Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Vorliebe, im Freien zu leben, in Betracht zog.
    Solanda strich sich mit der einen Hand das Haar glatt und ordnete mit der anderen ihre Kleidung. Das war ihre Fey-Art, das Putzen einer Katze nachzuahmen. Sie wußte, daß sie fürchterlich aussah. Einerseits war es ihr egal. Andererseits wollte sie Gabe nicht merken lassen, wie beunruhigt sie war. Niemand brauchte das zu wissen.
    Die meisten Fey schliefen. Selbst im Schattenland lebten sie nach einem regelmäßigen Zeitplan: Sie schliefen, wenn es außerhalb des Schattenlandes dunkel war, und wachten wieder auf, wenn es dort hell wurde. Im Schattenland selbst herrschte immer die gleiche Helligkeit, aber diese Zeiteinteilung verhinderte, daß die Fey durchdrehten.
    Solanda ging am Domizil vorbei. Im Westflügel waren einige Fenster erleuchtet, und über dem ganzen Gebäude lag der Duft von Speisezauber. Solanda hatte aufgeschnappt, daß sich einige der jüngeren Domestiken darauf verlegt hatten, für die verbliebenen Fey üppige Feste auszurichten, damit das Leben im Schattenland weniger eintönig verlief.
    Solanda schüttelte sich. Selbst das klang in ihren Ohren eintönig.
    Sie warf einen Blick auf den Holzplatz auf der Rückseite des Domizils. Abgesehen von dem frisch geschlagenen Holz war er leer. Auf den meisten Feldzügen schliefen die Rotkappen neben dem Domizil oder auf den Holzplätzen. Rotkappen waren kleine, vierschrötige Fey ohne magische Kräfte, die sich nach einer Schlacht der Toten anzunehmen pflegten. In Friedenszeiten gab es keine Verwendung für sie, und deshalb hatte man sie wahrscheinlich auch aus dem Schattenland hinausgeworfen. Hätten sie nicht unverkennbar wie Fey ausgesehen, hätten sie sich problemlos in die Gesellschaft der Inselbewohner einfügen können.
    So wie es nun aber einmal war, behandelten die Inselbewohner sie wahrscheinlich genauso als Ausgestoßene wie die anderen Fey.
    Die Stufen zu Rugars altem Haus sahen aus wie immer, aber der Vorhof war hergerichtet worden. Jemand hatte zwei Holzbänke gebaut, Bänke ohne Lehnen, perfekt für Irrlichtfänger und ihre Flügel.
    Gabe hatte die Bänke getischlert. Mit solchen Arbeiten versuchte er, seinen Adoptiveltern eine Freude zu machen. Nachdem Rugar den Jungen entführt hatte, hatte er ihn Wind und Niche übergeben. Die beiden hatten ihn wie ihr eigenes Kind aufgezogen – Irrlichtfänger konnten keine eigenen Kinder bekommen –, und Niche hatte ihm einmal fast ihr Leben geopfert.
    Dieselbe Ergebenheit hatte Solanda auch für Arianna gefühlt, und man brauchte sich nur anzusehen, wohin sie das gebracht hatte.
    Solanda seufzte, verdrängte ihren Kummer und klopfte.
    Das Geräusch hallte durch das Schattenland, ein hohles Echo, als würde es von den Wänden einer leeren Kiste zurückgeworfen. Genaugenommen war ein Schattenland nichts anderes als eine Kiste, eine Konstruktion, die ein Visionär errichtete, um seine Soldaten während eines Feldzuges zu beherbergen.
    Solanda klopfte noch einmal.
    Diesmal öffnete sich die Tür einen Spaltbreit. Wind steckte schlaftrunken den Kopf hindurch. Seine Augenbrauen waren zerzaust, und das Kissen hatte Falten auf seinem Gesicht hinterlassen. Er blinzelte zweimal, bevor er die Gestaltwandlerin zu erkennen schien.
    »Solanda?« Er öffnete die Tür ganz. »Komm rein.«
    Er fragte nicht einmal, was sie wollte. Was für ein Vertrauen mußte er in das Schattenland besitzen. Im Geiste schüttelte Solanda den Kopf, dann trat sie ein.
    Der große Raum war sonst immer nur mit dem Nötigsten möbliert gewesen: einem Tisch, ein paar Stühlen und einem Kamin. Jetzt schien er völlig verändert. Die Wände waren mit von Domestiken gewebten Teppichen bedeckt. Die meisten von ihnen hatten ein einfaches Diamantmuster und waren mit einem Zauberspruch für Gemütlichkeit und Entspannung belegt. Aber der größte Teppich besaß ein gesticktes Mittelfeld, das Gabe als Jungen zeigte, von dem Lichtstrahlen in alle Ecken des Schattenlandes und darüber hinaus ausgingen.
    »Den hat die Schamanin gemacht«, erklärte Wind. Er hatte die Flügel flach auf dem Rücken zusammengefaltet. Auch das deutete darauf hin, daß Solanda ihn aus dem Schlaf gerissen hatte.
    »Die Schamanin?«
    Wind grinste. »Manchmal vergessen wir, daß auch sie über Domestikenmagie verfügt.«
    Das hatte Solanda in der Tat vergessen. »Was soll das darstellen?«
    »Er ist für Gabe«, erwiderte Wind, »als Dank und Erinnerung an den großen Dienst, den er dem Schattenland als Kind erwiesen

Weitere Kostenlose Bücher