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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nicht nur siegen, sondern reich werden.
    Für einen Moment fiel der Wind und zerrte an Wirblers winzigen Flügeln. Er flog niedrig über einen Hof hinweg, betrachtete das weitläufige Steingebäude und die großen Lagerhäuser unter sich. Vieh graste auf einer kleinen Weide hinter den Scheunen. Reichtum.
    Seine Flügel schmerzten. Ohne den Wind konnte er sein Tempo nicht halten. Er würde nur seine letzten Kräfte aufzehren.
    Einen Augenblick lang spielte er mit dem Gedanken, Rast zu machen, und zwar bald, wenn der Wind nicht auffrischte. Das war der Grund, warum geflügelte Fey nicht über Meere und andere große Entfernungen fliegen konnten. Sie ermüdeten zu rasch, besaßen nicht genug Ausdauer. Rugad hatte Wirbler befohlen, so lange zu fliegen, wie er irgend konnte – und noch weiter.
    Wirbler wollte es versuchen.
    Aber vielleicht blieb ihm trotzdem nichts anderes übrig, als eine Pause einzulegen.
    Gerade als Wirbler sich über den Getreidespeichern sinken ließ, frischte der Wind wieder auf und trug ihn mit sich. Plötzlich schien das Fliegen viel weniger anstrengend als noch vor einem Augenblick. Er war auch nicht mehr so müde. Nach seinen Berechnungen (und wenn die gefolterten Inselbewohner die Wahrheit gesagt hatten) hatte er bereits die Hälfte der Strecke zurückgelegt und konnte es bis zum Einbruch der Dämmerung gerade noch bis zur Hauptstadt schaffen.
    Dort allerdings fingen die Probleme erst richtig an. Er mußte den Palast nach der Beschreibung eines Gefangenen finden und danach den König. Es schien, daß blauäugige, blonde Männer mittleren Alters mit rundem Gesicht, mithin nach Fey-Maßstäben auffällige Gestalten, hier nichts Besonderes waren. Wirbler hoffte, daß er am Verhalten der Inselbewohner ablesen konnte, wer von ihnen der König war, daß sie ihn zum Beispiel so behandelten, als wäre er ein Schamane. Schließlich war der König mit ihrem großen Religionsführer verwandt. Vielleicht spielte das für diese Leute eine Rolle.
    Obwohl Wirbler schon ein Jahr vor diesem Auftrag angefangen hatte, sich eingehend mit den Inselbewohnern zu beschäftigen, hatte er immer noch das Gefühl, nicht genug über sie zu wissen. Er beherrschte ihre Sprache, er hatte ihre merkwürdige Religion studiert und kannte ihre Kultur bis in alle Einzelheiten.
    Trotzdem gab es auch für ihn immer noch Überraschungen. Wie Rugad hatte er auf der Insel keinerlei Armut erwartet. Und im Gegensatz zu Rugad auch nicht diesen immensen Reichtum.
    Die Felder schienen kein Ende zu nehmen. Wirbler hielt nach den Brücken Ausschau, die anzeigten, daß er sich der Hauptstadt näherte. Dann würde er die Stadt schon in der Ferne erkennen, hatten die Gefangenen gesagt. Der Tabernakel lag am Ufer des breiten Flusses namens Cardidas. Diesen Ort mußte er meiden, auch wenn er aussehen mochte wie ein Palast. Der Palast war das andere große Gebäude am jenseitigen Flußufer.
    Wenn das Glück ihm treu blieb, würde sich der Tag gegen Abend kaum abkühlen. Dann konnte Wirbler durch ein offenes Fenster schlüpfen und den Palast systematisch durchkämmen.
    Er würde seine Botschaft überbringen und wieder zurückfliegen.
    Den Rest erledigte dann Rugad.

 
13
     
     
    Gabe blieb erst unter der großen Brücke stehen. Sein Atem ging schwer. Er beugte sich vor, rieb sich die schmerzenden Waden und dehnte sie, während ihm das Blut ins Gesicht stieg.
    Beinahe hätte sie ihm die Augen ausgehackt. Hätte Solanda sie nicht daran gehindert, wäre er durch die Schuld seiner eigenen Schwester erblindet.
    Was für eine Angriffslust. Auch Arianna liebte Sebastian. Vielleicht konnte Gabe sich das zunutze machen. Vielleicht konnte er Solanda alles erzählen, und diese würde Arianna beauftragen, Sebastian zu beschützen.
    Vielleicht tat sie das auch nicht. Für Solanda war Sebastian kein normaler Mensch, sondern etwas Unnatürliches und Unwirkliches. Tatsächlich schien sie ihn für das zu hassen, was er gewesen war, und nicht die Person zu sehen, zu der er sich entwickelt hatte.
    Gabe lehnte sich gegen den steinernen Brückenpfeiler. Sein Herz klopfte wie wild. Vom Fluß stieg ein modriger Geruch auf, der sich unter der Brücke sammelte. Es stank nach Verwesung, Urin, Unrat. Gabe hatte sich schon bei seinen seltenen früheren Ausflügen in die Stadt hier versteckt, weil kaum ein Inselbewohner diesen Ort aufsuchte. Diejenigen, die trotzdem hierherkamen, waren die Unglücklichen, Ungeliebten und Heimatlosen.
    Er hatte versagt. Damit hatte er nicht

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