blaue Insel erobern.
Einige Fey hatte dieser Entschluß überrascht. Wirbler nicht. Rugad war durch und durch Soldat, und obwohl er wußte, daß die Truppen sich nach der Eroberung von Nye erst einmal ausruhen mußten, vergaß er nie, daß die Fey den Kampf brauchten. Der Kontinent Galinas gehörte bereits zum Imperium der Fey. Sie hatten kein Ziel mehr.
Außer Leutia und der Blauen Insel.
Rugads Enkel waren nicht in der Lage, die Fey auf die Insel zu führen. Rugad mußte es selbst tun.
Wirbler ließ sich tiefer sinken und folgte einer Krümmung der Straße. Das Sumpfgras wuchs hier spärlicher, und das Wasser beschränkte sich auf kleine Pfützen. Der Boden stieg an und weitete sich vor Wirblers Augen zu einer Ebene aus. Das Land war wie eine von Domestiken angefertigte Flickendecke in verschiedene Farbflächen eingeteilt, die sich als Felder mit kleinen Häuseransammlungen entpuppten.
Bauernhöfe.
Wohlhabende Bauernhöfe, wie es aussah, mit prächtigem Mittsommergetreide. Das hier war die Blaue Insel, wie die Nye sie beschrieben hatten, nicht die armseligen Hütten am Fuß der Schneeberge. Diese Höfe hier ernährten sich offensichtlich selbst und trieben außerdem überall auf der Insel Handel mit den Erträgen ihrer Felder. Kein Wunder, daß die Unterbrechung des Handels mit Nye den Inselbewohnern nichts ausgemacht hatte.
Sie brauchten den Handel nicht zum Überleben.
Er hatte ihnen nur noch etwas zusätzlichen Reichtum eingebracht. Inzwischen hatte sich ihr Wohlstand eben auf niedrigerem Niveau eingependelt.
Wirbler lächelte. Die Fey konnten dieses Land wahrhaftig gut gebrauchen. Seine Stimmung stieg. Er diente jetzt vier Jahrzehnte unter Rugad, und er hatte noch nie erlebt, daß der Schwarze König einen Fehler gemacht hätte. Vielleicht mußte man ja wirklich mit den Inselbewohnern anders umgehen als mit den übrigen Völkern auf Galinas.
Mit Rugad an der Spitze würden die Fey
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